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Arm und Reich

Arm und Reich

Titel: Arm und Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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die sich in der Höhe ih­res Salzverbrauchs bereits unterschieden. Ähnlich kön­nen Kulturanthropologen, die nicht die Macht haben, in einem Experiment verschiedene menschliche Gemein­schaften für viele Jahrhunderte besser oder schlechter mit Ressourcen auszustatten, dennoch die langfristigen Auswirkungen einer unterschiedlichen Segnung mit den Gaben der Natur studieren, indem sie Vergleiche zwi­schen polynesischen Gesellschaften anstellen, die sich in der jüngeren Vergangenheit auf verschiedenen Inseln mit unterschiedlicher Ressourcenausstattung entwickel­ten. Dem Geschichtsforscher bieten sich neben dem Ver­gleich der fünf bewohnten Kontinente zahlreiche weitere natürliche Experimente zur Auswertung an. So können auch große Inseln, auf denen in relativer Isolation kom­plexe Gesellschaften entstanden (z. B. Japan, Madagas­kar, Hispaniola, Neuguinea, Hawaii und viele andere), und Kulturen auf Hunderten kleinerer Inseln sowie re­gionale Gesellschaften innerhalb jedes Kontinents zum Gegenstand von Vergleichen gemacht werden.
    Natürliche Experimente sind in jedem Bereich der Wissenschaft, ob Ökologie oder Geschichte, potentiel­ler Kritik aus methodischer Sicht ausgesetzt. Diese be­zieht sich beispielsweise auf die Auswirkungen der na­türlichen Variation anderer als der untersuchten Variab­len, durch welche die Aussagefähigkeit des Experiments beeinträchtigt werden kann, sowie auf Probleme bei der Ableitung von Kausalketten aus beobachteten Korrela­tionen zwischen Variablen. Derartige methodische Pro­bleme sind in einigen historischen Naturwissenschaften ausführlich thematisiert und diskutiert worden. Insbe­sondere in der Epidemiologie, in der es um die Gewin­nung von Erkenntnissen über menschliche Krankhei­ten durch den Vergleich von Personengruppen (oft mit Hilfe retrospektiver historischer Studien) geht, bedient man sich schon lange und mit Erfolg formalisierter Ver­fahren für den Umgang mit ähnlichen Problemen wie jenen, die sich dem Historiker bei der Erforschung der Geschichte menschlicher Gesellschaften stellen. Inten­siv beschäftigt hat sich auch die Ökologie mit den Pro­blemen bei natürlichen Experimenten, da sie häufig auf diese Methode zurückgreifen muß, wenn direkte expe­rimentelle Interventionen zur Manipulation bestimm­ter ökologischer Variablen unmoralisch, ungesetzlich oder unmöglich sind. In der Evolutionsbiologie wur­den in letzter Zeit immer raffiniertere Methoden ent­wickelt, um aus Vergleichen verschiedener Pflanzen und Tiere mit bekannter Evolutionsgeschichte Schlüsse zie­hen zu können.
    Kurzum, ich gestehe ein, daß die Geschichte unserer Spezies viel schwerer zu verstehen ist als Probleme in Wissenschaftsbereichen, in denen historische Verläufe keine Rolle spielen und weniger Variablen zu berücksich­tigen sind. In mehreren Disziplinen wurden aber Me­thoden entwickelt, mit denen historische Probleme er­folgreich analysiert werden können, was dazu geführt hat, daß die Erforschung der Geschichte von Dinosauri­ern, Spiralnebeln und Gletschern als Domäne naturwis­senschaftlicher und nicht geisteswissenschaftlicher Fä­cher gilt. Durch Selbstbeobachtung können wir jedoch weitaus mehr Einsichten in die Verhaltensweisen und Eigenschaften von Menschen als in die von Dinosauri­ern gewinnen. Ich hege deshalb den Optimismus, daß die Geschichte menschlicher Gesellschaften auf eben­so naturwissenschaftliche Weise erforscht werden kann wie die der Dinosaurier – mit Gewinn für unsere heu­tige Gesellschaft, indem wir daraus lernen, wie die mo­derne Welt geformt wurde und was unsere Zukunft be­stimmen könnte.

Danksagungen
    Es ist mir ein Vergnügen, die Beiträge zahlreicher Per­sonen zu diesem Buch zu würdigen. Meine Lehrer an der Roxbury Latin School weckten in mir das Interesse für Geschichte. Wie sehr ich all meinen Freunden und Bekannten in Neuguinea zu Dank verpflichtet bin, ist schon daraus ersichtlich, wie oft ich ihre Erfahrungen zitiere. Ebenso großen Dank (und Absolution von je­der Verantwortung für meine Fehler) schulde ich mei­nen vielen akademischen Freunden und Berufskolle­gen, die mir geduldig die Feinheiten ihrer Fächer er­läuterten und die Rohfassungen meiner Texte mit mir besprachen. Hervorheben möchte ich besonders Pe­ter Bellwood, Kent Flannery, Patrick Kirch und meine Frau Marie Cohen, die alle das Manuskript von vorne bis hinten durchlasen. Charles Heiser jr., David Keight­ley, Bruce Smith, Richard

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