Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
geworden war. Die restlichen Zettdees waren nahezu unsichtbare Schatten. Quinns glückseliges Lächeln erfaßte seine Anhänger.
»Ihr auch«, sagte er sanft.
Blitze strömten aus ihm hervor, dünne, zuckende Fäden, die seine fünf Begleiter einhüllten. Schreie hallten durch die Nacht.
»Vater unser, der Du bist im Himmel …«, begann Horst. Er wartete darauf, daß die Blitze auch ihn erfaßten. »… geheiligt werde Dein Name …« Die Schreie der Zettdees verstummten einer nach dem anderen. »… vergib uns unsere Schuld …«
Die schrecklichen Blitze vergingen. Stille senkte sich herab. Horst spähte um den Baum herum. Alle sechs Zettdees standen auf der Lichtung. Jeder war in einen eigenen Nimbus aus Licht gehüllt.
Wie Engel, dachte Horst. So hübsch mit ihren wunderbaren, jungen Leibern. Welch eine grausame Betrügerin ist doch die Natur!
Während er noch hinsah, wurde das Leuchten schwächer. Jackson Gael drehte sich um und blickte Horst Elwes geradewegs an. Horsts Herz drohte vor Entsetzen stehenzubleiben.
»Ein Priester!« lachte Jackson. »Das trifft sich ganz wunderbar! Nun ja, wir brauchen Ihre Dienste zwar nicht, Vater, aber wir brauchen Ihren Körper.« Er machte einen Schritt auf den Geistlichen zu.
»Dort oben!« kreischte Ann warnend und deutete auf eine Stelle im Dschungel.
Camilla war gegen Ende der Opferungszeremonie eingetroffen, gerade rechtzeitig, um die Blitze zu sehen, die rings um die Lichtung zuckten. Sie benutzte die Haftpads ihres Chamäleonanzugs, um auf einen großen Baum zu klettern, und kauerte sich in eine Astgabel, von wo aus sie das Geschehen überblicken konnte.
– Ich habe nicht die geringste Ahnung, woher diese Blitze kommen oder was sie zu bedeuten haben, sagte Laton. – Ganz sicher sind sie nicht elektrisch, sonst wären längst alle tot.
– Na und? Spielt das eine Rolle? erwiderte Camilla. Adrenalin schoß durch ihre Adern. – Was auch immer die Ursache sein mag, sie arbeitet gegen uns.
– Stimmt. Sieh nur, wie lange sie sichtbar bleiben! Fast wie ein holographischer Effekt.
– Aber woher kommt er?
– Ich habe nicht die geringste Ahnung. Irgend jemand scheint ihn zu projizieren.
– Aber unsere Scouts konnten weit und breit niemanden entdecken.
Plötzlich kreischte Ann warnend und zeigte auf Camilla. Die restlichen Zettdees wirbelten herum und starrten Camilla an.
Zum ersten Mal in ihrem Leben erfuhr Camilla, was Angst bedeutet. – Verdammt! Sie können mich sehen! Sie riß ihren Laserkarabiner hoch.
– Nicht! rief Laton warnend.
Der Chamäleonanzug geriet in Brand. Grellweiße Flammen hüllten sie von oben bis unten ein. Camilla spürte, wie ihre Haut brannte. Sie schrie. Das Kunststoffgewebe schmolz rasch, und brennende Tröpfchen flossen am Baumstamm hinab. Camilla schlug wild um sich, versuchte das Feuer mit bloßen Händen auszuklopfen. Sie fiel aus dem Baum wie ein brennender Feuerball und zog einen Flammenschweif hinter sich her, doch da hatte sie bereits keine Luft mehr in den Lungen, um noch zu schreien. Mit einem dumpfen Schlag prallte sie auf den Boden, und Funken stoben zu allen Seiten davon. Die Temperatur des mörderischen Feuers stieg. Bald brannte es wie eine Magnesiumfackel und verzehrte Muskeln, Organe und Knochen ohne Unterschied.
Die Zettdees versammelten sich um die Stelle, als die letzten Flammen aufzüngelten und schließlich endgültig erstarben. Von Camilla war nichts mehr übrig außer einem schwarz verbrannten Umriß, der umgeben war von noch immer glühender Asche. Sie knisterte laut, während sie langsam abkühlte.
»Was für eine Verschwendung!« sagte Jackson Gael.
Sie drehten sich wie ein Mann nach Vater Horst Elwes um, doch der Geistliche war längst geflohen.
Ruth Hilton und die restlichen verbliebenen Siedler hatten sich in einem defensiven Kreis um die Gemeindehalle versammelt. Die Kinder befanden sich ausnahmslos im Innern. Niemand wußte genau, was er von Jays Bericht halten sollte, doch keiner stellte in Frage, daß sie Quinn Dexter tatsächlich gesehen hatte.
Fackelschein kam um die leeren Blockhäuser über die schlammigen Wege. Die glatten Holzwände schimmerten grau im fahlen Licht. Wer eine Waffe mit Restlichtverstärker besaß, suchte den umgebenden Waldrand ab.
»Mein Gott, wie lange noch, bis der Trupp endlich zurückkommt?« beschwerte sich Skyba Molvi. »Sie besitzen genügend Feuerkraft, um eine ganze Armee von Zettdees auszulöschen.«
»Wird schon nicht mehr so lange dauern«,
Weitere Kostenlose Bücher