Archer Jeffrey
ein Mensch, der zu so gemeinen Tricks fähig ist und mit den Gefühlen anderer spielt, nur um seine schmutzigen Geschäfte zu machen, soll bekommen, was er verdient.«
Bis jetzt hatte man Townsend von Armstrongs sämtlichen Erwerbungen berichtet – von Stoke-on-Trerit bis Durham. Ihm gehörten nun neunzehn Lokal- und Regionalzeitungen, dazu fünf Grafschaftszeitschriften. Und zweifellos hatte Armstrong einen Coup gelandet, als er sich im Tausch gegen Vorzugsaktien seiner eigenen Gesellschaft fünfundzwanzig Prozent Beteiligung an der Lancashire Television und neunundvierzig Prozent am regionalen Rundfunksender an Land gezogen hatte. Sein letzter Überraschungserfolg war die Gründung der London Evening Post. Doch Townsend wußte, was Armstrong
– genau wie er selbst – am meisten anstrebte: den Besitz einer landesweiten Tageszeitung.
Im Laufe der letzten vier Jahre hatte Townsend drei weitere australische Tageszeitungen erstanden sowie ein Sonntagsblatt und ein wöchentliches Nachrichtenjournal. Er hatte nun die Kontrolle über Zeitungen in jedem Bundesstaat Australiens, und es gab keinen Politiker oder Geschäftsmann im Lande, der sich nicht für Townsend Zeit genommen hätte, wenn der Zeitungsmogul ihn anrief. Überdies war er im letzten Jahr ein gutes dutzendmal in den Vereinigten Staaten gewesen und hatte sich nach Städten umgeschaut, in denen die Hauptarbeitgeber in der Stahl-, Kohle- oder Automobilbranche tätig waren; denn Keith hatte festgestellt, daß Unternehmen, die mit diesen kränkelnden Industriezweigen zu tun hatten, zugleich fast immer die Lokalzeitungen kontrollierten. Wenn er herausgefunden hatte, daß ein solches Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckte, griff er zu; auf diese Weise gelang es ihm häufig, die betreffende Zeitung rasch zu erwerben. In fast allen Fällen stellte er fest, daß der Personalstand seiner Neuanschaffung viel zu hoch war und daß kaufmännisch so ziemlich alles im argen lag. Es kam selten vor, daß im Vorstand irgend jemand Erfahrungen aus erster Hand besaß, was die Führung einer Zeitung anging. Indem Townsend einen Großteil der Arbeiter und Angestellten feuerte und die meisten Mitarbeiter in der Chefetage durch eigene Leute ersetzte, gelang es ihm meist schon nach wenigen Monaten, Gewinne zu erzielen und weitere Investitionen zu tätigen.
Durch diese Geschäftspraktiken war es Keith gelungen, neun städtische Zeitungen von Seattle bis North Carolina zu erstehen – und dies wiederum hatte es ihm ermöglicht, eine Gesellschaft aufzubauen, die vermutlich groß genug war, ein Angebot für eine der Renommierzeitungen Amerikas zu unterbreiten, sollte sich je die Gelegenheit ergeben.
Kate hatte Keith auf einer dieser Reisen begleitet. Sie zweifelte nicht daran, daß er sie heiraten wollte; Keith hingegen war nach seinen Erfahrungen mit Susan immer noch nicht sicher, ob er jemals von einer Frau verlangen konnte, fast ständig aus dem Koffer zu leben und praktisch nie ein richtiges Zuhause zu haben.
Wenn Keith seinen Konkurrenten Armstrong um eines beneidete, dann um seinen Sohn, der sein Imperium übernehmen konnte.
THE TIMES 29. Oktober 1966
Fertigstellung des Ärmelkanaltunnels für 1975 anvisiert. Bauzeit vier Jahre
»Miß Levitt wird mich nach Paris begleiten«, sagte Armstrong. »Buchen Sie zwei Tickets erster Klasse und meine übliche Suite im George V.«
Sally kam den Anweisungen nach, als wären es ganz normale geschäftliche Aufträge. Sie lächelte, als sie an die Versprechen dachte, die übers Wochenende gemacht und nicht gehalten würden, und an die Geschenke, über die man sprechen würde, die es aber niemals gab. Am Montag würde Armstrong von ihr erwarten, daß sie mit Sharon abrechnete – in bar, genau wie mit ihren Vorgängerinnen; allerdings zu einem viel höheren Stundenlohn, als irgendeine Agentur selbst für die erfahrenste Aushilfskraft verlangen würde.
Als Armstrong am Montagmorgen aus Paris zurückkehrte, erschien er ohne Sharon. Sally nahm an, daß sie im Laufe des Tages von dem Mädchen hören würden. »Wie ist die Besprechung mit Alexander Sherwood verlaufen?« erkundigte sie sich, als sie die Morgenpost auf den Schreibtisch ihres Chefs legte.
»Wir haben uns über den Preis für sein Drittel des Globe geeinigt«, erwiderte Armstrong siegessicher. Bevor Sally ihn nach den Einzelheiten fragen konnte, wies er sie an: »Besorgen Sie mir den Katalog für die Versteigerung bei Sothebys in Genf am Donnerstagvormittag.«
Sally
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