Archer Jeffrey
zur King’s Road, wo er erneut ein Taxi anhielt.
»Wohin der Herr?«
»Zum Tower of London.«
Alle waren zur Stelle, als um halb zehn die D4-Sitzung begann. Bush ging zum Angriff über, bevor Lawrence sich überhaupt setzen konnte.
»Wie, zum Teufel, haben Sie es diesmal fertiggebracht, ihn aus den Augen zu verlieren?«
»Ich nehme alle Schuld auf mich«, erwiderte Lawrence. »Wir haben jeden Hafen zwischen Newhaven und Harwich überwacht. Als mein Mann jedoch sah, wie Romanow und sein Helfershelfer die Hafenanlage von Dover verließen und hinter dem Bus auf die Autobahn rasten, vermutete er, daß sie Scott bemerkt hatten. Ich hatte den höchsten Beamten der Einreisebehörde am Hafen bereits angewiesen«, fuhr er fort, »Scott ohne großes Aufsehen von Bord gehen zu lassen. Ich plante, die ganze Sache zu übernehmen, sobald er den Zoll passiert hatte. Es schien keinerlei Grund zu geben, den Plan zu ändern, solange wir Romanow nur scharf überwachten. Aber dann legte Scott sowohl Romanow als auch unseren Mann in Dover herein.«
»Aber wir bekamen ja noch eine Chance, als Scott den Zug bestieg«, beharrte Bush. Lawrence sah den Amerikaner abwägend an. Ob Bush wohl zugeben würde, daß Scott in Dover auch seine beiden CIA-Agenten abgeschüttelt hatte?
»Mein Mann befand sich im Zug«, sagte Lawrence mit Nachdruck. »Er hatte nur eine einzige Gelegenheit, mit Scott Kontakt aufzunehmen. Aber ausgerechnet in diesem Augenblick wurde er von einer Bande besoffener Lümmel gepackt und zusammengeschlagen – Jugendliche, die von einem Tagesausflug am Meer zurückkehrten.«
»Vielleicht werben wir unsere Agenten nicht aus der richtigen Bevölkerungsschicht an«, sagte Matthews, ohne den Blick von seinen Instruktionen zu heben.
Lawrence machte keinerlei Versuch, eine Antwort zu geben.
»Soweit wir also wissen, sind Scott, die Zaren-Ikone und Romanow noch irgendwo in London versteckt?« fragte Snell.
»Es sieht so aus«, räumte Lawrence ein.
»Dann ist vielleicht doch noch nicht alles verloren«, meinte Snell. »Scott könnte ja nochmals versuchen, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.«
»Das glaube ich kaum«, erwiderte Lawrence leise.
»Wie können Sie das so sicher behaupten?« fragte Bush.
»Weil Scott weiß, daß einer von uns hier in diesem Raum ein Verräter ist. Und weil er glaubt, daß ich der Verräter bin.«
»Sowjetische Botschaft, guten Morgen!«
»Mein Name ist Adam Scott. Ich möchte gern mit Major
Romanow sprechen.«
»Guten Morgen, Mr. Scott! Bei uns an der Botschaft ist kein
Major Romanow beschäftigt«, kam es höflich zurück. »Davon bin ich überzeugt.«
»Wenn Sie mir Ihre Telefonnummer geben, werde ich mich
genauer erkundigen.«
»Ich warte! Es würde mich nicht wundern, wenn Sie ihn
rasch fänden – sobald er weiß, wer am Apparat ist.« Am anderen Ende der Leitung blieb es lange Zeit still. Adam
hoffte nur, daß der Shilling reichen würde, den er in den
Münzfernsprecher eingeworfen hatte. Endlich hörte er ein
Klicken, dann eine Stimme.
» Wer spricht?« fragte die Stimme, unfähig, einen gewissen Unglauben zu verhehlen.
»Sie wissen sehr genau, wer spricht«, antwortete Adam schroff.
»Ich möchte mit Ihnen ein Abkommen treffen.«
»Ein Abkommen?« wiederholte Romanow. Seine Stimme wechselte von Unglauben zu hellem Staunen.
»Ich werde meine Ikone, die, wie Sie mir so überzeugend dargelegt haben, für mich wertlos ist, gegen Ihre Kopie eintauschen. Aber zusätzlich verlange ich die Papiere, welche die Unschuld meines Vaters beweisen.«
»Und wie soll ich wissen, daß Sie mich nicht hereinlegen?«
»Das können Sie gar nicht wissen«, antwortete Adam. »Aber Sie haben schließlich nichts zu verlieren.«
In der Leitung war der Pfeifton zu hören, der anzeigte, daß der Shilling aufgebraucht war.
»Geben Sie mir Ihre Nummer«, sagte Romanow.
»738-9121«, antwortete Adam.
»Ich rufe Sie zurück«, sagte Romanow knapp, bevor die Verbindung abbrach.
»Wie schnell können wir feststellen, wo sich der Anschluß 738-9121 befindet?« fragte Romanow den KGB-Agenten ihm gegenüber.
»In etwa zehn Minuten«, antwortete dieser. »Aber vielleicht handelt es sich um eine Falle.«
»Möglich. Da uns aber nur noch neunzehn Stunden bleiben, bis die Ikone in Amerika sein muß, bleiben mir nicht viele Möglichkeiten.« Romanow wandte sich erneut an den KGBMann.
»Wie stark ist der Verkehr in London an einem Freitag vormittag?«
»Äußerst lebhaft. Eine der schlimmsten Zeiten der ganzen Woche. Warum fragen Sie
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