Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Thakrar.
»Das weiß Gott allein.« Er stieß einen langgezogenen Seufzer aus. »Ich möchte, daß Sie weiter versuchen, auf einem Schiff anzuheuern. Sie finden früh genug heraus, ob Ihre Deckung aufgeflogen ist oder nicht. Ich werde einen Bericht aufsetzen. Soll sich Admiral Aleksandrovich den Kopf darüber zerbrechen.«
»Jawohl, Sir.« Erick Thakrar erhob sich, salutierte förmlich und verließ das Büro.
Commander Neale blieb noch lange Zeit auf seinem Stuhl sitzen und starrte auf die hinter dem Fenster rotierenden Sterne. Die Aussicht, daß Tranquility abtrünnig werden könnte, erfüllte ihn mit Entsetzen, insbesondere angesichts des individuellen Status quo, den das Habitat seit nunmehr siebenundzwanzig Jahren innehatte. Nach einer ganzen Weile öffnete er die in seiner neuralen Nanonik gespeicherte Datei über Dr. Alkad Mzu und machte sich daran, die Umstände zu überprüfen, unter denen er ermächtigt war, die Frau zu eliminieren.
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11. Kapitel
Unter den abergläubischeren Bewohnern Aberdales gab es nicht wenige, die sagten, Marie Skibbow hätte das Glück mitgenommen, als sie aus der Siedlung fortgegangen war. Die äußeren Umstände waren die gleichen wie zuvor – und doch schien es, als würde Aberdale mit einemmal von einer wahren Seuche deprimierender und unglücklicher Zwischenfälle heimgesucht.
Marie hatte richtig vermutet, was die Reaktionen ihrer Familie anging. Nachdem die Wahrheit über ihr Verschwinden als gesichert galt (Rai Molvi bestätigte, daß sie an Bord der Coogan gegangen war, und Scott Williams hatte gesehen, wie sie den Feststoffbrenner belud, als das Schiff abgelegt hatte), war Gerald Skibbows Reaktion auf den, wie er es nannte, Verrat seiner Tochter die reinste Raserei.
Er forderte Powel Manani auf, entweder den freien Händler auf dem Pferd zu verfolgen oder mit Hilfe seines Kommunikatorblocks den Sheriff von Schuster Town zu alarmieren, um Marie festzunehmen, sobald die Coogan an der Stadt vorbeiwollte.
Manani erklärte höflich, aber bestimmt, daß Marie von Gesetzes wegen jetzt erwachsen sei und keinen Siedlungskontrakt mit der LEG unterzeichnet hatte, und daß sie deswegen tun und lassen konnte, was sie wollte. Gerald tobte wegen dieser Ungerechtigkeit (Loren weinte still und leise an seiner Seite vor sich hin), dann beschwerte er sich bitterlich über die Inkompetenz des lokalen Repräsentanten der LEG. An diesem Punkt stand Manani erschöpft von einem langen Tag im Sattel auf der Suche nach dem vermißten Gwyn Lawes, kurz davor, Skibbow bewußtlos zu schlagen. Rai Molvi, Horst Elwes und Leslie Atcliffe mußten die Streithähne auseinanderziehen.
Marie Skibbows Name wurde in Aberdale niemals wieder erwähnt.
Die Felder und Plantagen, die hinter der ursprünglichen Lichtung aus dem Wald gerodet worden waren, hatten mittlerweile eine Größe erreicht, die es den schnellwachsenden Kriechpflanzen ermöglichte, fast so schnell nachzuwuchern, wie der Boden untergepflügt wurde. Es war eine mühselige Arbeit, die selbst die disziplinierten Zettdees auf eine harte Probe stellte. Jegliche weitere Expansion stand zumindest so lange nicht zur Disposition, wie die erste Ernte nicht gesichert und eingefahren war. Die empfindlicheren irdischen Gemüsepflanzen hatten schwer mit dem niemals enden wollenden Ansturm von Regen zu kämpfen. Selbst mit ihren verbesserten Genen schossen Salat und Tomaten zu schnell ins Grün oder wurden an den Spitzen gelb, drohten Lauch und Sellerie und Auberginen ständig zu faulen. Ein heftiger Sturm, der den Dschungel hinterher noch tagelang in Dunstschleier hüllte, zerstreute die Hälfte der Hühner in alle Winde, und nur wenige wurden je wieder gefunden.
Vierzehn Tage, nachdem die Coogan abgelegt hatte, traf ein weiteres Händlerboot ein, die Louis Leonid. Fast wäre es wegen der unverschämten Preise, die der Kapitän verlangte, zu einem wütenden Lynchmob gekommen. Die Louis Leonid legte hastig wieder ab, und der Kapitän schwor fluchend, jedes Schiff auf dem Juliffe zu warnen, den Quallheim River in Zukunft zu meiden.
Dann waren da noch die zahlreichen Toten. Nach Gwyn Lawes fanden sie Roger Chadwick. Er war offensichtlich im Quallheim ertrunken; seine Leiche wurde einen Kilometer flußabwärts angeschwemmt. Die Hoffman-Familie, Donnie und Judy mitsamt ihren beiden Kindern Angie und Thomas, wurde von einer schrecklichen Tragödie heimgesucht. Eines Nachts brannte ihr Anwesen in der Savanne bis auf die Grundmauern nieder. Die vier
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