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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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erklärte er ihr wahrheitsgetreu.
»Dein Freund hatte einen guten Geschmack.« Becky hielt das Gemälde immer noch in den Händen. »Weißt du, wer es gemalt hat?«
»Keine Ahnung.« Charlie starrte zu dem Farbdruck seiner Mutter hoch, den Becky an die Wand gehängt hatte. »Ich werd’ verrückt!« entfuhr es ihm. »Das ist ja genau das gleiche Bild!«
»Nicht ganz«, entgegnete Becky und betrachtete den Druck über seinem Bett. »Das Bild deiner Mutter ist eine Reproduktion von einem Meisterwerk Bronzinos, während das Gemälde von deinem Freund, das zwar so ähnlich aussieht, eine verdammt gute Kopie des Originals ist.« Sie blickte auf die Uhr. »Ich muß jetzt weg«, sagte sie übergangslos. »Ich habe versprochen, um acht Uhr in der Queen’s Hall zu sein. Mozart.«
»Mozart? Kenn’ ich ihn?«
»Ich werde dich einmal mit ihm bekannt machen.«
»Dann bleibst du also nicht da und kochst mir mein erstes Abendessen?« fragte Charlie. »Weißt du, ich ‘ab’ noch so viele Fragen, soviel, was ich gern wissen möcht’. Vor allem …«
»Tut mir leid, Charlie. Ich muß pünktlich sein. Wir sehen uns morgen. Ich verspreche dir, daß ich deine Fragen dann alle beantworten werde.«
»Gleich in der Früh?«
»Ja, aber nicht, was du unter früh verstehst«, entgegnete Becky lachend. »Ich würde sagen, so gegen acht Uhr.«
»Magst du diesen Mozart?« fragte Charlie, und Becky spürte, daß er sie beobachtete.
»Um ehrlich zu sein, so gut kenne ich ihn noch nicht, aber Guy mag ihn.«
»Guy?« fragte Charlie.
»Ja, Guy. Er ist der junge Mann, der mich ins Konzert eingeladen hat. Und ich kenne ihn noch nicht so lange, daß ich ihn warten lassen möchte. Ich erzähle dir morgen von beiden. Auf Wiedersehen, Charlie.«
Auf dem Rückweg zu Daphnes Wohnung drückte das Gewissen Becky ein wenig, weil sie Charlie an seinem ersten Abend allein ließ, und sie dachte, daß es vielleicht etwas egoistisch gewesen war, Guys Einladung für diesen Abend anzunehmen. Aber das Bataillon gab ihm nicht sehr oft Ausgang während der Woche, und falls sie sich nicht mit ihm traf, wenn er frei hatte, würde es mehrere Tage dauern, ehe sie wieder einen Abend miteinander verbringen konnten.
Als sie die Wohnungstür öffnete, hörte sie Daphne im Bad planschen.
»Hat er sich verändert?« rief ihre Freundin, als sie die Tür hörte.
»Wer?« fragte Becky und ging direkt in ihr Zimmer.
»Charlie, natürlich.« Daphne schob die Badezimmertür auf und lehnte sieh dagegen. Sie hatte sich ein Handtuch um den Kopf geschlungen und war von einer Dampfwolke umgeben.
Becky überlegte kurz. »Ja, er hat sich verändert, sehr sogar, außer was seinen Anzug und seine Stimme betrifft.«
»Wie meinst du das?«
»Nun ja, die Stimme ist dieselbe – ich würde sie überall erkennen. Der Anzug ist derselbe – auch ihn würde ich überall erkennen. Aber Charlie Trumper ist nicht derselbe.«
»Und das soll ich verstehen?« fragte Daphne und frottierte sich kräftig das Haar.
»Wie er selbst gesagt hat, ist Bob Makins nur ein Jahr jünger als er, aber Charlie wirkt um zehn Jahre älter als wir beide. Es muß etwas mit dem zu tun haben, was er an der Westfront erlebt hat.«
»Das hätte dich aber wirklich nicht überraschen dürfen, doch was mich viel mehr interessiert: Hat er sich über den Laden gefreut?«
»O ja, das kann man wohl sagen.« Becky schlüpfte aus dem Kleid. »Könntest du mir vielleicht ein paar Strümpfe leihen?«
»Dritte Lade von unten«, sagte Daphne. »Aber als Gegenleistung hätte ich gern deine Beine.«
Becky lachte.
»Wie sieht er aus?« fragte Daphne weiter und warf ihr nasses Badetuch auf den Boden.
Wieder überlegte Becky. »Etwa eins siebenundsiebzig, so kräftig gebaut wie sein Vater, nur sind es bei ihm Muskeln, nicht Fett. Er ist zwar nicht gerade ein Douglas Fairbanks, aber es gibt bestimmt Mädchen, die ihn gutaussehend finden.«
»Hört sich allmählich an, als wäre er ganz mein Typ«, meinte Daphne, während sie in ihrem Schrank nach etwas Passendem zum Anziehen kramte.
»Wohl kaum.« Becky lachte. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Brigadegeneral Harcourt-Browne Mr. Charlie Trumper zu einem Morgensherry vor der Fuchsjagd einlädt.«
»Du bist ein richtiger Snob, Rebecca Salmon.« Nun lachte auch Daphne. »Wir teilen uns zwar eine Wohnung, aber vergiß nicht, daß ihr, du und Charlie, aus dem gleichen Stall kommt. Und wenn man’s recht bedenkt, hast du Guy nur durch mich kennengelernt.«
»Stimmt natürlich«, gab Becky zu.

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