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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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erinnere mich, Sie sind der Bäckerjunge aus Whitechapel.« Charlie wollte gerade widersprechen, als Trentham sich umdrehte und aus dem Fenster blickte. Offenbar erwartete er keine Antwort. »Der Hauptfeldwebel hat Sie ein paar Wochen beobachtet«, fuhr Trentham fort, »und hält es für angebracht, Sie zum Lance Corporal zu befördern. Ich bin da allerdings skeptisch, nur damit Sie es wissen. Aber hin und wieder muß einmal ein Freiwilliger befördert werden, um die Moral der unteren Ränge zu stärken. Wollen Sie diese Verantwortung auf sich nehmen, Trumper?« fügte er hinzu, ohne sich zu Charlie umzudrehen.
Charlie wußte nicht, was er sagen sollte.
»Jawohl, Sir, danke, Sir«, antwortete der Oberfeldwebel für ihn. Dann brüllte er: »Kehrt Marsch, eins zwei, eins zwei!« Zehn Sekunden später war der Hauptgefreite Charlie Trumper von den Royal Fusiliers wieder auf dem Exerzierplatz.
»Lance Corporal Trumper«. staunte Tommy, nachdem er die Neuigkeit erfahren hatte. »Muß ich dich jetzt etwa mit ›Sir‹ anreden?«
»Spinn nicht, Tommy. ›Corp‹ reicht«, antwortete Charlie grinsend. Dann setzte er sich ans Fußende seines Bettes und nähte sich einen Streifen auf den Ärmel.
Schon am nächsten Tag wünschte sich Charlies Zehnerabteilung, er hätte nicht die letzten vierzehn Jahre seines Lebens fast täglich in aller Herrgottsfrühe den Großmarkt besucht. Ihr Drill, ihre blankgeputzten Stiefel, ihr Waffentraining, ja alle ihre soldatischen Leistungen wurden zum Vorbild für die ganze Kompanie, und Charlie verstand es, seine Männer anzuspornen. Der Höhepunkt für Charlie kam jedoch in der elften Woche der Grundausbildung, als die Kompanie nach Glasgow fuhr und Tommy den vom König ausgesetzten Preis für den besten Schützen gewann – er schlug nicht nur die Offiziere und Männer des eigenen Regiments, sondern auch die von sieben anderen Regimentern.
»Du bist wirklich unübertrefflich!« lobte Charlie seinen Freund, nachdem der Colonel Tommy einen Silberpokal überreicht hatte.
»Ob’s wohl einen einigermaßen anständigen Hehler in Glasgow gibt?« fragte Tommy grinsend, und das war alles, was er zu diesem Thema sagte.
    Die Parade zum Abschluß der Grundausbildung fand am Samstag dem 23. Februar 1918 statt. Sie endete damit, daß Charlie seine Abteilung zur Blasmusik der Regimentskapelle den Exerzierplatz auf- und abmarschieren ließ, und er sich zum erstenmal als Soldat fühlte – Tommy allerdings hatte immer noch eine Haltung, die an einen Sack Kartoffeln erinnerte.
    Am Schluß der Parade beglückwünschte Sergeant-Major Philpott sie alle, zum erstenmal in den drei Monaten, und ehe er die Parade für beendet erklärte, gab er allen für den Rest des Tages Ausgang, mit der Auflage, daß sie spätestens um Mitternacht in der Kaserne zurück und im Bett sein müßten.
    Die gesamte Kompanie wurde zum letztenmal auf Edinburgh losgelassen. Tommy übernahm wieder die Führung, und die Jungs von Zug 11 torkelten immer betrunkener von einem Pub zum nächsten, bis sie schließlich in ihrer Stammkneipe, The Volunteer, ankamen.
    Die Jungs scharten sich um das Klavier, gossen weiteres Bier in sich hinein und grölten dazu die neuesten Schlager, und wenn sie mit ihrem begrenzten Repertoire durch waren, fingen sie wieder von vorn an. Tommy, der seine Kameraden auf der Mundharmonika begleitete, fiel auf, daß Charlie den Blick nicht von Rose, der Barfrau, nahm, die, obwohl fast dreißig, immer gerne mit den jungen Rekruten herumflirtete. Er löste sich von der Schar, die sich um das Klavier versammelt hatte, und trat zu seinem Freund an die Bar. »Sie gefällt dir, was, Kumpel?«
    »Ja, aber sie ist dein Mädchen«, antwortete Charlie, ohne die Augen von der langhaarigen Blondine zu lassen, die tat, als bemerke sie nicht, daß die Aufmerksamkeit der beiden jungen Männer ihr galt. Ihm entging nicht, daß die Bluse der Dame einen Knopf mehr als sonst aufstand.
    »Och, das würd’ ich nicht sagen«, gab Tommy zu verstehen. »Außerdem bin ich dir ja noch was schuldig für die gebrochene Nase.« Charlie lachte, als Tommy hinzufügte: »Muß doch mal schau’n, was ich für dich tun kann.« Tommy zwinkerte Rose zu, dann verließ er Charlie, um zu ihr zum hinteren Ende der langen Theke zu gehen.
    Charlie sah, wie die beiden sieh unterhielten und Rose hin und wieder in seine Richtung blickte. Einen Moment später war Tommy wieder neben ihm.
    »Alles arrangiert, Charlie«, sagte er.
»Was meinst du mit

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