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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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vergangen. Tano nutzte den Augenblick der Überraschung, bäumte sich auf – und diesmal gelang es ihm, seinen Gegner ins Taumeln zu bringen. Alessandro war einen Moment lang unaufmerksam gewesen und nun zahlte er den Preis dafür: Tano schleuderte ihn von sich, sprang auf, versuchte aber nicht, Alessandro zu packen. Stattdessen starrte er ihn hasserfüllt an, wandte ihm dann demonstrativ den Rücken zu und ging langsam auf Florinda und ihre Männer zu. Er klopfte sich den Sand vom nackten Oberkörper, vollkommen ungerührt vom Sturm des Rotors, und baute sich drei Meter vor Florinda auf.
    »Diese Insel ist Privatbesitz. Das wissen Sie. Trotzdem kommen Sie her, bringen Ihre Lakaien mit, hantieren mit Waffen – was ganz schnell zu einem Bruch des Konkordats führen könnte – und scheren sich einen Dreck darum, dass Sie meinen Gästen eine Heidenangst einjagen!« Er musste laut sprechen, um das Heulen des Helikopters zu übertönen.
    Alessandro erhob sich. Rosa presste die Lippen aufeinander und hielt seinem Blick stand. Sie verstand noch immer nicht, was gerade vorgefallen war, aber mit dieser neuen Situation kam sie klar.
    Sie hob die Tasche mit ihren Sachen auf und machte sich auf den Weg zum Helikopter. Es war besser so. Für alle hier, und wahrscheinlich sogar für das einsame Mädchen oben in der Villa. Rosa trat neben Florinda, die sie keines Blickes würdigte.
    Alessandro stellte sich an Tanos Seite.
    So standen sich die vier schweigend gegenüber, inmitten der wirbelnden Sandwolken.
    Florinda schien Alessandro mit ihren Blicken umbringen zu wollen, aber ihre Worte richtete sie an Rosa: »Du hast ja keine Ahnung, worauf du dich eingelassen hast. Sie hätten dich als Geisel nehmen können. Wahrscheinlich würde das nicht einmal einen Bruch des Konkordats bedeuten.«
    Tano grinste. »Das müssten wir irgendwo nachschlagen, nicht wahr?«
    »Kein Blutvergießen und kein Menschenraub«, sagte Alessandro. »So will es das Abkommen.«
    »Gut, wenn man einen angehenden Juristen in der Familie hat«, bemerkte Tano spöttisch.
    Zu Rosas Empörung schien sich Florindas Zorn allein auf Alessandro zu richten, nicht auf seinen überheblichen Großcousin. Was würde geschehen, wenn sie ihn mit den anderen allein ließ? Würde Tano ihn tatsächlich umbringen? Nicht nach all diesem Wirbel, hoffte sie. Zumal es nun kein Geheimnis mehr war, dass sich die beiden Mädchen ein wenig zu gut mit automatischen Waffen auskannten.
    Aber sie konnte nicht sicher sein.
    Komm mit uns, sagte sie ihm mit einem Blick.
    Ein unmerkliches Kopfschütteln. Wenn er seiner Familie jetzt den Rücken kehrte und dem feindlichen Clan folgte, dann würde er niemanden mehr auf seiner Seite haben und seinErbe verlieren. Vielleicht war es das, worauf Tano spekulierte. Dass sich sein Problem von ganz allein löste, wenn Alessandro Schwäche zeigte.
    Florinda packte sie hart am Oberarm, um sie zum Helikopter zu ziehen. Rosa schüttelte ihre Hand so energisch ab, dass der Vorwurf im Blick ihrer Tante für einen Atemzug einem Strudel aus Zorn und Abneigung wich, von dem Rosa fast übel wurde. Das machte sie nur noch wütender.
    »Tu das nicht noch mal«, fuhr sie ihre Tante an. »Nie wieder.«
    Und damit drehte sie sich um und stapfte mit ihrer Tasche und Gaias Papieren darin zur Schiebetür des Helikopters.
    Noch einmal sah sie hinüber zu Alessandro. Sie suchte nach der Finsternis in seinen Augen, den Schatten von vorhin. Nichts mehr. Der Sand prasselte auf seine bronzefarbene Haut ein, aber er verzog keine Miene.
    Florinda rückte ihr gegenüber auf einen Sitz, zuletzt folgten die beiden Bewaffneten. Rosa schob die Tasche zwischen ihre Knie und hielt sie mit beiden Händen fest.
    Der Helikopter hob ab. Sein Sog fräste eine gischtige Spur durch die Brandung. Dann stieg er weiter an und schwenkte in einem Bogen um die Jacht.
    Rosa blickte ein letztes Mal durchs Fenster zur Isola Luna. Sie meinte das verschachtelte Weiß der Villa zwischen den Lavablöcken aufblitzen zu sehen und dachte an Iole, die vielleicht noch immer in dem Plastiksessel kauerte und auf ihre Rückkehr wartete.
    Den Rest des Fluges vermied sie es, Florinda anzusehen. Zu sagen hatte sie ihr ohnehin nichts und so schwiegen sie, bis unter ihnen die Olivenhaine vorüberglitten und der Palazzo aus dem goldenen Licht des Nachmittags aufstieg.
    s
    Am nächsten Tag nahm Zoe sie mit auf eine Cabriofahrt nach Norden. Sie fuhren ein Stück auf der Autobahn Richtung Catania, verließen sie aber

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