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Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)

Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)

Titel: Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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Therapie.«
    Schofield konnte es so deutlich vor sich sehen, als wäre es erst gestern gewesen.
    Wie er vor dem alten Stadthaus mit seiner Kunststeinfassade eintraf und an der Tür von Brooke Ulacco begrüßt wurde: einer dunkelblonden Frau von Mitte vierzig mit breiten Hüften, einem freundlichen Lächeln und einem messerscharfen Verstand.
    Ihr Sprechzimmer war im Souterrain ihres Hauses gewesen, aber die Zimmerpflanzen und die gerahmten Fotos hatten weder die Leitungsrohre und den Heißwasserboiler kaschieren können noch über die Kinder hinwegtäuschen, die oben im Haus spielten. Er konnte sich sogar erinnern, wie Dr. Ulacco einmal gerufen hatte: »Kinder! Ich habe einen Patienten hier unten! Nicht ganz so laut bitte, ja!«
    Schofield hatte die Atmosphäre gefallen.
    Andere hätten sie vielleicht als störend und ablenkend empfunden, aber für ihn hatte sie etwas erfrischend Normales und Bodenständiges, und deshalb war sie für ihn optimal. Es war wie im richtigen Leben. Richtige Kinder, die richtig spielten, und eine richtige Mutter, die ihnen sagte, nicht so viel Lärm zu machen. Das waren die Leute, für die er kämpfte, und das war der Grund, weshalb er tat, was er tat, weshalb er an schrecklichen Orten schreckliche Einsätze gegen schreckliche Menschen durchführte.
    Ulacco redete auch nicht lange herum. Sie war in ihren Äußerungen absolut ehrlich und direkt und manchmal sogar richtig schonungslos. Wenn sie den Eindruck hatte, dass sich Schofield vor einem Thema oder einer Emotion zu drücken versuchte, legte sie sofort den Finger in die Wunde und unterbrach ihn mit einem forschen »Jetzt kommen Sie mir bloß nicht mit so was, Captain, das glauben Sie doch selbst nicht …«.
    Aber sie konnte auch ausgesprochen einfühlsam sein. Wenn er zum Beispiel von Gant erzählte, ihrem strahlenden Lächeln und was für eine wundervolle Frau sie gewesen war, setzte sich Ulacco einfach zurück und ließ ihn reden. Bei diesen Gelegenheiten unterbrach sie ihn nie.
    Ein Problem zeigte sich allerdings schon bald: Ulacco war im Gegensatz zu den anderen Psychiatern nicht ermächtigt, strenggeheime Informationen zu erfahren, weshalb ihr Schofield nur erzählen durfte, was bei dem verhängnisvollen Einsatz in ihm vorgegangen war, aber nicht, was konkret passiert war. Als er jedoch nach einer Weile zu der Überzeugung gelangte, seiner Therapeutin vertrauen zu können, bat er seine Vorgesetzten beim Marine Corps, Ulacco hochstufen zu lassen und ihr einen Geheimnisträgerstatus zu verleihen, der es ihm ermöglichte, ihr mehr zu erzählen. Das dauerte mehrere Monate, in denen Ulaccos Sprechzimmer zweimal nach Wanzen durchsucht und sie selbst drei Lügendetektortests unterzogen wurde, die sie jedoch, ohne mit der Wimper zu zucken, über sich ergehen ließ. Sie hatte einen Bruder, der in Afghanistan stationiert war, und hatte deshalb Verständnis für diese Sicherheitsmaßnahmen. Jedenfalls erhielt sie schließlich den »Top Secret/Sensitive Compartmented Information«- oder kurz TS/SCI -Status, aufgrund dessen sie auch von den geheimen Details der für Schofields Therapie relevanten Einsätze hören durfte, und das vereinfachte die Sache erheblich.
    Doch während Ulaccos direkte Art und ihr unprätentiöses Souterrain-Büro Schofield geholfen hatten, bei den Sitzungen ganz offen mit ihr zu sprechen, so waren es ihre ungewöhnlichen Therapiemethoden gewesen, die ihn schließlich sein traumatisches Erlebnis überwinden ließen.
    »Und was war es nun, was Ihnen diese Teilzeitpsychologin in ihrer Vorstadtpraxis vermitteln konnte und wozu diese ganzen hochbezahlten Spitzentherapeuten nicht in der Lage waren?«, fragte Champion.
    Schofield schüttelte den Kopf. »Es mag sich vielleicht verrückt anhören, aber sie hat mir alle möglichen Memotechniken beigebracht, wie sie auch beim Gedächtnistraining verwendet werden, unter anderem die sogenannte Loci-Methode. Dabei behilft man sich mit einer Art Gedächtnispalast. Man sortiert seine Erinnerungen und bringt sie anschließend an einem real existierenden Ort unter – das kann ein Palast, eine Kirche, eine Stadt oder ein Haus sein –, Hauptsache, es ist ein Gebäude, das man sehr genau kennt und sich deshalb gut vorstellen kann. Wenn man sich nun an etwas Bestimmtes erinnern will, geht man durch diesen Ort in seinem Gedächtnis und sucht darin nach der jeweiligen Erinnerung. Was ich von Dr. Ulacco gelernt habe, ging allerdings noch einen Schritt weiter: Sie hat mir beigebracht, wie man

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