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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Kandidaten
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einen Mordprozess. Daher verlange ich, dass die Klage abgewiesen wird, da es offenbar keine polizeilichen Beweise gibt, die dem Gericht vorgelegt werden können.«
»Netter Versuch, Mr Davenport«, sagte der Richter, »aber da spiele ich nicht mit. Mr Ebden, ich komme Ihrer Bitte um Vertagung nach. Das Gericht vertagt sich bis nach der Mittagspause und falls der Polizeichef dann nicht unter uns weilt, werde ich seine Aussage für unzulässig erklären.« Ebden nickte, unfähig, seine Scham zu verbergen.
»Erheben Sie sich«, rief der Gerichtsdiener. Richter Kravats sah auf seine Uhr, dann verließ er den Gerichtssaal.
»Die erste Runde geht an uns«, meinte Tom, als das Team des Staatsanwalts aus dem Saal eilte.
»Möglich«, erwiderte Fletcher, »aber wir brauchen mehr als Pyrrhussiege, wenn wir die letzte Schlacht gewinnen wollen.«
    *
    Nat hasste es zu warten und saß schon lange vor dem Ende der Mittagspause wieder auf seinem Stuhl. Er sah zum Tisch der Anklage, wo Richard Ebden ebenfalls bereits Platz genommen hatte. Er würde denselben Fehler kein zweites Mal begehen. Aber ob Ebden schon klar war, warum Fletcher diesen riskanten Schritt gewagt hatte? Fletcher hatte Nat während der Pause erklärt, dass er den Fall nur gewinnen konnte, wenn er die Aussage von Rebecca Elliot untergrub, und daher konnte er es sich nicht leisten, dass sie sich auch nur für einen Moment entspannte. Nach der Verwarnung durch den Richter würde Ebden sie nun im Flur warten lassen, möglicherweise mehrere Tage lang, bevor sie schließlich in den Zeugenstand gerufen würde.
    Nur wenige Augenblicke, bevor Richter Kravats zurückerwartet wurde, setzte sich Fletcher neben Nat. »Der Polizeichef tigert wütend im Flur auf und ab und Mrs Elliot sitzt allein in einer Ecke und kaut an ihren Nägeln. Ich beabsichtige, die Dame dort mehrere Tag schwitzen zu lassen.«
    In diesem Moment rief der Gerichtsdiener: »Erheben Sie sich. Den Vorsitz führt Richter Kravats.«
»Guten Tag«, sagte der Richter, wandte sich an den Chefankläger und fügte hinzu: »Haben Sie jetzt einen Zeugen für uns, Mr Ebden?«
»Ja, Euer Ehren. Die Anklage ruft Polizeichef Don Culver in den Zeugenstand.«
Nat sah zu, wie Don Culver seinen Eid ablegte und sich setzte. Irgendetwas stimmte nicht, aber er kam nicht gleich darauf, was es war. Dann bemerkte er, wie der Zeigefinger und der Mittelfinger von Culvers rechter Hand zuckten und ihm wurde klar, dass er ihn zum ersten Mal ohne seine unvermeidliche Zigarre sah.
»Mr Culver, wie lange arbeiten Sie schon bei der Polizei?«
»Seit sechsunddreißig Jahren.«
»Dann kann man also mit Fug und Recht behaupten, dass Sie, was Mordfälle angeht, über sehr viel Erfahrung verfügen?«
»Ja, das ist wohl so«, bestätigte der Polizeichef.
»Hatten Sie jemals Kontakt zu dem Angeklagten?«
»Ja, mehrmals.«
»Er stiehlt meine Fragen«, flüsterte Fletcher Nat zu. »Ich weiß nur noch nicht, warum.«
»Hatten Sie sich bezüglich dieses Mannes eine Meinung gebildet?«
»Ja, allerdings. Er ist ein anständiger, gesetzestreuer Bürger, der bis zu dem Mord …«
»Einspruch, Euer Ehren«, rief Fletcher und erhob sich. »Die Geschworenen werden darüber befinden, wer Mr Elliot ermordet hat, nicht der Polizeichef. Wir leben noch nicht in einem Polizeistaat.«
»Stattgegeben«, sagte der Richter.
»Tja, ich kann nur sagen, bevor all dies passiert ist, hätte ich für ihn gestimmt«, sagte der Polizeichef. Im Gerichtssaal wurde gelacht.
»Wenn ich mit dem Polizeichef fertig bin«, flüsterte Fletcher, »wird er ganz sicher nicht für mich stimmen.«
»Dann müssen Sie doch daran gezweifelt haben, dass so ein aufrechter Bürger zu einem Mord fähig ist.«
»Überhaupt nicht, Mr Ebden«, widersprach der Polizeichef. »Mörder sind keine Durchschnittskriminellen.«
»Möchten Sie uns erklären, was Sie damit meinen, Chief?«
»Aber klar«, sagte Culver. »Normalerweise ist Mord eine häusliche Sache, für gewöhnlich findet er im engen Familienkreis statt und häufig wird er von jemandem verübt, der nicht nur niemals zuvor ein Verbrechen begangen hat, sondern das vermutlich auch nie mehr tun wird. Sobald diese Leute erst mal verhaftet sind, sind sie häufig pflegeleichter als ein Taschendieb.«
»Haben Sie das Gefühl, dass Mr Cartwright in diese Kategorie fällt?«
»Einspruch«, rief Fletcher im Sitzen, »woher sollte der Polizeichef die Antwort auf diese Frage kennen?«
»Ich habe sechsunddreißig Jahre Erfahrung mit Mördern«, erwiderte

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