Arkadien 03 - Arkadien fällt
Flügelschlag ertönte, zu laut für die panischen Tauben im Dachstuhl. Sie blickte hoch und sah einen zweiten mannsgroßen Raubvogel auf sie niederstürzen. Die riesigen Klauen schlossen sich schon um sie, als sie zur Schlange wurde und dem zupackenden Griff entging. Blitzschnell glitt sie zur Seite, hob fauchend das bernsteinfarbene Schlangenhaupt und holte zu einem Biss in Richtung der Angreiferin aus. Die aber fegte sie kurzerhand mit einem Flügel, größer als zwei Autotüren, beiseite. Rosa bekam Gefieder zwischen die Zähne, schnappte zu, verlor jedoch den Halt, als sie nach hinten geschleudert wurde. Sie rutschte über den Boden und kollidierte mit einem plastikverhüllten Heiligen, verhedderte sich in der Folie und war für einige Sekunden außer Gefecht gesetzt.
Als sie sich aus dem Wirrwarr befreit hatte und den Kopf hob, sah sie, wie weitere Figuren umstürzten und in Wolken aus Gipsstaub zerbarsten. Überall flatterten jetzt Tauben. Alessandro und die erste Angreiferin lieferten sich einen wilden Kampf, umgeben von weißem Dunst, Taubenfedern und zerfetzter Plastikfolie.
Die zweite Eule aber saß triumphierend über Quattrini. Die Richterin hob den Kopf, blickte verständnislos auf ihre blutüberströmte Brust, dann auf die Bestie. Die Kralle des Vogels grub sich in ihr Fleisch. Aus Quattrinis aufgerissenem Mund kam kein Laut, als die Eule sie emporriss, wieder zu Boden stieß und erneut in die Höhe zerrte.
Rosa schlängelte sich vorwärts, schnellte hoch und landete auf dem Rücken des Raubvogels. Ihre goldbraunen Reptilienschuppen rieben über borstige Federn. Sie schmeckte fremdes Blut und verfluchte, dass ihre Fangzähne keine Giftdrüsen besaßen. Noch immer wusste sie nicht, wen sie da eigentlich bekämpfte.
Die Eule ließ Quattrini los, kam aber weder mit ihren Klauen noch mit den Flügeln an Rosa heran. Die grub die Zähne noch tiefer in das Rückengefieder, vermochte aber die Haut darunter nur zu ritzen, zu dick war das schützende Federkleid ihrer Gegnerin.
Sie wurde abgelenkt, als Alessandro mit einem zornigen Fauchen durch eine weitere Statuenreihe geschleudert wurde, mit dem Rücken auf Trümmerstücke prallte und endlose Sekunden lang liegen blieb. Die erste Eule tauchte aus den Gipswolken auf, schleppte sich am Boden heran, die Flügel ausgebreitet wie einen Umhang, sichtlich angeschlagen, aber nicht tödlich verletzt.
Rosa verlor ihren Halt und rutschte auf den Boden, entging einem weiteren Schwingenschlag und war einen Moment später bei Alessandro. Schützend richtete sie ihre vordere Hälfte neben ihm auf, den Schlangenschädel anderthalb Meter über dem Boden. Ihr Blick zuckte von einer Eule zur anderen, ihr Zischen klang aggressiver als jemals zuvor. Sie würde bis zum letzten Atemzug für ihn kämpfen.
Aber da bewegte er sich wieder, rappelte sich hoch und stand gleich darauf an ihrer Seite.
Die Rieseneulen kamen nicht mehr näher. Die eine blieb mit gesträubtem Gefieder im Staubnebel stehen, während ihre Brust vor Anstrengung pumpte. Die andere blickte auf die Richterin hinab, schlug jedoch kein weiteres Mal zu.
Quattrini lebte nicht mehr. Ihre aufgerissenen Augen starrten ins Leere. Auf der dunklen Blutlache um ihren Körper trieben Federn und Gipsschlieren.
Die Eule stieß einen schrillen Ruf aus, dann erhob sie sich vom Boden und stieg zur Dachluke auf. Die zweite folgte mit einem leichten Schlingern, bekam ihren Flug unter Kontrolle und verschwand durch die Öffnung ins Freie. Einen Augenblick später polterte es dort oben, sie erschien erneut am Rand der Luke, griff flink mit einer Kralle eine Taube aus der Luft und flog mit ihrer Beute davon.
Rosa und Alessandro standen in einer Lichtsäule aus rieselndem Staub und Sägemehl. Nach kurzem Atemholen wechselten sie zurück in ihre Menschengestalt. Beide waren nackt und Alessandro mit dem Blut der Richterin besudelt. Flüchtig vergewisserte sich Rosa, dass er bis auf einige Schrammen unverletzt war, dann eilte sie schwankend zu Quattrinis Leichnam und sank davor auf die Knie. Die schrecklichen Wunden zogen ihre Blicke an. Sie wehrte sich vergeblich dagegen; so wollte sie die Richterin nicht in Erinnerung behalten.
Alessandro fluchte. »Das waren Malandras.«
»Wer ist das?«
»Aliza und Saffira Malandra. Harpyien. Die beiden sind Schwestern. Keiner gibt sich gern mit ihrer Familie ab – es sei denn, man heuert sie als Auftragskiller an.«
Ihr Kopf ruckte nach oben. »Was ist mit Festa und Moranelli?«
Sie
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