Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
»Außerdem ist er kleiner als die Eisbären, die ich bisher gesehen habe«, sagte er.
»Ja.« Emma ging um den Tierkadaver herum und betrachtete ihn mit wissenschaftlicher Sachlichkeit. »Ich würde sagen, er ist noch nicht voll ausgewachsen, sozusagen ein Teenager: launisch, aggressiv und aufmüpfig.«
Sie spähte durch die Drahtglastür, die ins Innere des Labors führte. Dahinter befand sich eine große achteckige Halle mit einem abgesenkten Bereich in der Mitte. Auf den erhöhten Laufstegen, die diesen abgesenkten Bereich säumten, tappten vier größere Eisbären herum. Einer von ihnen kam zu der Glastür und spähte zu Emma und Zack heraus.
»Glaubst du, dieser Bär hat hier im Bunker gelebt ?«
Emma zuckte mit den Achseln. »Für einen Eisbären ist das an sich ein idealer Lebensraum. Eine rundum geschlossene Höhle mit einem einzigen Unterwasserzugang.«
»Aber warum hat er getrennt von den anderen gelebt?«
»Heranwachsende Bären aller Spezies – egal ob Grizzlys, Kodiaks oder Eisbären – müssen erst ihren Platz innerhalb der Gruppe finden und ecken häufig mit den älteren Bären an. Deshalb nehme ich mal an, dass sich unser Halbstarker hier mit einem der älteren Männchen angelegt hat und infolgedessen vertrieben wurde. Er hat hier gewissermaßen im Exil gelebt …«
Wumm!
Der große Bär hatte gegen die Glasscheibe der Tür geschlagen.
Sie zitterte, aber sie brach nicht.
Auf das Geräusch hin drehte sich Schofield um und beobachtete den Bären eine Weile. Dann wandte er sich den anderen zu. »Bei euch alles okay?«
Zack und Emma nickten.
»Und bei Ihnen, Chad?«, fragte Schofield.
Hartigans junger Assistent saß mit gesenktem Kopf auf dem Boden. Die jüngsten Erlebnisse steckten ihm noch merklich in den Knochen, aber er schaute auf und nickte tapfer.
Schofield wandte sich wieder dem aufmüpfigen Bären zu. »Es wird langsam Zeit, dass uns Dr. Iwanow mehr über diesen Ort erzählt.«
Das Team scharte sich um den russischen Wissenschaftler.
»Also dann mal los, Herr Doktor«, sagte Schofield. »Das Grundsätzliche über Dragon Island wissen wir inzwischen. Jetzt würde ich allerdings gern etwas über die Einzelheiten hören, und zwar von einem, der sich hier auskennt. Ich möchte alles über diese Insel wissen: von der Lage der einzelnen Einrichtungen bis zu der atmosphärischen Waffe und was wir in den nächsten achtzig Minuten tun können, um zu verhindern, dass sie gezündet wird.«
Iwanow schüttelte mutlos den Kopf. »Mit seiner Felsenküste ist Ostrow Smej wie eine natürliche Festung. Wenn die Wachtürme mit genügend Männern besetzt sind, ist es so gut wie unmöglich, sie einzunehmen.«
»Wenn es so schwer ist, auf die Insel zu kommen«, fragte Mother, »wieso konnte sich dann die Army of Thieves so mühelos hier einnisten?«
Iwanow seufzte. »Vermutlich haben sie ein Mitglied der Rumpfbesatzung, die ich ablösen sollte, bestochen. Ich denke dabei vor allem an einen Dr. Igor Kotski. Im neuen Russland werden Wissenschaftler wie ich nicht gut bezahlt, und ich weiß, dass Kotski hoch verschuldet war. Er dürfte leicht zu kaufen gewesen sein. Jeder von uns hätte gekauft werden können. Als die Maschine mit meinem Team auf Dragon Island landete, stand Kotski am Hangar und winkte uns zu sich … und lockte uns in einen Hinterhalt.«
»Okay«, sagte Schofield, »dann erzählen Sie uns von dieser atmosphärischen Waffe. Man hat uns gesagt, wir könnten ihren Einsatz verhindern, wenn es uns gelingt, irgendwelche Urankugeln zu stehlen oder zu entschärfen oder die Raketen zu zerstören, mit denen sie in eine Gaswolke geschossen werden müssen. Ist das richtig?«
»Das stimmt«, sagte Iwanow. »Rein theoretisch könnten Sie auch verhindern, dass das Gas in die Atmosphäre gelangt, aber dafür ist es inzwischen zu spät. Sie könnten zwar die Auslassventile auch jetzt noch zerstören und so dafür sorgen, dass die Gaswolke abreißt, aber die dadurch entstehende Lücke wäre nicht groß genug. Einmal entzündet, ist die atmosphärische Flamme ungeheuer stark. Sie könnte eine Lücke in der Gaswolke ohne weiteres überspringen. Sie müssten das Austreten des Gases mindestens neunzig Minuten lang vollständig unterbinden, aber das ist inzwischen nicht mehr möglich.«
»Dann bleiben also nur noch die Kugeln und die Raketen?«
»Ja.«
»Und wo werden diese Kugeln gelagert?«
»Sie befinden sich in einem hermetisch abgeriegelten Labor im kleineren der beiden Aufbauten auf dem
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