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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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genauso peinlich sauber wie sonst seine Uniform. Er stolzierte umher, beobachtete, wie die Ausbilder sich die Männer vornahmen, und interessierte sich offenbar, genau wie das letzte Mal, besonders für den Boxring. Eine Stunde lang wurden die Männer paarweise aufgestellt und erhielten die Grundanweisungen, zuerst in der Verteidigung, dann im Angriff. »Paß auf deine Deckung auf, Junge!« rief Trentham immer wieder, wenn eine Faust ein Kinn traf.
Bevor Charlie und Tommy in den Ring stiegen, hatte Tommy seinem Freund klargemacht, daß er beabsichtigte, mit drei Minuten Schattenboxen durchzukommen.
»Nicht so zimperlich, ihr zwei!« schrie Trentham, denn obwohl Charlie auf Tommy einschlug, bemühte er sich, ihm nicht wirklich weh zu tun.
»Wenn ihr nicht anständig weitermacht, nehme ich mir jeden von euch persönlich vor!« drohte Trentham ein paar Minuten später.
»Ich wett’, er könnt’ nicht mal die Sahne von ‘ner Torte schlagen«, meinte Tommy halblaut. Doch diesmal waren seine Worte gut zu hören, und zum Schrecken des Ausbilders schwang Trentham sich sofort in den Ring und sagte: »Das werden wir ja sehen.« Er befahl dem Schiedsrichter, ihm Boxhandschuhe anzupassen. »Ich werde mit jedem dieser beiden drei Runden kämpfen«, erklärte Trentham, als der Ausbilder ihm sichtlich widerstrebend die Handschuhe festband.
Alle anderen in der Turnhalle hielten inne mit dem, was sie gerade taten, um zuzusehen.
»Sie zuerst. Wie heißen Sie?« Trentham deutete auf Tommy.
»Prescott, Sir«, antwortete Tommy grinsend.
»Ah ja, der Sträfling«, sagte Trentham und löschte das Grinsen seines Gegenübers gleich in der ersten Minute aus, denn Tommy konnte keinen Hieb landen, obgleich er verzweifelt versuchte, das Kinn des Captains zu erwischen. In der zweiten Runde schlug Trentham auf ihn ein, doch nie so hart, daß Tommy hätte zu Boden gehen können. Diese Demütigung hob sich Trentham für die dritte Runde auf, als er Tommy mit einem linken Haken k.o. schlug, der den Jungen aus Poplar wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf. Tommy wurde aus dem Ring getragen, und Charlie ließ sich die Handschuhe festschnüren.
»Jetzt sind Sie dran«, sagte Trentham. »Wie heißen Sie?«
»Trumper, Sir«, antwortete Charlie.
»Dann wollen wir anfangen, Trumper.« Mit diesen Worten kam der Captain auf ihn zu. Die ersten beiden Minuten verteidigte sich Charlie geschickt, er nutzte Seile und Ecken, duckte sich und erinnerte sich an alles, was er im Sportclub in der Whitechapel Road gelernt hatte. Er fand, daß er dem Captain sogar noch was hätte beibringen können, wenn dieser ihm nicht an Größe und Gewicht überlegen gewesen wäre.
In der dritten Minute wurde Charlie zuversichtlicher und landete sogar ein paar Hiebe, zur Freude der Zuschauer. Als die Runde endete, fand Charlie, daß er sich recht gut gehalten hatte. Sobald die Glocke bimmelte, ließ er die Fäuste sinken und drehte sich zu seiner Ecke um. Eine Sekunde später landete die Faust des Captains von der Seite auf Charlies Nase. Jeder hörte, wie sie brach, und Charlie taumelte gegen das Seil. Niemand klatschte, als der Captain seine Handschuhe auszog und aus dem Ring kletterte.
Als Tommy an diesem Abend Charlies lädiertes Gesicht sah, sagte er: »Tut mir leid, Kumpel, meine Schuld. Der verdammte Kerl is’ ein Sadist. Aber keine Angst, wenn die Deutschen den ‘undesohn nicht krieg’n, krieg’ ich ihn!«
Charlie konnte nur lächeln; es tat zu weh, wenn er lachte.
Bis zum Samstag hatten sie sich beide so weit erholt, daß sie sich mit den anderen in einer langen Schlange anstellen konnten, um sich ihre fünf Shilling Sold auszahlen zu lassen. Während des dreistündigen Ausgangs schwand das Geld schneller, als sie dafür hatten anstehen müssen, aber wieder schaffte es Tommy, mehr für sein Geld zu bekommen als irgendein anderer Rekrut.
Anfang der dritten Woche gelang es Charlie nur noch mit Mühe, seine geschwollenen Zehen in die schweren Lederstiefel zu zwängen, die ihm die Armee zugeteilt hatte. Aber wenn er die Reihen von Füßen sah, die jeden Morgen entlang der Bettseiten Parade standen, wußte er, daß es keinem seiner Kameraden besser ging.
»Strafdienst für dich, mein Junge, das ist sicher«, brüllte der Unteroffizier vom Dienst. Charlie blickte ihn verblüfft an, stellte dabei jedoch fest, daß die Worte seinem Nachbarn galten.
»Wofür, Corp?«
»Für den Zustand deines Betts. Schau es doch bloß an! Sieht aus, als hättest du gleich drei Frauen drin

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