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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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konnte. Es fiel ihr nicht schwer: Das Kleine war so entzückend. Ganz anders als die ernsten, feierlichen Erwachsenen.
    Haile schob den Kopf in einer komischen Bewegung an Lierias Hals vorbei, und riesige violett getönte Augen blickten sie an. – Ding kommunizieren! Lebendiges Ding! Denkendes Ding!
    Ein weiterer rasend schneller mentaler Austausch zwischen einem der Erwachsenen und dem Baby. Das Baby drehte sich nach Nang um, dann sah es wieder Ione an. Der Tumult aus Emotionen, der in Iones Affinitätsband überschwappte, verebbte nach und nach.
    – Formelle Adresse Falschheit. Viel Traurig. Grüße Ritualheit Beachtung. Die Gedanken endeten abrupt, fast wie ein mentales Luftholen. Dann: – Hallo Ione Saldana. Richtigkeit?
    – Sehr.
    – Mensch du bist?
    – Ich bin ein Mensch.
    – Ich Haile bin.
    – Hallo Haile. Ich bin erfreut, dich kennenzulernen.
    Haile planschte aufgeregt umher, und die acht Beine wirbelten erneut Wasserfontänen auf. – Es mich mag! Glück ich fühle.
    – Ich ebenfalls.
    – Mensch Identität Frage: Teil von Allem-ringsum?
    – Sie meint mich, sagte Tranquility.
    – Nein, ich bin nicht Teil von Allem-ringsum. Wir sind gute Freunde.
    Haile schoß vor. Wassermassen spritzten durch die Luft. Sie hatte das Laufen noch nicht so richtig im Griff, und das hintere Beinpaar hätte sie fast zum Fallen gebracht.
    Diesmal verstand Ione die Warnung der Erwachsenen klar und deutlich: – Vorsichtig!
    Haile blieb einen Meter vor Ione stehen. Warmer Atem kam aus den großen Nasenlöchern. Er roch leicht würzig. Das Kleine fuchtelte mit den traktamorphen Armen herum. Ione streckte die Hand aus, mit der offenen Innenfläche zu Haile gewandt, die Finger weit gespreizt. Haile bemühte sich, die Hand zu imitieren, doch ihr Versuch endete in einem Gebilde, das aussah wie ein geschmolzenes Wachsmodell.
    – Falsch. Traurigkeit. Zeigen mir wie, Ione Saldana.
    – Das kann ich nicht. Meine Hand sieht immer so aus.
    Haile strahlte einen gewaltigen Schrecken aus.
    Ione kicherte. – Schon gut. Ich bin glücklich mit der Art und Weise, wie mein Körper beschaffen ist.
    – Richtigkeit?
    – Richtigkeit.
    – Leben so viel Fremdartigkeit birgt, sagte Haile nachdenklich.
    – Da hast du sicherlich ganz recht.
    Haile bog den Hals um nahezu hundertachtzig Grad, um ihre Eltern anzusehen. Der rasche affinitive Informationsaustausch erzeugte in Ione ein Gefühl von erbärmlicher Unterlegenheit.
    – Bist du meine Freundin, Ione Saldana? fragte Haile vorsichtig.
    – Ich denke, das könnte ich sein, ja.
    – Würdest du mir das Alles-ringsum zeigen? Es große Weite hat. Haile nicht möchte gehen allein. Einsamkeit ich fürchte.
    – Es wäre mir ein großes Vergnügen, erwiderte Ione überrascht.
    Hailes Arm prallte auf das Wasser und sandte eine gewaltige Fontäne in die Höhe. Ione war augenblicklich bis auf die Haut durchnäßt. Sie wischte sich das nasse Haar aus den Augen und seufzte ergeben.
    – Du Wasser nicht leiden magst? erkundigte sich Haile besorgt.
    – Ich werde dir zeigen, daß ich eine bessere Schwimmerin bin als du.
    – Viel Freude das sein!
    – Ione, meldete sich Tranquility. – Die Lady Macbeth ist gerade in der Austrittszone materialisiert. Joshua erbittet Landeerlaubnis.
    »Joshua!« rief Ione laut. Zu spät dachte sie daran, daß Kiint keine akustischen Sinne besaßen.
    Hailes Arme zuckten aufgeregt. – Panik. Angst. Freude teilen. Sie scheute vor Ione zurück und verlor prompt das Gleichgewicht.
    »Oh, das tut mir wirklich leid.« Ione sprang auf das Kleine zu. Nang und Lieria eilten herbei und schoben stützend die Arme unter den Bauch ihres Kindes, während es einen traktamorphen Armfortsatz nach Ione ausstreckte und an ihrer Hand zupfte.
    – Frage Joshua Identität? fragte Haile, als sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte und unsicher schwankend auf eigenen Beinen stand.
    – Ein anderer Freund von mir.
    – Mehr Freunde du? Mein Freund auch? Ich Joshua kennenlernen?
    Ione öffnete den Mund – und schloß ihn wieder. Tranquility registrierte mit einemmal feierlichen Ernst in ihrem Bewußtsein.
    – Ich denke, wir sollten damit warten, bis du die Menschen ein wenig besser verstehst.
     
    Es war ein beinahe unumstößliches Gesetz, daß ein Mensch, um Edenit zu sein, über Affinität verfügen und in einem Habitat leben mußte; ganz sicher kehrte jeder Edenit in sein Habitat zurück, wenn der Tod nahte – oder zumindest ließ er seine Gedanken nach dem Tod in eines transferieren.

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