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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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sie die Enttäuschung in seinem Gesicht sehen musste. Demi Moore hatte mit Ashton Kutcher vielleicht einen Trend gesetzt, aber für die meisten weiblichen Erdlinge, die weder wie ein Hollywoodstar aussahen noch über ein hollywoodmäßiges Einkommen verfügten, war es nicht so leicht, auch nur einen kleinen Altersunterschied zu einem gutaussehenden Mann zu überbrücken. Schon gar nicht an einem Ort wie diesem. Wenn sie «achtundzwanzig» hörten, verstanden die meisten Männer «dreißig» und lasen sofort die Gedankenblase über dem lächelnden, angespannten Gesicht: «Auf der Suche nach Ehemann, Haus und Kind!» Und in dem Moment entschuldigten sie sich, um aufs Klo zu gehen, und tauchten nicht wieder auf. Vielleicht war Gabby albern und zu streng mit sich, aber heute wollte sie kein Risiko eingehen. Sie wollte einfach nur Spaß haben. «Ich bin Steuerberaterin bei Morgan & Tipley», antwortete sie. «Eine kleine Kanzlei in Midtown. Lexington und 43rd Street. Sie kennen sie bestimmt nicht. Ich arbeite seit ein paar Jahren dort. Es macht Spaß.»
    «Steuerberatung … oho. Ich hätte Sie ganz woanders hingesteckt – das ist überhaupt nicht mein Fach. Ich kann zwar mit meinem eigenen Geld gut umgehen, aber mit fremdem Geld — ich weiß nicht so recht … Ich würde vielleicht neidisch werden.»
    «Man kriegt es ja nicht in die Finger, die Versuchung ist also nicht groß.» Gabby trank einen Schluck. «Wo hätten Sie mich denn hingesteckt?»
    «Keine Ahnung … Astronautin? Raketenforscherin? Kernphysikerin?»
    «Sehe ich so intelligent aus? Das muss das Kostüm sein.»
    «Nein. Eigentlich hätte ich Sie für eine Anwältin oder Juristin gehalten. Irgendwas, das mit dem Gesetz zu tun hat. Vielleicht auch FBI-Agentin, Polizistin oder Spionin. Nur mal so geraten. Für eine Steuerberaterin sehen Sie nicht langweilig genug aus.»
    «Steuerberater können ziemlich lustig sein. Sie feiern gern. Vor allem am 16. April, wenn die Steuererklärungen abgegeben sind.»
    «Wirklich? Mein Steuerberater heißt Sy und arbeitet für H&R Block, und ich glaube, er war seit Jahrzehnten auf keiner Party mehr. Erzählen Sie mal, Gabby, was gefällt Ihnen daran? An der Steuerberatung?»
    «Hmmm … gute Frage. Mal sehen. Zum einen ist alles ganz objektiv, anders als in vielen anderen Berufen. Eine Freundin von mir ist Schriftstellerin, und sie weiß nie, ob es gut ist, was sie schreibt. Ich meine, es gibt immer einen, der sagt, sie hätte Mist geschrieben, auch wenn hundert andere sagen, es sei super. So was wäre nichts für mich. Am Ende rauft sie sich nur die Haare. Das Gleiche gilt für meine andere Freundin, die Stylistin ist. Irgendwer hat immer was zu kritisieren. Meint, er hätte ein besseres Ergebnis hinkriegen können: mehr Besucher bei der Modenschau, ein besseres Foto von einem besseren Model und so weiter. Aber Steuerberatung ist eindeutig, verstehen Sie? Wenn Sie alles richtig machen, geht es immer auf. Und wenn Sie wirklich alles richtig machen, dann sind auch die Kunden glücklich. Zahlen lügen nicht, und es ist ihnen egal, was andere Leute von ihnen denken.»
    «Interessant …»
    Gabby hatte noch nie einem Mann erklärt, was sie an ihrem Beruf mochte. Sie fragte sich, ob sie die «richtige» Antwort gegeben hatte. Doch egal, was sie sagte, Steuerberatung klang nie besonders aufregend. «Was machen Sie, Reid?»
    «Ich bin Filmemacher.»
    Gabbys Herz schlug schneller. Filmemacher standen wie Chirurgen ganz oben auf der Liste, was «Aufregung» und «guter Fang» anging. «Das klingt cool», sagte sie.
    «Na ja, ich arbeite dran. Es ist nicht einfach, den Durchbruch zu schaffen. Viel Konkurrenz. Man muss sich was einfallen lassen, um sich von der Masse abzuheben.»
    «Was für Filme machen Sie denn?»
    «Also, freuen Sie sich nicht zu früh, Sie haben nicht den nächsten James Cameron vor sich. Ich, na ja … ich mache Dokumentarfilme.»
    «Das ist doch aufregend.»
    Er lächelte. «Finde ich auch. Ich finde, das echte Leben ist viel aufregender als irgendwelche Scheinwelten. Echte Menschen, die echte Emotionen zeigen. Die Herausforderung, solche Momente einzufangen. Aber … na ja, man verdient eben nicht viel Geld dabei, es sei denn, man heißt Michael Moore.»
    «Ich finde, das klingt trotzdem aufregend. Geld ist schließlich nicht alles.»
    «Ach … und Sie wollen Steuerberaterin sein?»
    Gabby lachte. «Ich habe für viele Leute, die viel Geld verdienen, die Steuererklärungen gemacht, und deren Leben ist

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