Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Aber ich sage dir eines, Eryn, das ist manchmal verdammt schwer, sich nichts anmerken zu lassen.“
Die Stiefel flogen in die eine Ecke, die Rüstung in die andere, Schwert mit Scheide und Gürtel wurden über den Stuhl gehängt und der Helm landete auf dem Tisch, sodass kein Platz mehr im Raum frei war, außer auf dem Bett, worauf sich Ravenor nun mit einem langen „Aaaah“ fallen ließ.
„Nijada möchte mit uns morgen Abend in die Stadt gehen“, platzte Eryn heraus.
„Wieso mit uns?“, fragte Ravenor argwöhnisch nach.
„Na ja, sie hat es so vorgeschlagen und da konnte ich dich doch nicht ausladen. Ich habe zumindest gesagt, dass ich dich fragen werde, ob auch du Zeit hast.“
„Wenn das so ist, habe ich morgen wohl keine Zeit. Ein Treffen zu dritt ist nichts. Sag ihr das! Muss ich dir morgen früh wieder Nachhilfe geben, oder darf ich ausschlafen?“
Auch Eryn war nicht erpicht den Tag so früh zu beginnen, dennoch... „Es würde komisch aussehen, wenn wir das Üben einfach einstellen. Du hältst das doch locker aus.“
„Hmmmm“, brummte es vom Bett noch herüber. Ravenor hatte bereits die Augen geschlossen und glitt in einen tiefen Schlaf.
Wieder Schwertkampftraining am Morgen. Wieder die Damen am Rande und diesmal ging Eryn voraus und kam zuerst bei den holden Wegelagerinnen an. Aber sobald Ravenor auch nur in der Nähe auftauchte und nichts weiter wollte, als zu seinem lebensrettenden Brunnen zu gelangen, da richtete sich schlagartig die ganze Aufmerksamkeit auf ihn.
Und das Schlimmste für Eryn war dabei: Ravenor bemüht sich nicht einmal . Er kommt, wird gesehen und siegt mit einem einzigen Lächeln . Hab ich die Poxe, bin ich dumm oder hässlich, oder beides?
Eryns Selbstvertrauen knickte langsam aber stetig ein. Gerade fragte Nijada:
„Sir Ravenor, hat Euch Eryn bereits wegen heute Abend gefragt?“
Für seine Verhältnisse war Ravenor geradezu distanziert. „Das hat er, doch muss ich mich leider empfehlen. Die Pflicht hält mich fest in ihren Klauen.“
„Wie wäre es mit morgen?“, hakte sie schnell nach.
„Ungewiss. Ich wurde nicht zu meinem Vergnügen nach Arvon geschickt, meine Dame, und nun entschuldigt.“
Etwas entgeistert fragte Nijada Eryn: „Habe ich Sir Ravenor verstimmt? Er ist so kurz angebunden heute.“
„Nein, nein“, beschwichtigte Eryn sogleich. „Er hatte gestern nur einen sehr harten Tag und das wird heute wohl kaum besser. Ihm ist die Aufgabe, die er übertragen bekommen hat, sehr wichtig.“
„Schade, ich gehe schon vor. Meister Galbart weiß, dass du mit Ravenor übst und nachdem wir gut vorankommen, hat er nichts dagegen, wenn du später hinzukommst.“ Und schon war sie weg.
In einiger Entfernung tauchte die Königin mit Gefolge auf und die jungen Hofdamen am Rande des Exerzierplatzes verschwanden schnell und unauffällig. Eryn stand noch immer da, als Ravenor von der Erfrischung am Brunnen zurückkam.
„Oh-var, Oh-var. Das Wasser wirkt Wunder. Die Ladies sind schon wieder fort?“
„Ich weiß nicht, Ravenor. Nijada lässt es zu gar keinem Gespräch kommen, schon ist sie fort. Noch bevor die Königin auftauchte und die anderen Hofdamen sich schicklich von dannen machten.“ „Hmm, ich verstehe.“
Eryn merkte sofort, dass Ravenor mehr auf dem Herzen lag. „Was verstehst du?“
„Wenn ich es dir sage, dann bist du beleidigt.“
Misstrauisch bohrte Eryn nach: „Und warum sollte ich beleidigt sein?“
„Ich sag’s dir später. Ich muss zum Dienst.“
Aber Eryn hielt ihm an der Schulter fest: „Du sagst es mir jetzt, oder ich häng dir einen Zauber an. Mit der lahmen Ausrede ‚Ich muss zum Dienst‘ brauchst du mir gar nicht kommen.“
Der Prinzenbastard drehte sich wieder um und sah Eryn direkt an: „Also gut. Auch wenn dir das jetzt nicht gefallen wird. Doch besser, es tut nur einmal kurz weh und du kannst es anschließend vergessen, als dass du dich endlos quälst. Die Braut steht nicht auf dich.“
„Woher willst du das wissen?“, brauste Eryn wütend auf, aber Ravenor schüttelte nur den Kopf und bemerkte erklärend:
„Weil sie auf mich steht.“
„Lass die Finger von ihr. Wie kannst du das behaupten?“, regte sich Eryn auf und Ravenor versuchte ihn zu beschwichtigen:
„Eryn jetzt fang wieder an dein Hirn zu gebrauchen, denn schwanzgesteuertes Denken bekommt dir nicht. Ich bin nicht interessiert an Nijada und auch an keiner anderen Frau hier in Arvon. Hab ich dir doch neulich erklärt. Und nun denk nach. Sie
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