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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Hoffmans verbrannten in ihrem Haus. Erst am nächsten Morgen, als Frank Kava die dünne Rauchsäule sah, die aus der Asche aufstieg, wurde in Aberdale Alarm geschlagen. Die Leichen waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Selbst ein gut ausgestattetes gerichtsmedizinisches Labor hätte alle Mühe gehabt nachzuweisen, daß alle vier an Schüssen aus einem Jagdlaser gestorben waren, die aus fünf Zentimetern Entfernung durch ihre Augen gedrungen waren.
     
    Horst Elwes rammte das angespitzte Ende des Holzkreuzes dreißig Zentimeter tief in den durchweichten Boden und trat es dann mit dem Stiefel fest. Er hatte das Kreuz aus Mayope-Holz selbst angefertigt – nicht so gut, wie Leslie es gekonnt hätte, natürlich nicht, aber dafür unbefleckt. Er hatte das Gefühl, daß das für die kleine Angie wichtig gewesen wäre.
    »Es gibt keinen Beweis«, sagte er und starrte auf den mitleiderregend kleinen länglichen Erdhügel.
    »Ha!« entgegnete Ruth Hilton und reicht ihm das Kreuz von Thomas.
    Sie traten zum Grab des Jungen. Horst bemerkte, daß er Schwierigkeiten hatte, sich Thomas’ Gesicht vorzustellen. Der Junge war dreizehn gewesen, immer gutgelaunt, voller Leben. Das Kreuz verursachte ein schmatzendes Geräusch im Boden.
    »Sie haben selbst gesagt, daß die Zettdees Teufelsanbeter sind«, beharrte Ruth. »Und wir wissen verdammt genau, daß die drei Kolonisten damals in Durringham ermordet worden sind.«
    »Überfallen und ausgeraubt«, sagte Horst. »Nicht ermordet.«
    »Und ich sage, sie wurden ermordet.«
    Auf dem Kreuz stand der Name des Jungen, eingebrannt mit unsicherer Hand und mit Hilfe einer Fissionsklinge. Ich hätte mir mehr Mühe geben sollen, dachte Horst. Es wäre wirklich nicht zuviel verlangt gewesen, nüchtern zu bleiben, während ich die Grabinschrift für den armen Jungen eingraviere.
    »Ermordet, ausgeraubt … es geschah in einer anderen Welt, Ruth. Hat es überhaupt jemals einen Ort wie die Erde gegeben? Man sagt, die Vergangenheit sei bloß eine Erinnerung. Ich kann mich nur noch mit Mühe an die Erde zurückerinnern. Bedeutet das, es gibt sie nicht mehr? Was meinen Sie?«
    Sie blickte ihn zum ersten Mal mit echter Sorge an. Er war unrasiert, und wahrscheinlich hatte er auch seit längerer Zeit nichts Anständiges mehr gegessen. Sein Gemüsegarten war übersät mit Unkräutern und Schlingpflanzen. Seine einst fleischige Gestalt war beträchtlich dünner geworden. Die meisten Kolonisten hatten an Fett verloren, seit sie in Aberdale angekommen waren, doch sie hatten zum Ausgleich Muskeln aufgebaut. Horsts Fleisch hing in schlaffen Falten vom Kinn. Sie vermutete, daß Horst Elwes einen neuen Vorrat an Alkohol entdeckt hatte, seit sie auf dem Landesteg gewesen und seine letzten drei Flaschen Scotch in den Quallheim entleert hatte. »Wo wurde Jesus geboren, Horst? Wo hat er sein Leben für unsere sterblichen Seelen gegeben?«
    »Oh, eine sehr gute Frage. Wirklich, eine ganz ausgezeichnete Frage. Ich könnte Sie wahrscheinlich in null Komma nichts zur Laienpredigerin ausbilden, falls Sie Lust haben.«
    »Ich muß mein Feld bestellen. Ich habe Hühner und eine Ziege, die gefüttert werden müssen. Ich muß meine Tochter Jay erziehen. Was wollen wir wegen der Zettdees unternehmen, Horst?«
    »Wer frei ist von Sünde, der werfe den ersten Stein.«
    »Horst!«
    »Tut mir leid, Ruth.« Er blickte voller Trauer auf das Kreuz in ihren Händen.
    Ruth schob es in seine Hände. »Ich will nicht, daß sie hier bei uns leben. Verdammt, haben Sie nicht gesehen, wie der kleine Jason Lawes um Quinn Dexter herumscharwenzelt? Er benimmt sich wie ein Welpe an der Leine.«
    »Wie viele von uns machen schon bei Rachel und ihrem Sohn halt und sehen nach, wie es den beiden geht? O ja, wir waren alle ganz wunderbare Nachbarn … in der ersten Woche nach Gwyns Tod. Oder auch die ersten zehn Tage. Aber jetzt … es geht über das Leistungsvermögen der Leute hinaus. Sie alle haben eigene Familien, um die sie sich kümmern müssen. Sie machen das Naheliegendste und beauftragen die Zettdees damit, sich um Rachel zu kümmern und ihr zu helfen. Fazit: Es wird etwas unternommen, das schlechte Gewissen gibt Ruhe. Aber ich mache niemandem einen Vorwurf daraus, Ruth. Dieser Ort – er saugt uns aus. Wir wenden uns nach innen, haben nur noch Zeit für uns selbst.«
    Ruth schluckte herunter, was ihr über Rachel Lawes und Quinn Dexter zu Ohren gekommen war. Verdammt, der arme Gwyn war erst fünf Wochen tot gewesen! Hätte dieses dumme

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