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Argemí, Raúl

Argemí, Raúl

Titel: Argemí, Raúl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chamäleon Cacho
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geheißen. Außerdem wussten sie, dass es früher oder später geschehen musste.
    Hinter mir wurde ein Schuss abgefeuert, der mich den Kopf einziehen ließ. Drei, vier Männer rangen mit der Filzlaus und nahmen ihm schließlich die Waffe ab. Bestimmt verdankte ich mein Leben ihrem rechtzeitigen Eingreifen.
    »Ich habe dich auf dem Foto in der Zeitung erkannt, du Mistkerl«, sagte er und warf den zerknitterten Ausschnitt auf das Bett.
    »Gerade als ich mich gefragt habe, wie ich diesen Cacho, Carlos, oder wie er sich sonst nennt, ohne Foto, so mies es auch sein mochte, schnappen könnte, da bist du im Zusammenhang mit dem Massaker von Prudencio Márquez in der Zeitung aufgetaucht. Älter und voller blauer Flecken, aber ansonsten noch genau so wie damals, als du dich mit Leutnant Cacho anreden ließt.«
    Er hatte einen irren Blick und redete, als sei er sich der Pistole in seiner Hand nicht bewusst. Die Leute draußen hatte er eingeschüchtert, mit denen konnte ich nicht rechnen, wenn es darum ging, mich vor den Schüssen zu retten. Ich musste das Spiel mitspielen; die Geschichte, die ich geglaubt hatte, bevor ich wusste, wer wer war.
    »Wenn Sie erlauben … können wir gemeinsam überlegen. Nur, ich schwöre Ihnen, Sie täuschen sich.«
    Er war völlig außer sich, und seine Hände zitterten, als er sich eine weitere Zigarette anzündete. Deshalb zwang ich mich, weiterzureden.
    »Ich habe ein völlig durchschaubares Leben; ich war immer Journalist, das kann ich beweisen.«
    Doch er hörte mir nicht zu. »Ehrlich gesagt, wir fanden das Chamäleon alle ein wenig lächerlich und gleichzeitig ziemlich angsteinflößend. Weißt du, warum?«
    » …?«
    »Weil Wahnsinn einem Angst macht und selbst den Tapfersten erschreckt. Er war nämlich nicht nur ein geschickter Betrüger, wie die Idioten von Gefängniswärtern behaupteten.
    Nein … Wenn er sich Leutnant nannte, war er ein Leutnant. Und er war ein Arzt, wenn er in dessen Rolle schlüpfte; oder Guerillero, Polizist, Transvestit … Er konnte alle möglichen Rollen annehmen, es genügte ihm, eine Weile mit jemandem zu reden, und er saugte dessen Persönlichkeit vollkommen auf, die Bewegungen, den Namen, alles; wie ein Vampir, wie ein Chamäleon. Wie ein echtes Chamäleon …«
    Todesangst durchfuhr mich. Die Filzlaus war der Wahrheit gefährlich nahe gekommen.
    »Das hast du auch mit Manuel Carraspique gemacht. Ein Abendessen und ein paar Sätze haben dir genügt, um in seine Haut zu schlüpfen und seine Identität anzunehmen, nachdem ihr an der Bajada de los Mallines abgestürzt seid.«
    »Sie irren sich, ich …«
    »Es reicht, du Stück Scheiße, es reicht!«, brüllte er außer sich. Ein Speichelfaden hing ihm aus dem linken Mundwinkel. »Ich weiß genau Bescheid. Das arme Mädchen, das du aufgegabelt hast, nachdem es in Neuquén ihre Dienstherrin getötet hatte. Sie hat es der Polizei erzählt: Du hast den verwirrten Márquez umgebracht und ins Feuer gestoßen. Außerdem hat man den Leichnam des anderen Unfallopfers identifiziert. Das war der echte Manuel Carraspique. Spar dir also die Mühe, mich anzulügen.«
    Sein Blick war so durchdringend, dass ich einen Moment lang sehen konnte, was er sah: den alten Márquez zwischen den Leichen seiner Frau und seines Sohnes mit der aufgeschlitzten Kehle, wie er das Chamäleon für die Tode verantwortlich machte und nach der Polizei rief. Der verfluchte Indianer, der mich beschuldigte, ein Teufel zu sein, und sich mit einem Stein in der Hand auf mich gestürzt hatte.
    Ohne zu wissen, dass er keine Chance hatte. Denn er wollte mich bestrafen, und ich begnügte mich damit, ihn zu töten. Ich schlug ihm den Kopf ein, bevor er in den brennenden Schnaps fiel – daran bin ich nicht schuld – und wie ein ölgetränkter Lappen zu brennen begann.
    » … das Mädchen hat die Schreie auf dem Hügel gehört und dir den Pick-up gestohlen, um mit Márquez’ Familie abzuhauen. Sie war überzeugt, dass du sie alle umbringen würdest. Ich nehme an, irgendeiner von ihnen hat die Tasche mit den Bibeln entsorgt, um Platz zu schaffen, und du hast sie danach wieder an dich genommen. Hab ich recht?«
    »Wenn Sie es sagen …«
    »Und ob. Ohne Geld und ohne Klamotten, allein bei zwei Toten mit einem Koffer voller Bibeln … Was hast du von da an gemacht?«
    Ich wollte ihm nicht antworten. Kurzzeitig überfiel mich wieder das schreckliche Kältegefühl, das mich bei Einbruch der Dunkelheit in Quebrada Luán überkommen hatte. Eine Kälte, die auf

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