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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Sonne aufgeht. Wir brauchen das berühmte ‹erste Licht›, sonst ist der ganze Aufwand umsonst. Deswegen muss ich am Samstag ran.» Dann sah sie auf die Uhr und sagte: «Igitt, ich gehe um zehn nach Hause! Das ist echt peinlich. Vielleicht sollte ich lieber die Nacht durchmachen. Schlaf? Wer braucht Schlaf? Wisst ihr noch, wie wir früher drauf waren, Mädels?»
    Hannah schauderte. «Ich versuche immer noch, das alles zu verdrängen, Daisy. Nur der Kater danach hat mich davon abgehalten, dem Alkohol hoffnungslos zu verfallen.»
    «Das und deine protestantische Mutter, die dich nämlich umgebracht hätte», erklärte Daisy und leerte ihr Glas.
    «Stimmt.»
    «Bleibst du jetzt oder nicht?», fragte Gabby mit einem Anflug von Ungeduld und zwirbelte das glatte honigblonde Haar um ihren Zeigefinger. Die Strähne entrollte sich, sobald sie den Finger herauszog. In letzter Zeit hatte sie immer weniger Selbstvertrauen, wenn sie mit Daisy zusammen war. Als würde ihre Freundin nicht altern, nicht zunehmen und kein Frisurdebakel kennen. Mit 1,62 Metern und 58 Kilo war Gabby zwar nicht dick, aber eben nicht so dünn wie Daisy. Und ihr blondes Haar und die hellen Augen waren eigentlich auch nicht schlecht – solange sie nicht neben einer spanischstämmigen Sexbombe saß, die aussah wie die junge Sophia Loren. Gabriella konnte sich selbst nicht leiden, wenn sie solche Konkurrenzgedanken hatte, vor allem, da Daisy offensichtlich völlig ahnungslos war. Also schob sie den aufkeimenden Neid beiseite und zwang sich zu lächeln. «Soll ich die nächste Runde übernehmen?»
    Daisy seufzte. «Nein. Das ist einer dieser Momente, in denen man das Richtige tun muss, sonst bereut man es später. Außerdem habe ich morgen Abend ein Date und muss frisch aussehen. Der Typ leitet einen Hedgefonds.» Sie fächelte sich Luft zu und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. «Jede Menge Kohle. Wir reden hier von ein paar Milliönchen, Mädels.»
    «Das heißt aber auch harte Konkurrenz», stellte Hannah fest.
    «Eben. Ich brauche mindestens fünf Stunden Schlaf, sonst kriege ich Ringe unter den Augen.»
    «Dir stehen wahrscheinlich sogar Augenringe», bemerkte Gabriella.
    «Augenringe stehen nur Zombies, Gabby, aber danke für das Kompliment», antwortete Daisy.
    «Na schön, Mädels», sagte Gabby. «Ich bleibe auch nicht mehr lang.»
    «Sei brav.» Hannah hielt warnend den Zeigefinger hoch. «Keine Spinner. Und keine Zirkusakrobaten», sagte sie und zeigte auf den immer noch hemdlosen Muskelmann. «Ach, und falls wir uns vorher nicht sehen, alles Liebe zum Geburtstag!»
    «Ja! Alles Liebe!», schloss Daisy sich an und warf Gabby einen Luftkuss zu. «Ruf mich am Montag an. Und von mir aus tu alles, was ich auch tun würde, Zirkusakrobaten inklusive. Und schick mir eine SMS, falls der Rote und seine Freunde auftauchen. Vielleicht komme ich zurück!»
    Gabriella hob prostend das Glas in ihre Richtung und sah ihre Freundinnen in der Menge der tanzenden Körper verschwinden. Das schlechte Gewissen verpuffte so schnell, wie es gekommen war, und wurde von einem berauschenden Freiheitsgefühl ersetzt. Gabby war keine Clubgängerin, aber jetzt war sie hier, in einem Club, ein paar entspannende Drinks intus und ohne Konkurrenz, die ihr Selbstbewusstsein dämpfte. Sie öffnete einen weiteren Blusenknopf, nippte an ihrem Martini und wippte zur Musik, als die Lichter gedimmt und die letzten Tische von der Mitte an die Wand geschoben wurden, um Platz zu schaffen für eine behelfsmäßige Tanzfläche. Sie füllte sich schnell. Das Lokal war voll. Bald würden die Türsteher niemanden mehr hereinlassen.
    Es war zwar für die Clubszene noch früh, aber es bildeten sich schon Paare. Männer und Frauen. Frauen und Frauen. Jedenfalls wurde viel hemmungsloser getanzt als zu der Zeit, als Gabby von Club zu Club gezogen war. Und diese Klamotten der Mädchen – beziehungsweise der Mangel an Klamotten –, puh! Selbst wenn sie sich die Bluse bis zum Bauchnabel aufknöpfte, wäre es noch züchtig im Vergleich. Offenbar waren alle mit ihren besten Freunden hier, oder sie waren damit beschäftigt, neue beste Freunde zu finden. Auf einmal fühlte sich Gabby bloßgestellt – die alte Jungfer ohne Begleitung. Und die anderen sahen so verdammt jung aus …
    Eine Schar junger Frauen mit Stilettos und Miniröcken schob sich vorbei und stieß gegen Gabbys Stuhl, sodass sie ihren Drink verschüttete. Sie schnaubte. Wahrscheinlich war es bescheuert zu glauben, er käme heute

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