Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
erhalten.«
»Und wer sind diese Leute, und vor allem: Warum tun sie das?«
»Wer sie sind?« Champion zuckte mit den Achseln. »Eine neue Terrororganisation? Ein Ableger von al-Qaida? Eine Armee aus Deserteuren, die sich keiner Nation verpflichtet fühlen? Genaueres weiß leider niemand über sie.«
»Und ihr Anführer? Der Kerl, der den russischen Präsidenten herausgefordert hat? Haben Sie eine Ahnung, wer das sein könnte?«
»Über den Mann an der Spitze der Organisation ist uns nichts bekannt. In dem wenigen CCTV -Bildmaterial, das es von den Operationen der Army of Thieves gibt, trägt er immer eine große Sonnenbrille und eine Kapuze oder einen Helm oder sonst etwas, was seine Identifizierung erschwert. Allerdings unternimmt er keinerlei Anstrengungen, um die Säureverätzungen in seiner linken unteren Gesichtshälfte zu verbergen. Die DGSE hat jede militärische Datenbank, die wir für Soldaten oder sonstige Spezialkräfte haben, nach einem Mann mit einer solchen charakteristischen Entstellung durchforstet, aber wir haben nichts gefunden.
Allerdings wurden bei diesen Zwischenfällen auch einige seiner Offiziere von Überwachungskameras aufgenommen, und von denen sind uns einige bekannt. Seine rechte Hand, erinnere ich mich zum Beispiel, ist ein ehemaliger chilenischer Folterspezialist, der Typhoon oder Typhon oder so ähnlich heißt.«
Champion machte eine Pause und dachte nach.
»Allem Anschein nach ist die Army of Thieves eine Truppe aus abtrünnigen Soldaten, die von einem kleinen Kader hochqualifizierter Veteranen geführt wird. Die Kämpfer dieser Truppe sind absolut unberechenbar, aber es sind mit Sicherheit keine Amateure. Im Gegenteil, wir haben es hier mit einer extrem schlagkräftigen und disziplinierten Streitkraft zu tun, die mit Erfolg russische Kriegsschiffe und Stützpunkte des United States Marine Corps angegriffen hat.«
»Aber worum geht es diesen Leuten?«, fragte Schofield. »Solche Gruppierungen haben doch immer klar umrissene Ziele: dass ein neuer Staat anerkannt wird, dass Häftlinge freigelassen werden, dass amerikanische Truppen aus ihrem Land abgezogen werden. In diesem Video erklärt ihr Anführer dem russischen Präsidenten, dass seine Armee ein Zusammenschluss der Wütenden und Verbitterten ist, der Besitzlosen und Entrechteten, der ›vor der Tür ihres Herrn hungernden Hunde‹. Letztere Wendung ist übrigens ein Zitat von William Blake; sie stammt aus einem Gedicht mit dem Titel Auguries of Innocence .«
»Interessanter Querverweis auf Lyrik, Boss«, flüsterte Mother. »Nicht schlecht.«
»Ist er so eine Art durchgeknallter Robin Hood«, fuhr Schofield fort, »der reiche Nationen zugunsten armer schädigen will?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete Champion. »Das wissen wir nicht.«
Schofield nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. »Bei dem ersten Gefängnisausbruch in Chile kamen zirka hundert Häftlinge frei. Beim zweiten im Sudan weitere hundert. Nimmt man dann noch einen harten Kern von Offizieren hinzu, haben wir es mit etwa zweihundert, maximal zweihundertzwanzig Mann zu tun.«
»Und wir sind nur zu zehnt«, bemerkte Mario mutlos. »Nicht gerade tolle Aussichten …«
»Dafür zähle ich für zehn«, erklärte Mother trocken.
»Und ich für zwanzig«, brummte Baba finster.
»Ironbark hat über Funk durchgegeben, dass ihnen in diesem U-Boot-Bunker hundert Mann aufgelauert haben«, sagte Mario. »Und ihr wisst ja selbst, wie es ihm und seinen Leuten ergangen ist. Und das waren SEAL s!«
Schofield sah auf die Uhr.
Es war 9:35 Uhr.
»Uns bleiben noch eine Stunde und fünfundzwanzig Minuten.«
Mario stand auf. »Hört ihr mir eigentlich zu? Selbst wenn wir fünfzig bestens ausgebildete Leute hätten, könnten wir diese Insel nicht stürmen! Seht euch doch an. Wir sind nichts als ein erbärmlicher kleiner Haufen, der in diesem stinkenden Drecksloch hier festsitzt. Und wir haben nicht die leiseste Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll. Wenn sie auf die Idee kommen sollten, uns hier drinnen jemand auf den Hals zu hetzen, können wir einpacken. Das ist jetzt ganz offiziell ein Selbstmordkommando geworden.«
Schofield bedachte Mario mit einem langen, finsteren Blick, sagte aber nichts. Denn wenn er ganz ehrlich war, musste er zugeben, dass der junge Marine recht hatte.
Während Schofield und der Rest der kleinen Truppe ihre Lagebesprechung abhielten, flog der V-22 Osprey, der sie angegriffen hatte, in Richtung Süden nach Dragon Island.
Der
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