Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
nach dem Hackbeil.
Viele hatten von solchen Aktionen gehört, aber keiner hatte je eine solche Bestrafung schon miterlebt: wenn der Fürst der Anarchie ungehorsamen oder in Ungnade gefallenen Angehörigen der Army of Thieves befohlen hatte, sich einen Teil ihres Körpers, wie etwa einen Finger oder eine Zehe, selbst abzuhacken. In einem Fall hatte er – Gerüchten zufolge – einem Mann, der eine afrikanische Nonne vergewaltigt hatte, sogar befohlen, sich seinen Penis abzuschneiden … was der Betreffende auch tatsächlich getan hatte.
Wie es der Fürst der Anarchie schaffte, sich eines derart bedingungslosen Gehorsams seiner Männer zu versichern, konnte sich niemand erklären. Die Soldaten der Army of Thieves, die aus afrikanischen oder südamerikanischen Ländern stammten, führten es auf schwarze Magie oder Voodoo zurück, während Angehörige westlicher Nationen irgendeine unterbewusste Konditionierung dahinter vermuteten, die im Zuge des sadistischen Initiationsrituals in ihre Köpfe eingepflanzt worden war. Was auch immer dahintersteckte, es wirkte. Es garantierte bedingungslosen Gehorsam.
Unter den gespannten Blicken der Anwesenden prüfte Santos das Gewicht des Hackbeils in seiner rechten Hand. Dann legte er die linke Hand flach auf den Holztisch.
Und hob das Beil.
Die Männer an den Kommunikationspulten hielten den Atem an …
Die Osprey-Besatzung beobachtete entsetzt, wie Santos ausholte …
Hammerhead starrte weiter geradeaus nach vorn …
Die Miene des Fürsten der Anarchie blieb unergründlich …
Typhon lächelte …
Das Fleischerbeil sauste herab, und der Schrei des Lieutenants gellte durch den Raum. Der Fürst der Anarchie wandte sich Hammerhead zu.
»Enttäuschen Sie mich nicht noch einmal, Captain. Die Armee ist auf Sie angewiesen. Abtreten.«
Als sich Hammerhead mit seiner Hubschrauberbesatzung entfernte, schickte der Fürst der Anarchie seine Leibwächter zu Santos, der inzwischen schmerzverkrümmt auf dem Boden kniete. Der junge Lieutenant presste seinen blutenden Armstumpf an seinen Körper.
»Bringen Sie ihn ins Gaswerk unter den Auslasstürmen«, ordnete der Fürst der Anarchie an. »Ab jetzt arbeitet er an einem Ort, wo ihn alle sehen können. Und sorgen Sie dafür, dass es sich herumspricht.«
Santos wurde weggeschleppt.
Als er weg war, wandte sich der Fürst der Anarchie seinem Stellvertreter zu.
»Oberst Typhon, wie lange dauert es noch, bis die Urankugeln einsatzbereit sind?«
»Eine Stunde und zwanzig Minuten, Sir.«
»Dieses amerikanische Testteam macht mir Sorgen. Sie sind uns zahlenmäßig zwar hoffnungslos unterlegen, aber sie legen eine beunruhigende Entschlossenheit an den Tag. Sie könnten ein größeres Problem werden, als es bisher den Anschein hatte.«
»Mako befindet sich gerade mit dem zweiten Osprey auf dem Rückflug vom Lager des Testteams. Er hat dort einen gewissen Hartigan aufgegriffen, einen Manager aus der Rüstungsindustrie, der als Einziger zurückgeblieben ist.«
»Schaffen Sie diesen Mr. Hartigan ebenfalls ins Gaswerk, und foltern Sie ihn so lange, bis er Ihnen alles erzählt hat, was er über dieses Testteam weiß. Danach kann er ja vielleicht noch für ein bisschen Unterhaltung für die Männer sorgen.« Der Fürst der Anarchie nickte in Richtung der Überwachungsmonitore. »Wo ist übrigens der Rest des Testteams gerade?«
»Auf der Bäreninsel.«
»Haben wir Bildmaterial?«
»Ja, Sir. CCTV -Einspielungen.«
»Besorgen Sie sich Standfotos von allen, und lassen Sie sie durch die Militärdatenbanken laufen. Und schicken Sie schon mal Bad Willy und seine Männer mit ein paar Berserkern von hinten rein und Threshers Team von vorn. Wir sind schon viel zu weit gekommen, um uns jetzt noch von einem bunt zusammengewürfelten Haufen von Möchtegernhelden aufhalten zu lassen. Machen Sie diesem Spuk ein Ende.«
BÄRENINSEL, BUNKER
4. APRIL, 09:40 UHR
1 STUNDE 20 MINUTEN BIS ZUR DEADLINE
Zack Weinberg und Emma Dawson untersuchten in dem dunklen Bunker auf der Bäreninsel gerade den toten Eisbären, der Schofield bei ihrer Ankunft angefallen hatte. Wie gewohnt wich Bertie nicht von Zacks Seite.
»So einen Eisbären habe ich noch nie gesehen«, sagte Emma. »Sieh dir mal sein Fell an. Total zerzaust und verfilzt und schmutzig. Normalerweise halten Eisbären ihr kurzes Fell immer peinlich sauber.«
Zack zuckte beim Anblick des toten Bären zusammen. Er war tatsächlich auffallend schmutzig – und über und über mit Blut verschmiert.
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