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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Weib nicht ein wenig länger warten können? »Wo soll das aufhören, Horst? Wer ist der nächste? Wissen Sie, was ich in der Nacht träume, Horst? Ich träume, daß Jay hinter diesem elenden Macho Jackson Gael her rennt. Oder hinter Lawrence Dillon mit seinem hübschen Gesicht und dem kalten Grinsen, das träume ich. Wollen Sie mir allen Ernstes weismachen, ich müßte keine Angst haben? Daß ich unter Verfolgungswahn leide? Sechs Tote in fünf Wochen, Horst! Sechs Unfälle in fünf Wochen. Wir müssen endlich etwas unternehmen!«
    »Ich weiß.« Horst rammte Judy Hoffmans Kreuz in den nassen Boden. Wasser quoll am Holz vorbei nach oben. Wie Blut, dachte Horst. Wie dreckiges Blut.
     
    Der Dschungel dampfte schwach. Es hatte bis vor weniger als einer Stunde geregnet, und jeder Stamm und jedes Blatt glänzten vor Nässe. Auf Brusthöhe hatte sich eine dichte Schicht aus weißem Nebel gebildet. Die vier Zettdees, die auf dem Wildwechsel durch das Unterholz stapften, konnten kaum ihre eigenen Füße sehen. Dünne Sonnenstrahlen, die durch das dichte Blätterdach drangen, leuchteten wie goldene Strähnen in der ultrafeuchten Luft. In der Ferne war das Zwitschern und Pfeifen von Vögeln zu hören, ein Chor, den die Zettdees seit langem aus den Umgebungsgeräuschen auszufiltern gelernt hatten.
    Der Boden war uneben und von unregelmäßigen Hügeln durchsetzt, die doppelte Mannshöhe erreichten. Aus den Seiten wuchsen kreuz und quer Bäume und krümmten sich nach oben, gestützt von einem ausgedehnten Geflecht aus Luftwurzeln. Die aschgrauen Stämme waren im Vergleich zu ihrer Höhe eher dünn, selten mehr als dreißig Zentimeter im Durchmesser, und doch waren die Bäume allesamt über zwanzig Meter hoch und besaßen Kronen aus dichtem, smaragdgrünem Blattwerk. Die Stämme darunter waren vollkommen kahl. Nicht einmal die Reben und Sträucher unterhalb der Bäume zeigten die übliche Vitalität.
    »Hier gibt es kein Wild!« sagte Scott Williams, nachdem sie eine halbe Stunde lang über unzählige Hügel geklettert und durch Wassertümpel dazwischen gewatet waren. »Das ist einfach die falsche Gegend.«
    »Richtig«, stimmte Quinn ihm zu. »Niemand hat einen Grund, hierher zu kommen.« Sie waren früh am Morgen losgezogen. Sie waren über den ausgetrampelten Pfad in Richtung der Ranches in der Savanne südlich von Aberdale gekommen, eine ganz gewöhnliche Jagdgesellschaft mit vier ausgeliehenen Lasergewehren und einer elektromagnetischen Projektilschleuder. Quinn hatte sie fünf Kilometer über den Trampelpfad geführt und war dann nach Westen in den Dschungel abgebogen. Er suchte jede Woche einen anderen Winkel der Umgebung ab, und der Guido-Block, den er aus der Ranch der Hoffmans mitgenommen hatte, stellte sicher, daß es jedesmal ein anderes Gebiet war.
    Sie hatten gut gelebt seit jener Nacht vor vierzehn Tagen, in der die Hoffmans gestorben waren. Donnie war bestens vorbereitet auf die Gefahren und Entbehrungen eines Lebens in der Wildnis nach Lalonde gekommen. Die Zettdees hatten gefriergetrocknetes Fleisch, Werkzeuge, Medikamente, mehrere Gewehre und zwei Jupiter-Kreditdisks erbeutet. Die sechs Zettdees, die Quinn bei jenem nächtlichen Unternehmen zu der Ranch geführt hatte, hatten sich die Bäuche vollgestopft bis zum Platzen, bevor sie über Judy und die beiden Kinder hergefallen waren.
    Es war zugleich die erste Nacht gewesen, in der Quinn die volle Zeremonie abgehalten hatte, die Schwarze Messe der Hingabe an Gottes Bruder. Er hatte die anderen durch die gemeinsam erlebte Verdorbenheit an sich gebunden. Davor war es Furcht gewesen, die sie hatten gehorchen lassen. Jetzt besaß er ihre Seelen.
    Zwei von ihnen waren die schwächsten in der Gruppe gewesen, Irley und Scott, Ungläubige, bis er ihnen die kleine Angie angeboten hatte. Die Schlange war in jedem von beiden erwacht, wie sie das angestachelt von der Hitze und den Sprechgesängen stets tat und vom orangefarbenen Lichtschein der Fackeln auf nackter Haut. Gottes Bruder hatte in ihren Herzen geflüstert und ihnen den wahren Weg des Fleisches gezeigt, den Weg des Tieres. Wieder einmal hatte die Versuchung triumphiert, und Angies Schreie hatten weit über die Savanne gehallt in jener Nacht. Seit jener Zeremonie waren sie zu Quinns engsten Vertrauten und Kameraden geworden.
    Banneth hatte es ihm gezeigt: Die Zeremonien waren mehr als einfache Messen. Sie besaßen einen Sinn. Wenn man nach ihnen lebte, die Rituale beging, dann wurde man für alle Zeiten zu einem

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