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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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es wäre wirklich verdammt dämlich, mich zu verschleppen. Geiselnehmer jagt die Polizei noch unerbittlicher als –«
    »Die vermeintlichen Mörder einer Richterin?« Er winkte ab. »Halten Sie einfach den Mund, okay?«
    »Alessandro«, sagte Rosa beschwörend.
    »Ich geh nicht ins Gefängnis«, sagte er bestimmt und brachte das Kunststück fertig, trotz allem sanft zu klingen. »Erst recht nicht für etwas, das ich nicht getan habe. Und du auch nicht, dafür sorge ich.«
    »Das hier ist nicht allein deine Entscheidung, sondern auch meine.« Sie ging hinüber zu der Stelle, an der sie sich zum ersten Mal verwandelt hatten. Dabei vermied sie es tunlichst, einen weiteren Blick auf Quattrini zu werfen.
    Rosas Kleidung lag unversehrt da, der Vorteil einer Lamia. Mit bebenden Fingern zog sie sich ihren Slip an und das schwarze Kleid. Zum Glück hatte sie am Morgen keine hochhackigen Schuhe ausgewählt. Sie sah sich schon in ihrem Trauer-Outfit in den Zeitungen: Mafia-Prinzessin auf der Flucht! Wundervoll.
    Anschließend eilte sie zurück zu Alessandro, nahm eine der Pistolen und deutete auf den reglosen Festa. »Zieh dir seine Klamotten an. So fliehe ich mit dir ganz bestimmt nirgendwohin.«
    Er brachte ein Lächeln zu Stande, gab ihr auch die zweite Waffe, vertraute darauf, dass sie Stefania in Schach hielt, und machte sich daran, dem Polizisten Jeans und T-Shirt auszuziehen. Zuletzt streifte er sich die Lederjacke über. Keines der Kleidungsstücke passte ihm hundertprozentig, aber sie waren besser als nichts.
    »Erst mal müssen wir hier weg«, sagte er.
    Stefanias Tonfall wurde immer eindringlicher. »Unsere Leute werden euch jagen.«
    »Ein Grund mehr, von hier abzuhauen.« Er berührte Rosa sanft am Arm. »Wenn wir ihr beweisen können, dass die Harpyien existieren, hilft sie uns vielleicht.«
    Stefania nickte in Richtung seiner Waffe. »Und du glaubst, damit erreichst du, dass ich dir vertraue?«
    Rosa musterte die junge Polizistin. Der Schock über den Tod der Richterin stand ihr ins Gesicht geschrieben. Zudem war nicht abzusehen, was geschehen würde, wenn sie erst Zeit hatte, über die Verwandlungen nachzudenken.
    Noch einmal ging Rosa zu Quattrini, berührte ihre kalte Stirn, dann zärtlich die rechte Hand. Zuletzt fiel ihr Blick auf den kleinen Anhänger, der an seinem Kettchen zwischen Kopf und Schulter zu Boden gerutscht war und dort im Blut lag. Sie nahm ihn mit Daumen und Zeigefinger auf und dachte kurz daran, hineinzusehen. Stattdessen aber öffnete sie den Verschluss der Kette, rieb das Medaillon an ihrem Kleid sauber – nicht am Mantel der Richterin, das war ihr wichtig – und legte es sich um den Hals.
    Zuletzt strich sie der Toten über das Haar. »Danke für alles«, flüsterte sie.
    Als sie sich erhob, spürte sie die Blicke der anderen auf sich. Stefania wirkte verunsichert, während in Alessandros Augen Verständnis lag. Rosa schob sich den Anhänger in den Ausschnitt und spürte ihn warm auf ihrer Haut.
    Alessandro küsste sie flüchtig, als sie wieder bei ihm war. Er roch nach frischem Blut, und gegen ihren Willen erregte das die Schlange in ihrem Inneren.
    »Fahren wir«, sagte sie.

In den Bergen
    E s ist meine Schuld«, sagte Rosa nach einer Weile. »Ich hab Trevini gezwungen, den Drogenhandel meiner Leute zu stoppen. Er hat mich gewarnt, dass sie sich das nicht gefallen lassen würden.«
    Das war nicht alles. Sie hatte die Geschäfte mit den afrikanischen Flüchtlingen auf Lampedusa auffliegen lassen und zumindest den Versuch gemacht, den Waffenhandel einzuschränken. Aus ihrer Sicht waren das legitime Entscheidungen eines Clanoberhaupts. Für ihre Familie aber bedeutete es Verrat. Jetzt präsentierte man ihr dafür die Rechnung.
    »Es könnten ebenso gut Carnevares dahinterstecken.« Alessandro saß am Steuer und lenkte den schwarzen Geländewagen eine schmale Gebirgsstraße hinab in ein bewaldetes Tal. »Es gibt viele, die mich loswerden wollen. Cesare war nur der Ehrlichste von ihnen, er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Familie seiner Meinung nach ohne mich besser dran wäre. Die anderen kriechen erst jetzt aus ihren Löchern.«
    Auf dem Rücksitz saß Stefania mit Handschellen an Händen und Füßen. Sie hatten in Quattrinis Wagen ein weiteres Paar gefunden und es der Polizistin vor der Abfahrt angelegt. Sie verlor kein Wort über die Verwandlungen. Vielleicht lernte man so etwas auf der Polizeischule. Ruhig bleiben selbst in den aberwitzigsten Situationen.
    »Erklärt

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