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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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schon widersprechen, schließlich hat er jedes Bild in
diesem Haus ausgewählt.«
»Ihre Mutter keines?«
»Nicht eines. Mutter ist vom Wesen her Verkäufer, während
Vater Käufer ist, eine unübertroffene Kombination, seit
Duveen und Berenson alles auf dem Kunstmarkt aufkauften
und die Preise in die Höhe trieben.«
»Sie hätten beide eingesperrt gehört«, meinte Cathy. »Wohingegen mein Vater, wie ich vermute«, sagte Daniel,
»wie Duveen enden wird.« Cathy lachte. »Aber ich glaube,
jetzt sollten wir hinuntergehen und etwas essen, ehe alles
verschwunden ist.«
Im Eßzimmer konnte Cathy nicht umhin zu bemerken, wie
Daniel zielstrebig zu einem Tisch auf der gegenüberliegenden
Seite des Raumes hinsteuerte, wo er mit flinker Hand zwei
Tischkarten austauschte.
»Na so was, Miss Ross«, sagte Daniel scheinbar staunend,
als er einen Stuhl für sie zurechtrückte, während andere Gäste
ihre Plätze suchten. »Eine glückliche Fügung hat uns sogar zu
Tischnachbarn gemacht.«
Cathy setzte sich lächelnd und beobachtete eine etwas
schüchtern wirkende junge Dame, die verwundert ihre
Tischkarte suchte.
Bald beantwortete Daniel ihre Fragen über Cambridge, dann
wollte er alles über Melbourne wissen, eine Stadt, die er nicht
kannte, wie er sagte. Unvermeidlich kam es zu der Frage: »Und
was machen Ihre Eltern?« Cathy antwortete ohne Zögern: »Ich
weiß es nicht. Ich habe sie nie gekannt.«
Daniel lächelte. »Dann sind wir füreinander geschaffen.« »Wieso das?«
»Ich bin der Sohn eines Obst- und Gemüsehändlers und
einer Bäckerstochter aus Whitechapel. Eine Waise aus
Melbourne, sagen Sie? Dann sind Sie auf der
Gesellschaftsleiter bestimmt eine Sprosse höher als ich.« Cathy lachte, als Daniel vom geschäftlichen Anfang seiner
Eltern erzählte, und im Lauf des Abends dachte sie, daß dies
vielleicht der erste Mann wäre, mit dem sie über ihre
geheimnisvolle Herkunft sprechen könnte, die wohl auch ein
Geheimnis bleiben würde.
Als das Geschirr des letzten Gangs weggeräumt war und sie
sich viel Zeit beim Kaffee ließen, fiel Cathy auf, daß das
schüchtern wirkende Mädchen nun unmittelbar hinter ihrem
Stuhl stand. Daniel erhob sich, um sie mit Marjorie Carpenter,
einer Mathematikdozentin vom Girton College, bekannt zu
machen. Offenbar war sie Daniels Gast für den Abend und überrascht, vielleicht auch enttäuscht gewesen, daß sie ihn
nicht als Tischnachbarn bekommen hatte.
Die drei plauderten über das Leben in Cambridge, bis die
Marquise von Wiltshire mit dem Löffel auf die Tischplatte
klopfte und, nachdem sie die Aufmerksamkeit aller hatte, eine
Rede scheinbar aus dem Stegreif hielt, von der Cathy aber
vermutete, daß sie sorgfältig einstudiert war. Als sie schließlich
einen Toast ausbrachte, hoben alle die Gläser auf die
Trumpers. Dann überreichte die Marquise Sir Charles eine
Abbildung von Nummer 147 in Silber, worüber sich dieser
sichtlich sehr freute. Er bedankte sich und hielt ebenfalls eine
kurze, witzige Rede, die wie Cathy vermutete, genausowenig
improvisiert war.
»Ich muß jetzt gehen«, bedauerte Cathy ein paar Minuten
später. »Ich fange am Morgen schon früh an. War nett, Sie
kennengelernt zu haben, Daniel«, fügte sie hinzu, plötzlich
wieder förmlich, und sie schüttelten sich die Hand wie Fremde. »Wir sprechen uns bald wieder«, sagte er, als Cathy sich zu
ihren Gastgebern begab und sich für den denkwürdigen Abend,
wie sie sich ausdrückte, bedankte. Cathy ging allein, nachdem
sie nach Simon Ausschau gehalten und gesehen hatte, daß er
tief in ein Gespräch mit einem blonden jungen Mann
versunken war, der vor kurzem in der Teppichabteilung
angefangen hatte.
Sie schlenderte gemächlich, jede Minute dieses Abends
genießend, vom Eaton Square zur Chelsea Terrace und war
wenige Minuten nach Mitternacht in ihrem kleinen Apartment
im ersten Stock von Nummer 135. Sie kam sich fast ein wenig
wie Aschenputtel vor.
Während sie sich auszog, dachte sie darüber nach, wie sehr
ihr die Party gefallen hatte, vor allem Daniels Gesellschaft und
die Gelegenheit, Bilder ihrer Lieblingsmaler zu sehen. Sie
fragte sich, ob …
Das Klingeln des Telefons riß sie aus ihren Gedanken. Da es inzwischen weit nach Mitternacht war, nahm sie an, daß
jemand sich verwählt hatte.
»Ich habe gesagt, daß wir uns bald wieder sprechen
würden«, sagte die Stimme am anderen Ende.
»Gehen Sie lieber ins Bett, Sie Verrückter.«
»Ich liege bereits. In der Frühe rufe ich Sie wieder an.« Sie
hörte ein

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