Archer Jeffrey
Bevollmächtigungsschreiben brauchen, General …«
»Es wird bis heute abend sechs Uhr auf Ihrem Schreibtisch liegen«, sagte der Staatspräsident.
»Und den Rang eines bevollmächtigten Botschafters, wann immer ich ins Ausland reisen muß.«
»Schon bewilligt.«
»Ich danke Ihnen«, sagte Ignatius und erhob sich von seinem Sessel, in der Annahme, die Audienz sei beendet.
»Vielleicht werden Sie auch das hier brauchen«, sagte der General, während sie auf die Tür zugingen. Das Staatsoberhaupt reichte Ignatius eine kleine Selbstladepistole. »Ich habe nämlich inzwischen den Verdacht, daß Sie fast ebenso viele Feinde haben wie ich.«
Ungeschickt nahm Ignatius die Pistole aus der Hand des Soldaten entgegen, steckte sie in die Tasche und murmelte seinen Dank.
Ignatius, verließ seinen Vorgesetzten ohne weitere Worte und wurde zurück in sein Ministerium gefahren.
Ohne Kenntnis des Vorsitzenden der State Bank of Nigeria, und ungehindert von irgendwelchen höheren Staatsbeamten, nahm Ignatius enthusiastisch seine neue Aufgabe in Angriff. Nachts betrieb er allein seine Nachforschungen und besprach am Tag mit niemandem, was er entdeckt hatte. Drei Monate später war er soweit, zuschlagen zu können.
Der Minister wählte den Monat August für einen außerplanmäßigen Besuch im Ausland, da dies die Zeit war, in der die meisten Nigerianer in die Ferien gingen, so daß seine Abwesenheit keines Kommentars für wert befunden würde.
Er bat seinen Staatssekretär, für ihn, seine Frau und ihre zwei Kinder einen Flug nach Orlando zu buchen und vergewisserte sich, daß die Kosten seinem Privatkonto in Rechnung gestellt wurden.
Nach ihrer Ankunft in Florida stieg die Familie im MarriotHotel ab. Hierauf teilte Ignatius seiner Frau ohne jede Erklärung und ohne ihr vorher Bescheid gegeben zu haben, mit, daß er für ein paar Tage geschäftlich in New York sein und anschließend für den Rest der Ferien wieder zu ihnen stoßen werde. Am darauffolgenden Morgen überließ Ignatius seine Familie der Wunderwelt von Disneyworld, während er selbst das Flugzeug nach New York bestieg. Die Taxifahrt vom La-Guardia- zum Kennedy-Airport war kurz, wo ein Wechsel der Kleidung und ein bar bezahltes Zweite-Klasse-Ticket es Ignatius ermöglichten, unbemerkt an Bord einer Swiss-Air-Maschine nach Genf zu gehen.
In Genf angekommen, bezog Ignatius ein Zimmer in einem unscheinbaren Hotel, ging zu Bett und schlief acht Stunden lang fest. Beim Frühstück am nächsten Morgen studierte er die Liste von Banken, die er noch in Nigeria im Anschluß an seine Nachforschungen sorgfältig erstellt hatte: Jeder Name war mit eigener Hand deutlich lesbar aufgeschrieben. Ignatius beschloß, mit Gerber et Cie zu beginnen, deren Gebäude, wie er von seinem Hotelzimmer aus feststellen konnte, die halbe Avenue de Parchine einnahm. Er ließ sich vom Concierge die Richtigkeit der Telefonnummer bestätigen, bevor er die Bank anrief. Der Bankdirektor erklärte sich einverstanden, den Minister um zwölf Uhr zu empfangen.
Nur mit einer alten, abgewetzten Aktentasche ausgerüstet, traf Ignatius ein paar Minuten vor dem verabredeten Zeitpunkt in der Bank ein. Ein ungewöhnliches Auftreten für einen Nigerianer, dachte der mit einem eleganten grauen Anzug, weißem Hemd und grauer Seidenkrawatte bekleidete junge Mann, der in der marmornen Eingangshalle wartete, um ihn in Empfang zu nehmen. Er verbeugte sich vor dem Minister, stellte sich als der persönliche Assistent des Bankdirektors vor und erklärte, er werde Ignatius zum Büro des Direktors geleiten. Der junge Bankbeamte führte den Minister zu einem wartenden Fahrstuhl, und keiner der beiden Männer sagte ein einziges Wort, bis sie den elften Stock erreicht hatten. Auf ein leichtes Klopfen an der Tür des Direktors hörte man » Entrez! « , worauf sie eintraten.
»Der nigerianische Finanzminister, Monsieur.«
Der Direktor erhob sich hinter seinem Schreibtisch und trat vor, um den Gast zu begrüßen. Ignatius konnte nicht umhin zu bemerken, daß auch er einen grauen Anzug, ein weißes Hemd und eine graue Seidenkrawatte trug.
»Guten Morgen, Herr Minister«, sagte der Bankdirektor. »Wollen Sie nicht Platz nehmen?« Er führte Ignatius zu einem niedrigen, von bequemen Sesseln umgebenen Glastisch am anderen Ende des Zimmers. »Ich habe für uns beide Kaffee bestellt, wenn Ihnen das recht ist.«
Ignatius nickte, stellte die abgewetzte Aktentasche auf den Boden neben seinem Sessel ab und starrte aus dem großen
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