Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Laserpulse hinter der flüchtigen Gestalt her.
Die Kinder kamen in einer Woge aus der Gemeindehalle gerannt. Einige der Älteren sprangen über die dünnen, meterhohen Seitenwände. Sie schrien und riefen laut nach ihren Eltern.
»Jay!« rief Ruth.
Eine Flammenlinie strich am Dach der Halle entlang. Sie war gerade wie von einem Lineal gezogen. Ruth sah, wie das Holz schwarz wurde, Sekundenbruchteile, bevor die Flammen aufzüngelten. Ein Maser!
Sie rechnete sich ungefähr aus, wo der Schütze stehen mußte, und zielte mit ihrer Flinte in die Richtung. Ihr Finger betätigte den Abzug.
»Mami!« rief Jay.
»Hier.«
Die Laserflinte gab ein Piepsen von sich. Ruth zog das geleerte Energiemagazin aus dem Schaft und rammte ein frisches hinein.
Mehrere andere Siedler feuerten scheinbar willkürlich in den Dschungel. Die neonfarbenen Bleistiftfinger ihrer Ziellaser zuckten auf der Jagd nach schwer zu fassenden Gestalten durch die Nacht.
Die Siedler zogen sich wie auf ein Kommando hin von der Halle zurück.
Alle hatten sich auf den Boden geworfen und krochen Deckung suchend umher. Es war ein einziges Pandämonium. Kinder weinten, Erwachsene riefen. Die Wand der Gemeindehalle hinter Ruth fing Feuer. In Sekundenschnelle brannten die geflochtenen Palmwedel lichterloh.
Wenn sie uns wirklich töten wollten, erkannte Ruth, dann könnten sie das in wenigen Augenblicken.
Jay kam heran und schlang die Arme um ihre Mutter. Ruth packte ihren Arm. »Komm mit, Kleines. Hier entlang.« Sie setzte sich in Richtung Landesteg in Bewegung. Drei weitere Blockhäuser gingen in Flammen auf.
Ruth entdeckte Horst ein paar Meter entfernt und gab ihm einen entschlossenen Wink mit dem Kopf. Er humpelte hinter ihnen her.
Ein Schrei hallte durch Aberdale, ein grausiges, langgezogenes Trällern, das unmöglich einer menschlichen Kehle entsprungen sein konnte. Es entsetzte selbst die abgelenkten Kinder so sehr, daß sie verstummten. Ziellaser fuhren reflexhaft herum und tasteten die Lücken zwischen den Blockhäusern ab.
Der Schrei verklang zu einem durchdringenden, verzweifelten Flüstern.
»Mein Gott, sie sind überall! Sie haben uns eingekreist!«
»Wo ist der Trupp? Wo steckt nur der verdammte Trupp?«
Die Zahl der aktiven Ziellaser sank beständig. Plötzlich brach die erste brennende Hütte in sich zusammen. Ein gleißender Funkenregen stob in die Luft.
»Horst, wir müssen Jay in Sicherheit bringen!« rief Ruth drängend.
»Es gibt kein Entkommen«, murmelte der Geistliche. »Nicht für die Verdammten. Und waren wir jemals etwas anderes?«
»Ach ja? Glauben Sie das wirklich?« Sie zerrte Jay durch das Gewirr durcheinanderlaufender Menschen und hielt auf die nächste Reihe von Blockhütten zu. Horst senkte den Kopf und folgte ihr.
Sie kamen bei den Hütten genau in dem Augenblick an, als beim Landesteg ein Aufruhr entstand. Rufen, das Spritzen von etwas Schwerem, das ins Wasser fiel. Es bedeutete, daß gegenwärtig niemand seine Aufmerksamkeit auf Ruth gerichtet hatte.
»Gott sei Dank dafür!« flüsterte Ruth. Sie führte Jay durch eine Lücke zwischen den Hütten.
»Wohin gehen wir, Mami?« fragte ihre Tochter.
»Wir verstecken uns für ein paar Stunden, bis dieser verdammte Trupp zurück ist. Warum mußte dieser verdammte Manani das ganze Dorf wehrlos zurücklassen?«
»Mister Manani ist jenseits jeder Verdammnis«, sagte Horst.
»Sehen Sie, Horst, was …«
Jackson Gael trat zwischen den Blockhütten hervor und versperrte ihnen den Weg. »Ruth! Jay! Vater Horst! Kommt her zu mir! Seid mir willkommen!«
»Verdammt!« fauchte Ruth. Sie riß ihren Laser herum, doch der Zielstrahl blieb dunkel. Nicht einmal die LEDs der Energieanzeige brannten. »Scheiße!«
Jackson Gael machte einen Schritt auf die drei zu. »Ihr müßt den Tod nicht länger fürchten, Ruth«, sagte er. »Es gibt keinen Tod mehr. Niemals.«
Ruth stieß Jay in die Arme des Geistlichen. Es war eine der schwersten Entscheidungen ihres ganzen Lebens. »Bringen Sie Jay von hier weg, Horst! Schaffen Sie meine Tochter in Sicherheit!«
»Vertrau mir, Ruth«, sagte Jackson Gael. »Du wirst nicht sterben.« Er streckte die Arme nach Ruth aus. »Komm her zu mir.«
»Fick dich!« Sie warf die nutzlos gewordene Laserflinte weg und baute sich zwischen Jackson Gael und ihrer Tochter auf.
»Es gibt keinen Zufluchtsort«, murmelte Horst. »Nicht auf diesem verfluchten Planeten.«
»Mami!« weinte Ruth.
»Horst, tun Sie um Gottes willen ein einziges Mal in Ihrem
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