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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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vergammelte Bug der Coogan kämpfte schwer gegen die starke Strömung des Zamjan River, der direkt in den Juliffe mündete. Lori spürte, wie das Boot jede kleine Welle mitnahm, während es gegen die Strömung vorangetrieben wurde. Nach viereinhalb Tagen an Bord der Coogan machte es ihr keine Angst mehr; das Schiff knarrte ununterbrochen, und die Maschine erzeugte Vibrationen, die in jeder Planke zu spüren waren. Doch die aufgezwungene Routine hatte das alles belanglos werden lassen. Außerdem verbrachte Lori einen Großteil der Zeit damit, reglos auf ihrer Pritsche zu liegen und die Bilder durchzusehen, die von den beiden Adlern Abraham und Catlin übertragen wurden.
    Gegenwärtig befanden sich die Tiere sechs Kilometer vor der Coogan. Sie glitten in fünfhundert Metern Höhe über den Fluß und schlugen nur hin und wieder mit den Flügeln, um den Kurs zu halten. Der Dschungel zu beiden Seiten des Flusses war in Dunstschwaden getaucht vom erst kürzlich gefallenen Regen; schwanenweiße Streifen, die an den glänzend nassen Baumwipfeln klebten wie eine sich bewegende Kriechpflanze. Der Dschungel war gewaltig, und seine Dimensionen entzogen sich jedem Verständnis, dachte Lori. Was sie mit den Augen der Adler sah, machte deutlich, wie wenig die Siedler in fünfundzwanzig Jahren im Juliffe-Becken hinterlassen hatten. Die winzigen Dörfer entlang der Ufer waren traurige Beispiele für die Umstände, unter denen die Menschen hier lebten: mikroskopisch kleine Parasiten im Dschungel anstatt stolze Herausforderer, die gekommen waren, um sich eine Welt Untertan zu machen.
    Abraham erspähte eine dünne, ausgefranste Rauchfahne am Himmel ein Stück voraus. Nach der Farbe und Form zu urteilen das Kochfeuer eines weiteren Dorfes. Lori hatte im Verlauf der letzten Tage genug Erfahrung gesammelt um ein Kochfeuer zu erkennen, wenn sie eins sah. Sie aktivierte ihren BiTek-Prozessor, und eine Visualisierung des Zamjan-Flusses überdeckte die Bilder, die von den Adlern hereinkamen. Der Zamjan selbst war ein breiter, vierhundert Kilometer langer Fluß, und der Quallheim River mündete in ihn. Inertialleitkoordinaten blitzten auf. Das Dorf hieß Oconto und war vor drei Jahren gegründet worden. Sie hatten einen Verbindungsmann in Oconto. Einen Mann namens Quentin Montrose.
    – Lori! rief Darcy mit einemmal. – Ich glaube, da ist noch eins! Du kommst besser her und wirfst selbst einen Blick darauf!
    Die Visualisierung der Landkarte verschwand. – Schon unterwegs. Sie öffnete die Augen und spähte durch den nächsten Schlitz in der wackligen Kabinenwand, doch sie konnte nichts sehen außer dem grauen, vom Wind gepeitschten Wasser des heftigen Regenschauers. Warme Tropfen rannen über die Innenseite des Daches und widerstanden der Gravitation, um dann auf die Pritschen zu fallen, wo Lori und Darcy ihre Schlafsäcke ausgebreitet hatten. Nachdem sie ein Drittel des mitgeführten Brennholzes in den unersättlichen Kessel gefüttert hatten, gab es etwas mehr Raum an Bord, trotzdem mußte sie sich noch immer einen Weg durch die Kabine der Buchannans und die Kombüse bahnen.
    Gail saß am Tisch, auf einem der speziell verstärkten Stühle, die ihr Gewicht tragen konnten. Pakete von gefriergetrockneter Fertignahrung lagen vor ihr auf dem schmierigen Tisch verstreut. »Was möchten Sie heute zu Abend essen?« fragte sie, als Lori vorbeieilte.
    »Egal.«
    »Das ist wieder einmal typisch. Wie soll ich ein adäquates Essen für Leute zubereiten, wenn mir niemand hilft? Es geschähe Ihnen nur recht, wenn ich nichts anderes außer gekochtem Reis auf den Tisch bringe. Aber dann würden sich alle beschweren und jammern, und ich wäre meines Lebens nicht mehr froh.«
    Lori grinste schief und duckte sich durch die niedrige Luke, die auf das Deck hinaus führte. Die fette Frau widerte sie an, nicht nur ihr Leibesumfang, sondern ihre ganze Art. Gail Buchannan verkörperte das genaue Gegenteil der edenitischen Kultur, alles, was die Edeniten aus ihrem Leben zu verbannen trachteten.
    Regen prasselte auf das kleine, von Solarpaneelen bedeckte Dach des Ruderhauses. Darcy und Len Buchannan waren im Innern und hatten die Schultern eingezogen; der Regen wurde vom Wind durch die offenen Seiten gepeitscht. Lori rannte die vier Meter zur Tür und wurde auf dem kurzen Stück von oben bis unten durchnäßt.
    »Es ist gleich vorbei«, sagte Darcy. Am Himmel war hinter den dunkelgrauen Regenwolken bereits klarer Himmel zu erkennen. Ein Stück voraus lag heller Dunst

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