Archer Jeffrey
eine für dieses Wochenende geplante Reise nach Texas absagen mußte und die Rundfunkanstalt gebeten hat, ihm am Montag die Hauptsendezeit für eine Rede an die Nation zur Verfügung zu stellen.«
»Wir haben es buchstäblich in letzter Minute geschafft«, sagte Romanow und goß sich noch einen Wodka ein.
»Es stand sozusagen auf des Messers Schneide! Seien wir dankbar für den Zeitunterschied zwischen hier und den Vereinigten Staaten, sonst hätten wir die Frist nie einhalten können.«
Romanow schauderte bei dem Gedanken, wie knapp das Unternehmen ausgegangen war, und stürzte seinen zweiten Wodka hinunter.
»Sie müssen mit mir zu Mittag essen, Genosse! Ihre Order lautet zwar, unverzüglich nach Moskau zurückzukehren, aber mein Sekretär hat mir versichert, daß die nächste Maschine nicht vor acht Uhr abends abfliegt. Ich beneide Sie um den Empfang, der Ihnen morgen im Kreml bereitet werden wird.«
»Ich brauche noch die tausend Pfund für …«
»Ach ja«, entgegnete der Botschafter. »Ich habe sie schon parat.« Er sperrte die kleine Schublade seines Schreibtisches auf und reichte Romanow ein dünnes Bündel Banknoten in einer unscheinbaren Zellophanhülle.
Romanow ließ das Päckchen in seine Tasche gleiten und ging mit dem Botschafter zum Mittagessen.
Bush platzte in Lawrences Büro.
»Romanow hat die Ikone!« brüllte er.
Lawrence sank die Kinnlade herab. Auf seinem Gesicht
breitete sich ein Ausdruck der Verzweiflung aus. »Woher wollen Sie das wissen?« fragte er betroffen.
»Ich habe eben eine Nachricht aus Washington erhalten. Die Sowjets haben für heute abend um acht Uhr um eine offizielle Unterredung mit dem Außenminister gebeten.«
»Das glaube ich einfach nicht«, erwiderte Lawrence. »Aber ich«, sagte Bush. »Wir haben schon immer gewußt,
daß ihr gottverdammter Freund ein schäbiger Verräter ist, genau wie sein Vater. Eine andere Erklärung kann es nicht geben.«
»Er könnte auch tot sein«, antwortete Lawrence leise.
»Das hoffe ich in seinem eigenen Interesse«, gab Bush zurück.
Das Telefon auf Lawrences Schreibtisch klingelte. Er griff danach wie nach einer Rettungsleine. »Ein Dr. John Vance möchte Sie kurz sprechen, Sir«, sagte seine Sekretärin. »Er behauptet, Sie hätten um seinen Anruf gebeten.«
Vance? Vance? Der Name kam Lawrence bekannt vor, doch er wußte nicht so recht, wo er ihn unterbringen sollte. »Stellen Sie durch«, sagte er.
»Guten Morgen, Mr. Pemberton!« sagte eine Stimme.
»Guten Morgen, Dr. Vance! Was kann ich für Sie tun?«
»Sie baten mich anzurufen, sobald ich Scott untersucht hätte.«
»Scott?« wiederholte Lawrence. Er glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.
»Ja, Adam Scott! Sie erinnern sich bestimmt. Sie haben gewünscht, daß er sich einer kompletten Untersuchung unterzieht – wegen der Anstellung in Ihrer Abteilung.«
Lawrence war sprachlos.
»Ich habe ihm ein Gesundheitszeugnis ausgestellt«, fuhr der Arzt fort. »Alles bestens! Ein paar Schrammen und ein schlimmer Bluterguß, aber nichts, was nicht innerhalb von ein paar Tagen heilen würde.«
»Schrammen und Blutergüsse?« fragte Lawrence.
»Genau! Aber machen Sie sich keine Sorgen um diesen Scott. Er kann zu arbeiten beginnen, wann immer Sie wollen. Das heißt – falls Sie ihn noch wollen.«
»Falls ich ihn noch will!« wiederholte Lawrence. »Ist Mr. Scott zufällig eben bei Ihnen?«
»Nein«, sagte Vance. »Er hat meine Praxis vor etwa zehn Minuten verlassen.«
»Hat er Ihnen gesagt, wohin er geht?« erkundigte sich Lawrence.
»Nein, zumindest nicht genau. Er sagte nur, daß er einen Freund zum Flughafen begleiten müsse oder so etwas Ähnliches.«
Die Kaffeetassen waren abserviert worden. Romanow schaute auf die Uhr. Er hatte genügend Zeit, um seine Verabredung einzuhalten und sein Flugzeug trotzdem noch zu erreichen. Er dankte dem Botschafter für seine Unterstützung und verabschiedete sich. Dann lief er die Stufen vor der Botschaft hinunter und nahm auf dem Rücksitz des anonymen schwarzen Wagens Platz.
Der Chauffeur fuhr schweigend los; er war instruiert worden, wohin der Major wollte.
Während der kurzen Fahrt sprach keiner der beiden. Nachdem sie in die Charlotte Street eingebogen waren, stellte der Chauffeur den Wagen auf dem Parkstreifen ab. Romanow stieg aus, lief über die Straße zur Tür, nach der er Ausschau gehalten hatte, und drückte auf den Klingelknopf.
»Sind Sie Mitglied?« fragte eine Stimme durch die Gegensprechanlage.
»Ja«, antwortete Romanow. Nach einem
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