Archer Jeffrey
an.
»Sollten Sie Antworten auf Fragen suchen, die Sie jetzt haben«, sagte Dr. Renwick, »einschließlich der Frage, wer Ihre biologischen Eltern sind und wie Sie getrennt wurden, dann überlasse ich Ihnen nur zu gern diese Akte.«
Keiner der Männer reagierte sofort. Es dauerte eine Weile, bevor Fletcher sagte: »Ich muss den Inhalt dieser Akte nicht sehen.«
Nun war es an Dr. Renwick, sich überrascht zu zeigen.
»Es gibt nichts, was ich nicht über Nat Cartwright wüsste«, erläuterte Fletcher, »einschließlich der Einzelheiten des tragischen Todes seines Bruders.«
Nat nickte. »Meine Mutter hat immer noch ein Foto von uns beiden auf ihrem Nachttisch. Sie spricht oft von meinem Bruder Peter und was er als Erwachsener wohl gemacht haben würde.« Er schwieg und sah Fletcher an. »Sie wäre stolz auf den Mann, der das Leben seines Bruders rettete. Aber ich habe noch eine Frage« – er drehte sich wieder zu Dr. Renwick –, »ich muss wissen, ob Mrs Davenport bewusst ist, dass Fletcher nicht ihr Sohn ist?«
»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Renwick.
»Was macht Sie da so sicher?«, erkundigte sich Fletcher.
»Weil zu den vielen Dingen, die ich in dieser Akte fand, auch der Brief des Arztes gehört, der Sie beide zur Welt gebracht hat. Er hinterließ Anweisungen, die nur zu öffnen waren, sollte bezüglich Ihrer Geburt ein Streit entbrennen, der dem Ruf des Krankenhauses schaden könnte. Und in dem Brief steht, dass außer Dr. Greenwood nur noch eine einzige Person die Wahrheit kannte.«
»Und wer war das?«, fragten Nat und Fletcher gleichzeitig.
Dr. Renwick schwieg, während er eine weitere Seite in der Akte umblätterte. »Eine Miss Heather Nichol, aber sie und Dr. Greenwood sind in der Zwischenzeit verstorben, darum lässt sich das nicht mehr bestätigen.«
»Sie war meine Kinderfrau«, sagte Fletcher und sah Nat an. »Ich würde es vorziehen, wenn meine Eltern die Wahrheit niemals herausfinden.«
»Damit habe ich kein Problem«, meinte Nat.
»Meine Eltern sind jetzt beide fast achtzig«, sagte Fletcher. »Warum also die Geister der Vergangenheit wecken?« Er schwieg eine Weile.
»Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich frage, wie unser Leben ausgesehen hätte, hätte ich in deiner Wiege gelegen und du in meiner«, sagte er und sah Nat an.
»Das werden wir niemals erfahren«, erwiderte Nat. »Doch eines ist sicher.«
»Und das wäre?«, fragte Fletcher.
»Ich werde trotzdem der nächste Gouverneur von Connecticut sein.«
»Was macht dich da so sicher?«, fragte Fletcher.
»Ich war dir von Anfang an um eine Nasenlänge voraus und das ist immer so geblieben. Schließlich bin ich schon sechs Minuten länger auf der Erde als du.«
»Ein winziger Nachteil, von dem ich mich schon nach einer Stunde völlig erholt hatte.«
»Kinder, Kinder«, tadelte Ben Renwick. Beide Männer lachten, und der Arzt schloss die Akte. »Dann sind wir uns einig, dass jeder Beweis Ihrer Beziehung vernichtet und niemals wieder erwähnt werden sollte?«
»Einverstanden«, sagte Fletcher ohne zu zögern.
»Und niemals wieder erwähnt«, wiederholte Nat.
Beide Männer sahen zu, wie Dr. Renwick die Akte öffnete und eine Geburtsurkunde herauszog, die er in einen Reißwolf schob. Keiner sprach, während das Beweisstück verschwand. Der Geburtsurkunde folgte ein dreiseitiger Brief, datiert auf den 11. Mai 1949 und unterzeichnet von Dr. Greenwood. Danach kamen mehrere krankenhausinterne Dokumente und Memos, alle aus dem Jahr 1949. Dr. Renwick schob sie eines nach dem anderen in den Reißwolf, bis nur noch die leere Aktenhülle übrig blieb. Auf ihr standen die Namen Nathaniel und Peter Cartwright. Er zerriss den Aktendeckel in vier Teile, bevor er die letzten Beweise den wartenden Zähnen des Reißwolfs übergab.
Fletcher erhob sich unsicher vom Stuhl und wollte seinem Bruder die Hand schütteln. »Ich sehe dich dann im Gouverneurssitz.«
»Auf jeden Fall.« Nat nahm ihn in die Arme. »Ich werde gleich als Erstes eine Rollstuhlrampe einbauen lassen, damit du mich regelmäßig besuchen kannst.«
»Tja, ich muss los«, sagte Fletcher und schüttelte Ben Renwick die Hand. »Ich habe eine Wahl zu gewinnen.« Er humpelte zur Tür und wollte sie vor Nat erreichen, aber sein Bruder sprang vor und öffnete sie ihm.
»Man hat mich so erzogen, dass ich Frauen, älteren Mitbürgern und Invaliden die Für öffne«, erklärte Nat.
»Du kannst dieser Auflistung noch künftige Gouverneure hinzufügen«, erklärte Fletcher und humpelte davon.
»Hast du
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