Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Syrinx.
– Heh, das ist schließlich nicht deine Schuld. Du hast alles getan, worum ich dich gebeten habe, selbst als du in dichten Schaum gehüllt warst.
– Ich hasse dieses Zeug.
– Ich weiß. Also schön, uns bleiben noch ganze zwei Monate Dienstzeit bei der Navy. Danach sind wir wieder gewöhnliche Zivilisten.
– Großartig!
Syrinx lächelte im Dämmerlicht ihrer Kabine. – Ich dachte, du magst den Militärdienst?
– Das tue ich auch.
– Aber?
– Aber es ist so einsam. Immer diese Patrouillen. Als wir noch Fracht transportiert haben, gab es jede Menge anderer Voidhawks und Habitate, mit denen ich reden konnte. Ich freue mich schon darauf.
– Ja, vermutlich hast du recht. Es ist nur, daß ich gerne mit einem dicken Fang im Netz aufgehört hätte.
– Joshua Calvert?
– Ja! Er hat uns ausgelacht!
– Ich denke, er war ein netter Kerl. Jung und sorgenfrei, und er durchstreift das Universum. Eine sehr romantische Vorstellung.
– Bitte, Oenone! Er wird das Universum bestimmt nicht mehr allzu lange durchstreifen. Nicht mit einem derartigen Ego! Früher oder später macht er einen Fehler, seine schiere Arroganz treibt ihn dazu. Ich finde es nur schade, daß wir nicht mehr da sein werden, wenn es soweit ist. Sie legte den Arm um Ruben, damit er beim Aufwachen wußte, daß sie nicht böse mit ihm war.
Als sie schließlich die Augen zum Schlafen schloß, war der Anblick ausgedehnter Sternenfelder, mit dem sie gewöhnlich einschlummerte, einem herausfordernden Grinsen gewichen. Einem Grinsen und einem markanten, schönen Männergesicht.
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13. Kapitel
Sein Name lautete Carter McBride, und er war zehn Jahre alt; ein Einzelkind und der ganze Stolz seiner Eltern Dimitri und Victoria, die ihn erzogen, so gut es die Umstände es nur erlaubten. Wie die meisten Angehörigen der jüngeren Generation von Aberdale liebte Carter den Dschungel und den Fluß. Lalonde bot soviel mehr Abwechslung als die freudlosen trockenen Beton-, Stahl- und Komposithöhlen der irdischen Arkologien. Die Spielmöglichkeiten auf Carters neuer Welt waren unbegrenzt. Er besaß sein eigenes kleines Beet am Rand des elterlichen Feldes, das er von oben bis unten mit Erdbeeren vollgepflanzt hatte, genetisch angepaßten Pflanzen, so daß die großen, knallroten Früchte im Regen und der ständigen Feuchtigkeit nicht anfingen zu faulen. Carter hatte einen Cockerspaniel, der auf den Namen Chomper hörte, ständig im Weg herumsprang und Kleidungsstücke aus dem elterlichen Blockhaus stahl. Wie die meisten anderen Kinder auch erhielt er didaktische Kurse von Ruth Hilton, die meinte, daß er die agronomischen Daten mit befriedigender Geschwindigkeit absorbierte und eines Tages einen vielversprechenden Farmer abgeben würde. Und weil Carter schon beinahe elf war, erlaubten ihm seine Eltern, ohne Aufsicht zu spielen. Sie sagten, er wäre verantwortungsbewußt genug, um nicht zu weit in den Dschungel zu laufen.
Am Morgen, nachdem Pater Horst Elwes in seiner Kirche dem Ly-Cilph begegnet war, spielte Carter McBride zusammen mit anderen Kindern unten am Fluß. Sie waren damit beschäftigt, ein Floß aus den Baumstämmen zu bauen, die von einem Bauprojekt der Erwachsenen übriggeblieben waren. Plötzlich wurde Carter bewußt, daß er Chomper seit wenigstens fünfzehn Minuten nicht mehr gesehen hatte. Er blickte sich suchend auf der Lichtung um. Ein Fellknäuel jagte hinter der Gemeindehalle vorbei, und Carter rief wütend nach dem albernen Tier. Chomper reagierte nicht augenblicklich, und so machte Carter sich an die Verfolgung. Seine Stiefel platschten durch die dünne Schlammschicht am Ufer. Bis er den Rand des Dschungels erreicht hatte, bellte Chomper aufgeregt irgendwo im Innern des dichten Gewirrs aus Bäumen und Schlingpflanzen.
Carter winkte Mister Travis, der das Unkraut rings um seine jungen Ananaspflanzen jätete, und rannte hinter seinem Hund her in den Dschungel.
Chomper wollte ihn offensichtlich auf dem geradesten Weg vom Dorf wegführen. Carter rief seinem Hund hinterher, bis er heiser war. Er war erhitzt und außer Atem, und sein abgenutztes T-Shirt war vom klebrigen, grünlich-gelben Saft abgerissener Schlingpflanzen durchtränkt. Carter war stinkwütend auf seinen Hund. Er würde ihm ein Würgehalsband umlegen, sobald sie zu Hause angekommen waren. Und dann würde er mit Chomper in die Hundeschule gehen, die Mister Manani ihm versprochen hatte, und ein richtiges Unterordnungstraining absolvieren.
Die Jagd endete
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