Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Geistreiches ein? Hat es dir gefallen? Wie fandest du mich? Total platt. Die Pause wird zu lange. Gleich empfinden es alle als peinliches Schweigen.
„Nijada, ich muss mich noch umziehen und wieder frisch machen. Würdest du mich bei Meister Galbart entschuldigen, wenn es etwas später wird, als die vereinbarte Zeit?“
„Natürlich, keine Ursache Eryn.“ Kurz stand er noch da, aber er hatte sich selbst das Ende des Gespräches aufgezwungen. „Na dann werde ich mich mal beeilen. Bis später. Meine Damen, Ihr entschuldigt.“ Und dabei verbeugte er sich höflich und ging anschließend zurück zum Quartier.
Trottel, der ich bin. Ich will ihr alles sagen und bringe doch kein Wort heraus. Den Kopf klar bekommen und an die Arbeit denken ist wohl das Einzige was hilft.
Der Rest des Tages verstrich, ohne dass Eryn eine weitere Chance erhielt. Am Morgen darauf startete der Tag erneut mit einem Waffengang. „Du darfst deine Ungeduld auf keinen Fall zeigen. Das törnt total ab“, hatte Ravenor gesagt und Eryn versuchte den Rat zu beherzigen. Wieder kam Nijada zum Rand des Platzes und diesmal waren es gleich vier Damen, die sie begleiteten. Das Ereignis hatte sich wohl zwischenzeitlich herumgesprochen und erweckte das allgemeine Interesse der Damen.
„Wir hören heute früher auf“, sagte Ravenor und erklärte dann: „Ich muss nämlich noch einen Schluck aus dem Brunnen dort drüben trinken. Gestern ist mir fast die Zunge am Gaumen angeklebt. Und es kommt einfach schlecht, wenn man zu den Männern sagt ‚Bringt mir einen Becher Wasser, aber ihr könnt Staub fressen‘.“
Eryn hatte nichts dagegen einzuwenden. Schließlich übte er mit dem Schwert nicht der Übung wegen. So gingen sie diesmal zusammen an den Rand und passierten die Damengruppe, oder wollten es zumindest. Doch die Damen ließen es nicht zu. Im Nu waren sie beide umringt und es entwickelte sich ein Gespräch mit Ravenor über absolut belangloses Blabla.
Bin ich gar nicht da?, fragte sich Eryn bereits geknickt, als Ravenor ihn gekonnt in das Gespräch miteinbezog.
„Eine scharfe Klinge alleine, meine Damen, garantiert noch keinen Sieg. Wenn Eryn seine Magie benutzen würde, dann wäre ich trotz all meines Könnens chancenlos.“
Kurz rückte Eryn nun in den Mittelpunkt des Interesses, aber Nijada bemerkte sogleich:
„Es wäre nicht fair, Magie zu gebrauchen.“
„Meine werte Dame, ich weise nur darauf hin, dass der wahre Kampf niemals fair ist und ein Magier dabei die absolut besseren Karten hat. Ich habe es selbst gesehen, damals bei der Schlacht um Aspenweg. Glücklicherweise stand ich auf der Seite des Schwarzen Prinzen und bin jetzt kein verkohlter Haufen Asche.“
„Oh“, raunte es erschrocken und leicht entsetzt durch die Gruppe der holden Weiblichkeit.
„Ihr entschuldigt mich, die Königsgarde wartet schon.“ So verabschiedete sich Ravenor, während eine Rothaarige Eryn interessiert fragte:
„Ihr seid Magier?“ Damit verwickelte sie ihn in eine seichte Plauderei, die Eryn nicht abwürgen konnte, ohne unhöflich zu sein.
Als er sich schließlich umdrehte, war Nijada bereits fort. Wie verhext. Es geht einfach nicht vorwärts.
Und dann im Laufe des Tages passierte doch noch ein Wunder. Nijada fragte an, ob Eryn und Ravenor nicht Lust hätten, sich am nächsten Tag abends Arvon anzusehen. Da sie doch neulich keine Zeit gehabt hätte, fühle sie sich ein bisschen schuldig und würde die beiden Gäste gerne zu einem gemütlichen Lokal mit erlesenen Speisen führen. Sie schwärmte davon, wie schön der Ausblick von dort über die ganze Stadt sei, da das Lokal etwas erhöht auf einem Hügel läge. Eryns Herz hüpfte. Er erwiderte, dass er sich freuen würde. Aber für Ravenor könne er nicht zusagen, da er nicht wisse, wann sein Freund seine Pflichten an diesem Tag erfüllt haben würde.
Natürlich brannte er darauf mit Nijada auszugehen. Denn ihm lief die Zeit davon, da das Ende seines Auftrages hier stetig näherrückte. Andererseits musste er Ravenor wirklich fragen, ob der Zeit hatte. Dieser nahm seine Arbeit hier immens wichtig und kam meist ziemlich spät in ihre Unterkunft zurück.
So auch an diesem Tag. Nach langem Warten ging die Tür auf und Eryn legte seine Aufzeichnungen beiseite.
Ravenor polterte herein. „Schnell die Tür zu, damit ich mich endlich gehen lassen kann. Die Königsgarde denkt, ich sei ein Halbgott, der weder Schmerz noch Erschöpfung kennt. Der alles besser kann als jeder Einzelne von ihnen.
Weitere Kostenlose Bücher