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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Raumschiffskapitän schließlich wissen, wie man auf einem Pferd ritt? Aber Joshua konnte reiten. Nicht so gut wie Louise, was ihr die gewisse Befriedigung verschaffte, daß sie in einer Sache besser sein konnte als ein Mann. Insbesondere besser als Joshua. »Ja«, sagte sie. »Was hast du denn gedacht, wie man die Tränen sammelt?«
    Er blickte verwirrt zu den Sammelbehältern zurück, die am Ende jeder einzelnen Reihe aufgestapelt waren. »Ich weiß es nicht. Du heilige Scheiße, das müssen ja Millionen sein!«
    Louise hatte sich inzwischen an seine gelegentlichen Flüche gewöhnt. Am Anfang war sie schockiert gewesen, doch wer von den Sternen kam, hatte wahrscheinlich andere Bräuche und ein Recht darauf. Und aus Joshuas Mund klangen die Flüche überhaupt nicht wie eine Gotteslästerung, nur exotisch. Aber was sie am meisten überraschte war die Art und Weise, wie er urplötzlich von seiner gelassenen, zwanglosen Art zu den formellsten Umgangsformen wechseln konnte.
    »Cricklade besitzt mehr als zweihundert Haine«, erklärte sie. »Deswegen gibt es so viele Sammler. Alles muß in der einen Woche vor dem Mittsommertag passieren, wenn die Rosen in Blüte stehen. Selbst wenn wir jeden arbeitsfähigen Menschen im gesamten Bezirk einsetzen, reicht es nur gerade eben aus, um die Arbeit zu schaffen. Eine Mannschaft wie diese hier braucht fast einen ganzen Tag, um sich durch einen Rosengarten zu arbeiten.«
    Joshua beugte sich im Sattel vor und beobachtete die Leute bei ihrer Arbeit. Alles sah so einfach, so … niedrig aus, und doch schien jeder einzelne ganz darin aufzugehen, sich seiner Aufgabe förmlich hinzugeben. Grant Kavanagh hatte erzählt, daß viele der Leute die gesamte Duchess-Nacht hindurch weiterarbeiteten, weil die Zeit sonst nicht ausgereicht hätte. »Allmählich fange ich an zu verstehen, warum eine Flasche Norfolk Tears so viel Geld kostet. Das kommt nicht nur daher, daß sie so selten sind, oder?«
    »Nein.« Sie schnalzte mit den Zügeln und lenkte das Pferd am Ende der Reihen entlang in Richtung des Tors, das aus dem Hain führte. Der Vorarbeiter tippte an seinen breitkrempigen Hut, als Louise vorüberritt, und sie lächelte reflexhaft.
    Joshua ritt neben ihr her, nachdem sie den Rosengarten verlassen hatten. Der Ring aus Zedern, der das Herrenhaus von Cricklade umgab, lag einige Meilen weit entfernt und war kaum zu sehen. »Wohin jetzt?« Ringsum erstreckte sich eine Parklandschaft. Schafe drängten sich auf der Suche nach Schatten unter den vereinzelt stehenden Bäumen. Das Gras war weich und blühte weiß. Wohin Joshua auch blickte, überall standen Pflanzen in der höchsten Blüte – Bäume, Büsche, Bodendecker, einfach alles.
    »Ich dachte, daß Ihnen Wardley Wood vielleicht gefallen würde. Dort können Sie einen Blick auf das wilde, ursprüngliche Norfolk werfen.« Louise deutete auf eine langgestreckte Reihe dunkelgrüner Bäume in einer Entfernung von etwa einer Meile, die sich am Boden eines kleinen Tals entlangzog. »Genevieve und ich gehen oft dorthin. Es ist wunderschön.« Sie ließ den Kopf sinken. Als würde sich jemand wie er für die vielen bunten Blumen und die wunderbaren Düfte interessieren.
    »Das klingt phantastisch. Ich würde gerne ein wenig aus dem Sonnenlicht verschwinden. Ich weiß überhaupt nicht, wie Sie diese Hitze aushalten.«
    »Ich bemerke sie gar nicht. Wirklich nicht.«
    Er gab seinem Pferd die Sporen, und es fiel in einen leichten Galopp. Louise hielt mühelos mit ihm mit. Sie paßte sich perfekt an den Rhythmus ihres Tieres an. Sie galoppierten über die Hochebenen, erschreckten die dösenden Schafe, und Louises Lachen trällerte durch die schwere Luft. Sie kam als erste beim Waldrand an und saß lächelnd dort, als er schwer atmend bei ihr ankam.
    »Das war gar nicht schlecht«, sagte sie. »Sie könnten einen guten Reiter abgeben, wenn Sie ein wenig mehr Übung hätten.« Sie schwang das Bein über den Sattel und sprang zu Boden.
    »Auf Tranquility gibt es auch ein paar Pferdeställe«, gestand er und stieg ebenfalls ab. »Dort habe ich das Reiten gelernt, aber ich bin nicht so häufig da.«
    Ein großer Mithorn-Baum stand ein wenig abseits des eigentlichen Waldes, und münzgroße dunkelrote Blumen funkelten am Ende eines jeden Zweigs. Louise wickelte die Zügel um einen der niedrigeren Äste und wanderte auf den schmalen Wildwechseln, die sie seit ihrer Kindheit kannte, in den Wald davon. »Ich habe von Tranquility gehört«, sagte sie. »Dort lebt die

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