Archer Jeffrey
Erfolg.
Er fährt um 2 Uhr nachts zum Heim der Elliots. Mr Elliot, der in seinem Arbeitszimmer an seiner Dankesrede gearbeitet hat, öffnet selbst die Tür. Mr Cartwright stürmt herein, schlägt Mr Elliot so heftig auf die Nase, dass er in den Flur taumelt, wo er sieht, wie sein Feind sich auf ihn werfen will. Mr Elliot erholt sich noch rechtzeitig, um in sein Arbeitszimmer zu laufen und die Waffe zu holen, die er in einer Schublade seines Schreibtisches aufbewahrt. Er dreht sich in dem Augenblick um, als Cartwright sich auf ihn stürzt, ihm die Waffe aus der Hand tritt und somit sicherstellt, dass Mr Elliot keine Chance hat, sich zu verteidigen. Cartwright packt die Pistole, baut sich vor seinem Opfer auf und schießt ihm ohne zu zögern ins Herz. Dann schießt er ein zweites Mal, diesmal in die Decke, um den Eindruck zu erwecken, dass ein Kampf stattgefunden hat. Anschließend lässt Cartwright die Waffe fallen, läuft aus der offenen Tür, springt in seinen Wagen und fährt rasch nach Hause. Was er nicht weiß: Es gibt eine Zeugin für diesen Vorfall
– die Ehefrau des Opfers, Mrs Rebecca Elliot. Als sie den ersten Schuss hört, rennt Mrs Elliot aus dem Schlafzimmer im ersten Stock. Kurz darauf vernimmt sie den zweiten Schuss und sieht voller Entsetzen, wie Cartwright aus der Haustür stürmt. Und ebenso wie die Fernsehkamera jedes Detail des frühen Abends festgehalten hat, wird Mrs Elliot Ihnen in derselben Genauigkeit beschreiben, was im Laufe dieser Nacht geschah.«
Der Staatsanwalt richtete seine Aufmerksamkeit von den Geschworenen auf Fletcher. »In wenigen Augenblicken, wird sich der Verteidiger erheben und versuchen, Sie mit seinem berühmten Charme und seiner Redekunst zu Tränen zu rühren in dem Bemühen, die Geschehnisse irgendwie zu erklären. Aber er kann die Leiche eines unschuldigen Mannes nicht wegerklären, kaltblütig ermordet von seinem politischen Erzfeind. Er kann die im Fernsehen getätigte Aussage ›Ich werde dir den Todesstoß versetzen‹ nicht wegerklären. Er kann die Zeugin des Mordes – Mr Elliots Witwe Rebecca – nicht wegerklären.«
Staatsanwalt Ebden richtete seinen Blick auf Nat. »Ich kann gut verstehen, wenn Sie für diesen Mann Mitgefühl empfinden, doch wenn Sie erst alle Beweise gehört haben, werden Sie nicht länger an Mr Cartwrights Schuld zweifeln und dann haben Sie keine andere Wahl, als Ihre Pflicht gegenüber dem Staat zu erfüllen und ihn für schuldig zu befinden.«
Es herrschte eine unheimliche Stille im Gerichtssaal, als Richard Ebden seinen Platz wieder einnahm. Richter Kravats machte sich eine Notiz auf einem Schreibblock und sah dann zum Tisch der Verteidigung.
»Sie möchten doch sicher darauf antworten, Herr Anwalt, nicht wahr?«, fragte der Richter und versuchte erst gar nicht, die Ironie in seiner Stimme zu verbergen.
Fletcher erhob sich, sah dem Richter in die Augen und sagte: »Danke nein, Euer Ehren, ich habe nicht die Absicht, ein
Eröffnungsplädoyer zu halten.«
Fletcher und Nat saßen schweigend mitten in dem Tumult, der
daraufhin im Gerichtssaal ausbrach. Der Richter schlug mehrmals mit dem Hammer auf und versuchte, die Anwesenden zur Ordnung zu rufen. Fletcher warf einen Blick zum Tisch der Anklage und zu Richard Ebden, der sich mit seinen Assistenten beriet. Der Richter versuchte, sein Lächeln zu unterdrücken, sobald ihm klar wurde, was für einen geschickten Schachzug der Verteidiger gemacht hatte – das Team der Anklage war völlig aufgelöst. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Staatsanwalt.
»Mr Ebden, in diesem Fall möchten Sie vielleicht Ihren ersten Zeugen aufrufen«, sagte er nüchtern.
Ebden erhob sich, nicht mehr ganz so zuversichtlich, da ihm jetzt klar war, was Fletcher plante. »Euer Ehren, unter diesen ungewöhnlichen Umständen beantrage ich eine Vertagung.«
»Einspruch, Euer Ehren«, rief Fletcher und stand rasch auf. »Der Staatsanwalt hatte mehrere Monate, um seinen Fall vorzubereiten. Sollen wir jetzt glauben, dass er nicht einmal mit einem einzigen Zeugen aufwarten kann?«
»Ist dem so, Mr Ebden?«, fragte der Richter. »Sind Sie nicht in der Lage, Ihren ersten Zeugen aufzurufen?«
»Das ist korrekt, Euer Ehren. Unser erster Zeuge ist Don Culver, der Polizeichef, und wir wollten ihn erst dann von seinen wichtigen Pflichten fortrufen, wenn es absolut notwendig ist.«
Schon war Fletcher wieder auf den Beinen. »Es ist absolut notwendig, Euer Ehren. Er ist der Polizeichef und hier handelt es sich um
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