Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
Kampfhubschrauber rauschte tief über die drei kleinen Inseln hinweg, bevor er abrupt an Höhe gewann, um über die Steilküste der großen Bucht im Norden von Dragon Island zu gelangen, die U-förmig die dritte vorgelagerte Insel säumte. Hier war das winterliche Packeis größtenteils aufgetaut, und es schwammen nur noch vereinzelte Eisschollen im dunklen Wasser der Bucht.
Der Osprey rauschte über die Station der alten Seilbahn hinweg, die die letzte der vorgelagerten Inseln mit Dragon Island verband. Hinter der Seilbahnstation bot sich dem Piloten des Hubschraubers, dem Mann mit dem Rufzeichen Hammerhead, ein seltsamer Anblick.
Links vor ihm waren die zwei riesigen Auslasstürme, aus denen das matt schimmernde Gasgemisch in den Himmel stieg. Im Lauf des Vormittags hatte irgendein Knallkopf einen Kreis mit einem A in der Mitte – das Zeichen der Army of Thieves – auf einen der Türme gesprayt, sozusagen ein »Ihr könnt uns mal« an die zahlreichen Überwachungssatelliten, die die Insel inzwischen sicher scharf beobachteten.
Direkt vor dem Osprey war der sechzig Meter hohe Hauptturm mit dem dreigeschossigen, scheibenförmigen Aufsatz. Er befand sich in einer betonierten Vertiefung und war nur über zwei Zugbrücken auf beiden Seiten der Grube zu erreichen. Die zwei Brücken überspannten den Abgrund zwischen dem scheibenförmigen Aufsatz und dem Rand der Grube und wurden von jeweils einem Kran nach oben und unten geklappt.
Auf dem Dach des Aufsatzes befanden sich ein Hubschrauberlandeplatz, zwei hohe, spitze Türme und eine große Glaskuppel, unter der die Kommandozentrale des Stützpunkts war.
Der gewaltige Bau, der von seinem Fuß bis zur Spitze der höchsten Antenne auf dem höheren der beiden Turmaufsätze mindestens hundertzwanzig Meter maß, ließ den nahenden Osprey winzig erscheinen, und die Männer in den Wächterhäuschen und Wachtürmen der Anlage wirkten daneben wie Ameisen.
Hammerhead ging über dem Hubschrauberlandeplatz in Schwebeflug, landete und eilte mit seiner vier Mann starken Besatzung in die Kommandozentrale.
Hammerhead und seine Crew standen vor ihrem Anführer.
Die Glaskuppel über der Kommandozentrale hatte sicher über zwanzig Meter Durchmesser. Sie wölbte sich über mehrere Etagen mit Steuerpulten, Computern und Kommunikationseinrichtungen, die kreisförmig um eine erhöhte Plattform angeordnet waren, von der man Dragon Island in alle Richtungen überblicken konnte.
Im Kommandosessel saß der Anführer der Army of Thieves.
Er trug jetzt nicht mehr die knallige Elvis-Sonnenbrille. Seine Augen waren für alle zu sehen. Sie waren von einem auffallend hellen Grau und blinzelten so gut wie nie. Und sie hatten etwas zutiefst Beunruhigendes. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch von der verfärbten säureverätzten Haut an seinem linken Unterkiefer und am Hals und von den zahlreichen Schusswaffen, die er in ebenso vielen Holstern an seinen Schenkeln, unter den Achselhöhlen und auf dem Rücken trug. Seitlich an seinem Hals war eine senkrechte Reihe kleiner Tattoos zu erkennen: darunter Darstellungen eines russischen Frachters und eines Wohnhauses, auf dem MOSKWA stand, sowie die kruden Initialen USMC .
Seine Männer kannten ihn nur unter einem Namen: Fürst der Anarchie, General der Army of Thieves. Angesprochen wurde er mit »Exzellenz«, »Hoheit« oder kurz »Sir«.
Er war zwar Weißer, aber seine Haut war tiefgebräunt. Woher er stammte, wusste niemand.
Seine Muttersprache war Englisch mit amerikanischem Akzent, aber er sprach auch fließend Russisch, Spanisch und Farsi.
Das Einzige, was die Angehörigen der Army of Thieves mit Sicherheit wussten, war, dass sie alle irgendwann von diesem Mann rekrutiert worden waren. Jedoch wusste niemand, wie die Führung sich gefunden hatte: der Fürst der Anarchie und seine Fünferbande, die sich schon kannten, bevor sie die Armee aufstellten: Typhon und seine vier Offiziere, von denen jeder den Namen einer Hai-Art trug – Hammerhead, Thresher, White Tip und Mako.
Selbstverständlich kursierten unter den Thieves die wildesten Gerüchte. Einige meinten, sie seien ehemalige türkische Offiziere, die sich al-Qaida hatten anschließen wollen, aber abgewiesen worden waren, weil sie zu radikal waren; andere behaupteten, sie seien ein bunter Haufen aus ehemaligen chilenischen und ägyptischen Folterspezialisten, die im Auftrag der Vereinigten Staaten verschärfte Verhöre von Terrorverdächtigen durchgeführt hatten; wieder andere glaubten,
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