Archer Jeffrey
griff Romanow danach, rannte los und sprang aufs Motorrad, ohne sich nochmals umzublicken. Sekunden später war die BMW im dichten Verkehr verschwunden.
Adam rührte sich nicht. Obwohl sich das Original kaum länger als eine Stunde nicht in seinem Besitz befunden hatte, fühlte er sich erleichtert, als er es wieder bei sich hatte. Adam überflog die Papiere, die die Unschuld seines Vaters bewiesen, und steckte sie in die Tasche. Er achtete nicht auf die Touristen, von denen einige stehengeblieben waren und ihn erstaunt anstarrten. Eben begann er sich zu entspannen, da verspürte er plötzlich einen heftigen Stoß im Rücken. Entsetzt wirbelte er herum.
Ein kleines Mädchen schaute zu ihm auf.
»Geben Sie und Ihr Freund heute morgen noch eine Vorstellung?«
Die BMW war kaum vor der sowjetischen Botschaft in Kensington Palace Gardens vorgefahren, da sprang Romanow ab, rannte die Treppe hoch und stürzte ohne Anklopfen ins Büro des Botschafters, der gar nicht erst fragte, ob er Erfolg gehabt hatte.
»Alles hat geklappt, genau nach meinem Plan. Er war völlig überrumpelt«, sagte Romanow und überreichte dem Botschafter die Ikone.
Der Botschafter drehte das Bild um und erblickte die kleine Silberkrone des Zaren. Seine letzten Zweifel waren auf der Stelle zerstreut.
»Ich habe Anweisung, die Ikone sofort mit diplomatischem Kurier nach Washington zu schicken. Wir haben keine Zeit zu verlieren!«
»Ich wünschte, ich könnte sie persönlich abliefern«, erwiderte Romanow.
»Geben Sie sich damit zufrieden, Genosse Major, daß Sie Ihren Teil des Unternehmens auf vorbildliche Weise durchgeführt haben.«
Der Botschafter drückte auf einen Knopf an der Seite seines Schreibtisches, woraufhin sofort zwei Männer erschienen. Einer hielt die Kuriertasche auf, der andere stand bewegungslos da. Der Botschafter reichte ihnen die Ikone und sah zu, wie sie in der Tasche verschwand. Die beiden Kuriere sahen so aus, als würden sie völlig mühelos auch den Schreibtisch des Botschafters hinaustragen, dachte Romanow.
»In Heathrow wartet ein Flugzeug, das Sie direkt nach Washington bringt«, sagte der Botschafter. »Alle notwendigen Zollformalitäten sind bereits erledigt. Sie dürften etwa um fünf Uhr Washingtoner Zeit am National Airport ankommen. Somit haben unsere Genossen in Amerika noch genügend Zeit, ihren Teil des Vertrages zu erfüllen.«
Die beiden Männer nickten, versiegelten vor den Augen des Botschafters die Kuriertasche und verabschiedeten sich. Romanow trat ans Fenster und beobachtete, wie ein Dienstwagen mit den beiden Kurieren über die Kensington High Street in Richtung Heathrow davonbrauste.
»Wodka, Genosse Major?«
»Danke«, erwiderte Romanow. Er trat erst vom Fenster weg, als das Auto außer Sichtweite war.
Der Botschafter trat zu einem Wandschrank und holte zwei Gläser und eine Flasche aus dem Kühlfach; dann schenkte er Romanow einen doppelten Wodka ein.
»Es ist keine Übertreibung, wenn ich behaupte, daß Sie nicht unerheblich dazu beigetragen haben, die Sowjetunion zur mächtigsten Nation der Welt zu machen«, sagte er, als er Romanow das Glas reichte. »Trinken wir daher auf die Wiedereingliederung der Einwohner der Aleuten als Vollbürger der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken.«
»Wieso das?« wollte Romanow wissen.
»Es ist wohl an der Zeit«, fuhr der Botschafter fort, »Sie über die Tragweite Ihrer Großtat zu unterrichten.« Und dann berichtete er Romanow von den Instruktionen, die er an diesem Morgen aus Moskau erhalten hatte.
Romanow dankte Gott, daß er nie geahnt hatte, wieviel auf dem Spiel gestanden hatte.
»Ich habe für heute nachmittag um drei Uhr ein Treffen mit dem Außenminister vereinbart, um ihn von der Situation in Kenntnis zu setzen. Wir können uns darauf verlassen, daß die Briten nur an ›fair play‹ interessiert sein werden«, erklärte der Botschafter. »Mir wurde berichtet, daß der Minister alles andere als erfreut ist, weil er eigentlich eine Festveranstaltung in seinem Wahlkreis eröffnen wollte. Die Briten haben höchst merkwürdige Vorstellungen, wie sie ihr Parteisystem in Schwung halten sollen.«
Romanow lachte. »Auf die Aleuten!« sagte er und hob sein Glas. »Und was geschieht in diesem Moment in Washington?«
»Unser Botschafter hat für acht Uhr abends um eine Unterredung mit dem amerikanischen Außenminister ersucht. Im Anschluß daran wird er eine Pressekonferenz in der Botschaft abhalten. Vielleicht freut es Sie zu hören, daß Präsident Johnson
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