Argus #5

Juristen William Blackstone war einer der Grundpfeiler des amerikanischen Rechtssystems.
    «In unserem Fall können wir daraus ableiten: lieber einen Schuldigen freisprechen und dafür zehn Drecksäcke von der Straße holen.» Vance betrachtete das grausige Obduktionsfoto von Patty Graber. «Und vielleicht noch viel mehr als zehn. Natürlich wäre es das letzte Mittel. Vorher müssen wir alle anderen Optionen durchgehen.»
    «Bleibt es mein Fall?», fragte Daria wieder, auch wenn sie sich die Antwort denken konnte.
    «Ab jetzt ist es unser Fall. Ich verhandele den Fall mit Ihnen. Wir arbeiten zusammen. Und als Erstes statten wir unserem Freund in Starke noch einen Besuch ab.»

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    W as erwartet uns, wenn der Sturm der Kategorie fünf das Land erreicht?», fragte die aufgekratzte Reporterin den Wettermann.
    «Das hängt ganz davon ab, wo er an Land kommt, Jennifer», antwortete der Wettermann lächelnd. «Mit Windgeschwindigkeiten von über 250 Stundenkilometern sind Hurrikans der Kategorie fünf echte Ungeheuer. Falls er also wirklich in der Stärke an Land kommt, wird es erhebliche Sachschäden geben, egal wo. Bei Windgeschwindigkeiten von 265 Stundenkilometern ist Artemis ein Riesending, aber der Sturm hat noch sieben bis acht Tage draußen auf See, was im Leben eines Meteorologen eine lange Zeit ist. Die Computersimulationen laufen buchstäblich auf Hochtouren, und wir spielen die verschiedensten Szenarien durch, von einer südöstlichen Drehung über Kuba, nach der er im Norden Floridas einfallen würde, bis zum Volltreffer auf Miami, wie bei Andrew 1992. Gleichzeitig zieht von den kanadischen Rockys ein Hochdruckgebiet herunter, das die ganze Lage noch mal ändern könnte. Im Moment wissen wir einfach nicht, was uns erwartet. Aber wir raten allen Einwohnern von Florida dringend, die Hurrikan-Checkliste durchzugehen …»
    «Das ist ein Zeichen.» Tru Zeffers stellte sich neben Daria vor den kleinen tragbaren Fernseher, der auf dem Tisch des COs im Wachraum vor dem Todestrakt stand. «Die ganzen Tornados, Erdbeben, Tsunamis, Überflutungen – das sind alles Zeichen. 2012 geht die Welt unter, genau wie die Mayas vorausgesagt haben», setzte er feixend nach. «Wir sollten’s alle noch mal krachen lassen, bevor wir gehen müssen, meinen Sie nicht? Nett, Sie wiederzusehen, Dayri-ah, auch wenn Sie mir in Stöckelschuhen noch besser gefallen haben.»
    Daria zwang sich zu einem halben Lächeln. «Ich habe auf Ihren Rat gehört, Sergeant, und die flachsten Schuhe aus dem Schrank gekramt. Kann mich nicht mal erinnern, dass ich die Dinger gekauft habe.»
    «Verdammt schade. Auch ’ne Schande, so schöne Beine in Hosen zu verstecken», sagte er und biss sich in die Hand. «Verzeihen Sie meine Offenheit. Wo ist denn Detective Alvarez? Ihr Leibwächter. Ich hätte gedacht, dass er Sie hier raufbegleitet.»
    Sie wurde rot. Manny hatte keine Ahnung, dass sie und Vance Collier dem Florida State Prison einen Besuch abstatteten. Sie wollte mit ihm reden, sobald sie von Bantling die Namen hatten. Dann wäre Manny zwar stinksauer, aber dafür hätte er ein paar Bösewichte zu fangen. Einen ganzen Haufen. Das war der Fall, der seine Karriere bestimmen könnte. «Nein», antwortete sie leise. «Er konnte nicht mitkommen.» Sie spähte in den Korridor und sah dann auf die Uhr. Seit fast einer Stunde saß sie hier schon fest, wie bestellt und nicht abgeholt. «Wissen Sie, ob ich jetzt reingehen kann, Sergeant?»
    «Ja. Ihr Boss hat mich geschickt, um Sie zu holen. Scharfer Hund, Ihr Vorgesetzter. Ist er auch trittsicher? Man könnte meinen, er hat hier das Sagen.» Offensichtlich hatte Einfach-nur-Tru nicht viel übrig für Vance Collier.
    Zeffers begleitete sie in den Vernehmungsraum, denselben, wo Manny und sie Bantling vor ein paar Wochen befragt hatten. Zeffers gab der Kamera ein Zeichen, und die Tür öffnete sich summend.
    Daria erkannte sofort, dass die Party gelaufen war. Es war vollbracht.
    Vance sah von seinem Notizblock auf und bedeutete ihr mit einem Nicken, sich neben ihn zu setzen. «Namen, Mr. Bantling», fuhr er, ohne zu zögern, fort. «Jetzt will ich Namen hören.»
    Bantlings Blick war auf Vance’ Notizblock gerichtet. «Wir haben gerade von Ihnen gesprochen, Ms. DeBianchi. Wie ich höre, ist Ihr Partner Detective Alvarez heute nicht dabei. Ich schätze, er hält nicht viel von Mr. Colliers Deal mit mir? Sie ja vielleicht auch nicht, da Sie den Verhandlungen ferngeblieben sind.»
    Vance klopfte mit dem