Archer Jeffrey
Straße erreichten, brach William vor seinem Haus zusammen. Der Chauffeur und Kate halfen ihm herein. Kate sah, daß er weinte, und legte den Arm um ihn.
»Was ist geschehen, William? Was ist los?«
»Man hat mich aus meiner Bank geworfen. Mein eigener Aufsichtsrat hat kein Vertrauen mehr zu mir. Als es darauf ankam, unterstützten sie Rosnovski.«
Er weinte.
Irgendwie gelang es Kate, ihn ins Bett zu bringen. Sie saß die ganze Nacht bei ihm. Er sprach kein Wort. Und er schlief auch nicht.
Die Mitteilung im Wall Street Journal am folgenden Montag lautete einfach: »William Lowell Kane, Präsident und Vorsitzender der Lester-Bank, trat nach der gestrigen Aufsichtsratssitzung zurück.«
Für seinen plötzlichen Abgang wurde keine Erklärung gegeben, und die Möglichkeit, daß sein Sohn seinen Platz einnehmen könnte, wurde nicht erwähnt. William wußte, welche Gerüchte in Wall Street kursieren würden; man würde das Schlimmste annehmen. Er saß allein im Bett, und alles auf dieser Welt hatte seine Wichtigkeit verloren.
Abel Rosnovski las die Mitteilung von William Kanes Rücktritt am selben Tag im Wall Street Journal Er nahm den Telefonhörer, rief die Lester-Bank an und verlangte den neuen Präsidenten. Ein paar Sekunden später meldete sich Jake Thomas. »Guten Morgen, Mr. Rosnovski.«
»Guten Morgen, Mr. Thomas. Ich rufe nur an, um Ihnen mitzuteilen, daß ich heute morgen alle meine Interstate-Aktien zum Marktpreis der Bank und meine acht Prozent Anteil an den LesterAktien Ihnen persönlich für zwei Millionen Dollar überlasse.«
»Vielen Dank, Mr. Rosnovski. Das ist sehr großzügig von Ihnen.« »Kein Grund, mir zu danken, Mr. President. Es ist nicht mehr, als wir vereinbarten, als Sie mir Ihre zwei Prozent der Stammaktien verkauften«, sagte Abel Rosnovski.
Siebentes Buch
Es erstaunte Abel, daß der endgültige Triumph ihm so wenig Befriedigung verschaffte.
George versuchte, ihn zu einer Reise nach Warschau zu überreden, um nach Grundstücken für ein neues Baron-Hotel zu suchen, aber Abel hatte keine Lust. Mit zunehmendem Alter bekam er Angst, im Ausland zu sterben und Florentyna nie mehr wiederzusehen. Auch für seine Hotelgruppe brachte er monatelang kein Interesse mehr auf. Als John F. Kennedy am 22. November 1963 ermordet wurde, versank Abel noch mehr in Trübsinn und sorgte sich um die Zukunft Amerikas. Schließlich gelang es George, ihn zu einer Reise ins Ausland zu überreden; vielleicht würde er die Dinge bei seiner Rückkehr etwas rosiger sehen.
Abel fuhr nach Warschau, wo ihm eine streng geheimgehaltene Vereinbarung die Errichtung des ersten Baron-Hotels in der kommunistischen Welt zusicherte. Sein fließendes Polnisch beeindruckte die Leute in Warschau, und Abel war stolz, Holiday Inns und Intercontinental hinter dem Eisernen Vorhang zuvorgekommen zu sein. Immer wieder mußte er daran denken… Und daß Lyndon Johnson John Gronowski zum ersten polnisch-amerikanischen Botschafter ernannte, machte die Sache auch nicht besser. Aber jetzt schien ihm nichts mehr Befriedigung zu verschaffen. Er hatte Kane geschlagen und seine Tochter verloren; und er fragte sich, ob der Mann ebenso um seinen Sohn trauerte. Nach dem Besuch in Warschau fuhr er in der Welt herum, wohnte in seinen Hotels und schaute dem Bau von neuen Barons zu. Nach der Eröffnung eines Baron-Hotels in Cape Town, Südafrika, flog er nach Deutschland, um ein weiteres Hotel in Düsseldorf zu eröffnen.
Sechs Monate blieb er in seinem Lieblingshotel in Paris, streifte bei Tag durch die Straßen, ging abends in die Oper und versuchte, die Erinnerung an glücklichere Tage mit Florentyna wachzurufen.
Schließlich verließ er Paris und flog nach diesem langen Exil zurück nach Amerika. Als er mit gebeugtem Rücken, die Glatze mit einem dunklen Hut bedeckt, am Kennedy-Airport aus einer Boeing 707 die Gangway hinunterstieg, erkannte ihn kein Mensch. George, der gute treue George, auch er sichtlich gealtert, begrüßte ihn. Auf der Fahrt zum New York Baron erzählte ihm George wie gewöhnlich die letzten Neuigkeiten von den Hotels. Die Gewinne waren noch höher als erwartet, und seine tüchtigen jungen Direktoren setzten sich überall in der Welt durch. Zweiundsiebzig Hotels mit zweiundzwanzigtausend Angestellten; Abel schien gar nicht zuzuhören. Er wollte nur von Florentyna hören.
»Es geht ihr gut«, sagte George, »sie kommt Anfang nächsten Jahres nach New York.«
»Warum?« fragte Abel, plötzlich aufgeregt.
»Sie eröffnet eine
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