Archer Jeffrey
bestätigte Kirby. »Sie gehören zwei Brüdern und einer Schwägerin. Sir Walter, Alexander und Margaret Sherwood. Da Sir Walter nominell der Direktor ist, geht alle Welt davon aus, daß er das Sagen hat. Aber dem ist nicht so. Jeder von den dreien besitzt Anteile in gleicher Höhe.«
»Ich weiß.« Armstrong nickte. »Das steht in sämtlichen Biographien über Sir Walter, die ich bis jetzt gelesen habe.«
»Ja, aber nirgends steht, daß es seit kurzem Meinungsverschiedenheiten zwischen den dreien gibt.«
Armstrong zog eine Braue hoch.
»Letzten Freitag haben die drei sich in Alexanders Wohnung in Paris getroffen. Sir Walter ist von London dorthin geflogen, und Margret von New York. Angeblich sollte der zweiundsechzigste Geburtstag Alexanders gefeiert werden. Aber es wurde alles andere als eine Feier, weil Alexander und Margaret dem guten Walter den Vorwurf machten, er kümmere sich nicht genug um den Globe und sei persönlich für die sinkenden Verkaufszahlen verantwortlich. Das hat Walter ganz schön getroffen. Seit er die geschäftliche Verantwortung übernommen hatte, war die Auflage von vier Millionen auf unter zwei Millionen gefallen – also weniger als die des Daily Citizen, der ja damit prahlt, die auflagenstärkste Tageszeitung im Lande zu sein. Margaret und Alexander haben Sir Walter beschuldigt, zu viel Zeit damit zu vergeuden, zwischen seinem Club und der nächsten Rennbahn hin und her zu pendeln. Es kam zum Streit. Einer brüllte den anderen an, und Alexander und Margaret haben Walter unmißverständlich klargemacht, daß sie bisher zwar mehrere Angebote für ihre Anteile ausgeschlagen hätten, jetzt aber nicht daran dächten, seiner Unfähigkeit wegen ihren Lebensstil aufzugeben und am Hungertuch zu nagen – jedenfalls, an ihren bisherigen Verhältnissen gemessen.«
»Woher wissen Sie das alles?« fragte Armstrong.
»Von Alexanders Köchin.«
»Von seiner Köchin?« wiederholte Armstrong und konnte seine Verwunderung nicht verbergen.
»Sie heißt Lisa Milton. Hat für den Fleet Street Party Service gearbeitet, bevor Alexander ihr den Job anbot, bei ihm in Paris als Köchin zu arbeiten.« Kirby machte eine Pause. »Alexander hat sich nicht gerade als angenehmer Arbeitgeber erwiesen. Lisa würde gern kündigen und nach England zurückkehren, wenn…«
»Wenn sie es sich leisten könnte«, ergänzte Armstrong den Satz.
Kirby nickte. »Lisa hat jedes Wort der Streiterei mithören können, als sie in der Küche das Dinner zubereitete. Sie sagte mir, es würde sie nicht wundern, wenn die ganze Auseinandersetzung auch in den Etagen darunter und darüber zu hören gewesen wäre.«
Armstrong lächelte. »Das haben Sie sehr gut gemacht, Derek. Haben Sie sonst noch etwas, das sich als nützlich für mich erweisen könnte?«
Kirby bückte sich nach seiner Aktentasche und nahm einen dicken Ordner heraus. »Hier finden Sie alle Einzelheiten über Margaret, Walter und Alexander. Kurzbiographien, Adressen, Telefonnummern, ja, sogar den Namen von Alexanders Geliebten. Wenn Sie sonst noch etwas wissen möchten, brauchen Sie mich nur anzurufen.« Kirby schob seine Visitenkarte über den Tisch.
Armstrong legte den Ordner vor sich auf die Schreibtischunterlage und steckte Kirbys Karte in die Brieftasche. »Danke. Falls die Köchin noch mehr Interessantes berichten sollte oder Sie sich aus einem anderen Grund mit mir in Verbindung setzen möchten, verständigen Sie mich bitte. Ich bin jederzeit zu erreichen. Hier ist meine Privatnummer.« Er reichte Kirby seine Karte.
»Ich rufe an, sobald ich etwas Neues erfahre«, versicherte Kirby ihm und erhob sich, um zu gehen.
Armstrong begleitete ihn zur Tür, legte ihm den Arm um die Schulter, als sie Sallys Büro betraten, und wandte sich an seine Sekretärin. »Derek muß mich jederzeit erreichen können – Tag und Nacht, wo immer ich auch bin.«
Als Kirby gegangen war, kam Sally in Armstrongs Büro. Er studierte bereits die erste Seite der Sherwood-Akte. »War das ernst gemeint? Soll Kirby Sie wirklich jederzeit erreichen können?«
»Vorerst, ja. Und sagen Sie meine Termine für die nächsten Tage ab. Ich werde nach Paris fliegen und Alexander Sherwood einen Besuch abstatten. Sollte das Gespräch erfolgreich verlaufen, muß ich zu seiner Schwägerin nach New York.«
Sally blätterte in Armstrongs Terminkalender. »Er ist pickepackevoll«, erklärte sie.
»Wie bei einem verdammten Zahnarzt, ich weiß«, sagte Armstrong unwirsch. »Sehen Sie zu, daß Sie alle Termine abgesagt
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