Archer Jeffrey
Stadtrand vor.
»Wenn Sie wollen, können Sie den Job haben«, versicherte ihm der Betriebsleiter.
»Und wie sieht’s mit der Zukunft aus?«
»Das Auto ist kein Spielzeug für reiche Exzentriker mehr und auch nicht mehr nur notwendige Anschaffung für den Geschäftsmann«, antwortete der Betriebsleiter. »Genaugenommen«, fuhr er fort, »bereitet sich die Geschäftsleitung auf die Zwei-Auto-Familie vor.«
»Das heißt, es müssen noch mehr Räder an Autos montiert werden«, sagte Arthur mit sinkendem Mut.
»Sie haben es erfaßt.«
Noch in derselben Stunde unterschrieb Arthur den Arbeitsvertrag, und es dauerte nur ein paar Tage, bis er wieder im alten Trott war. Schließlich brauche man, erinnerte er oft seine Frau, kein Ingenieursdiplom, um einhundertmal pro Schicht vier Muttern an einem Rad zu befestigen.
Über kurz oder lang akzeptierte Arthur die Tatsache, daß er sich mit einem Leben in Mittelmäßigkeit würde abfinden müssen. Mittelmäßigkeit war jedoch nicht das, was er mit seinem Sohn vorhatte.
Mark hatte seinen fünften Geburtstag gefeiert, noch bevor sein Vater ihn je zu Gesicht bekommen hatte, aber von dem Augenblick an, da er wieder zu Hause war, verwöhnte Arthur den Jungen, so gut er nur konnte.
Arthur war fest entschlossen, den Sohn nicht in der Montagehalle einer Autofabrik landen zu lassen. Zu diesem Zweck machte er Überstunden, um ja sicherzustellen, daß Mark private Nachhilfestunden in Mathematik, Naturwissenschaft und Englisch haben konnte. Er fühlte sich belohnt für seine Mühen, als der Junge seine »eleven-plus«-Prüfung zur Aufnahme an einer höheren Schule ablegte und einen Platz an der King Henry VIII. Grammar School ergatterte. Und dieser Stolz kam nicht ins Schwanken, als Mark daraufhin mit sechzehn Jahren fünf O-Levels bestand und zwei Jahre später noch zwei ALevels hinzufügte.
Arthur versuchte seine Enttäuschung zu verbergen, als der Junge ihn an seinem achtzehnten Geburtstag davon in Kenntnis setzte, er wolle nicht die Universität besuchen.
»Welche Art von Karriere hast du dir denn überhaupt vorgestellt, mein Junge?« erkundigte sich Arthur.
»Ich habe ein Bewerbungsformular ausgefüllt, um bei dir in der Montagehalle zu arbeiten, sobald ich die Schule verlasse.«
»Aber warum willst du –«
»Warum nicht? Die meisten meiner Freunde, die mit Semesterende von der Schule abgehen, sind schon bei Triumph aufgenommen worden, und sie können es kaum erwarten, dort anzufangen.«
»Du mußt den Verstand verloren haben.«
»Hör schon auf, Dad. Die Bezahlung ist gut, und du selbst hast bewiesen, daß man mit Überstunden jederzeit eine Menge Extrageld machen kann. Und ich hab’ nichts gegen harte Arbeit.«
»Glaubst du wirklich, ich habe all die Jahre dafür gelebt, daß du eine erstklassige Erziehung bekommst, nur um dich dann enden zu lassen wie mich? Willst du vielleicht bis an dein Lebensende Räder an Autos montieren?« schrie Arthur.
»Der Job hat noch mehr zu bieten, und das weißt du, Dad.«
»Nur über meine Leiche gehst du da hin«, sagte sein Vater. »Es ist mir egal, was deine Freunde am Ende machen, mir geht es nur um dich. Du könntest Anwalt werden, oder Buchhalter, oder Offizier, oder sogar Lehrer. Warum willst du in einer Autofabrik enden?«
»Das Anfangsgehalt ist höher als das eines Lehrers«, sagte Mark.
»Mein Französischlehrer hat mir einmal gesagt, er sei längst nicht so gut dran wie du.«
»Darum geht es nicht, mein Junge –«
»Es geht darum, Dad, daß man von mir nicht erwarten kann, daß ich mein Leben lang eine Arbeit verrichte, die mir keinerlei Spaß macht, nur um dir einen deiner Träume zu erfüllen.«
»Aber ich werde nicht erlauben, daß du dein Leben verplemperst«, sagte Arthur und stand vom Frühstückstisch auf. »Als erstes werde ich, wenn ich heute morgen zur Arbeit gehe, dafür sorgen, daß deine Bewerbung abgelehnt wird.«
»Das ist nicht fair, Dad. Ich habe ein Recht auf –«
Aber sein Vater hatte das Zimmer bereits verlassen und sagte, bevor er sich auf den Weg zur Fabrik machte, kein einziges Wort mehr zu dem Jungen.
Mehr als eine Woche lang sprachen Vater und Sohn nicht miteinander. Es war Marks Mutter, die schließlich einen Kompromiß herbeiführte. Mark könne sich um jeden Job bewerben, der seines Vaters Zustimmung fände, und sollte er dabei ein volles Jahr durchhalten, könne er sich, wenn er dies immer noch wolle, um einen Arbeitsplatz in der Fabrik bewerben. Als Gegenleistung würde sein Vater ihm dann keine
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