Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Navy-Marines und drei taktische Feldagenten der ESA von Kulu an Bord. Die Isakore hatte nicht einmal am Ufer haltgemacht seit sie aus Durringham ausgelaufen war. Sie war ein achtzehn Meter langes Fischerboot mit einem seetüchtigen Rumpf aus Mayope, stabil genug, daß die ursprünglichen Besitzer damit den Juliffe hinab bis zur Mündung gefahren waren und dort Meeresfische gefangen hatten. Ralph Hiltch hatte den Brennkessel ausbauen lassen und die Werft damit beauftragt, den Mikrofusionsgenerator einzusetzen, den die Botschaft von Kulu als Notstromaggregat benutzte. Mit einem einzigen Hochdruckbehälter Helium-III und Deuterium als Treibstoff war sie jetzt imstande, den gesamten Planeten zweimal nonstop zu umkreisen.
Jenny Harris lag auf ihrem Schlafsack unter der Kunststoffpersenning, die zum Schutz vor dem ständigen feuchten Nieseln über dem Vorderdeck aufgespannt worden war. Die Persenning half nicht viel, und Jennys Shorts und T-Shirt waren naß. Vier Tage ununterbrochener Fahrt ohne jede Pause von der ewigen Feuchtigkeit ließen sie daran zweifeln, ob sie jemals wirklich trocken gewesen war.
Zwei der Marines lagen neben Jenny auf ihren Schlafsäcken, Louis Beith und Niels Regehr. Beide waren nur knapp über zwanzig. Sie hatten ihre persönlichen MF-Player eingeschaltet und lauschten mit geschlossenen Augen, während ihre Finger chaotische Rhythmen auf dem Deck trommelten. Jenny beneidete die beiden um ihren Optimismus und ihr Selbstvertrauen. Für sie war die Mission beinahe so etwas wie ein Pfadfinderausflug – obwohl Jenny neidlos eingestehen mußte, daß beide durchtrainiert und mit ihren verstärkten Muskeln physisch beeindruckend wirkten. Dank an ihren Leutnant Murphy Hewlett, der seine Truppe selbst auf einem so unbedeutenden Außenposten wie Lalonde topfit gehalten hatte. Niels Regehr hatte Jenny denn auch anvertraut, daß die Marines den Trip flußaufwärts als eine Belohnung betrachteten und nicht als Strafe.
Jennys Kommunikatorblock teilte per Datavis mit, daß Ralph Hiltch nach ihr rief. Sie stand auf und trat unter der Persenning hervor, um die beiden jungen Marines nicht zu stören. Die Luftfeuchtigkeit außerhalb der Schutzplane war nicht merklich höher. Dean Folan, Jennys Stellvertreter, winkte vom mittschiffs gelegenen Ruderhaus. Jenny winkte zurück, dann lehnte sie sich auf das Dollbord und stellte die Verbindung zu ihrem Kommunikator her.
»Ich habe Neuigkeiten über die beiden edenitischen Agenten«, sagte Ralph über Datavis.
»Sie haben die beiden also gefunden?« fragte Ruth. Es war zwanzig Stunden her, daß der Kontakt zu Lori und Darcy abgerissen war.
»Das wäre schön. Nein, und die Bilder des Beobachtungssatelliten zeigen, daß Ozark Village verlassen ist. Die Leute spazieren einfach davon – schnurstracks in den Dschungel, soweit wir die Sache von hier aus beurteilen können. Wir müssen davon ausgehen, daß sie entweder sequestriert worden sind oder aber eliminiert. Wir konnten keine Spur von der Coogan entdecken, das ist das Boot, das die beiden benutzt haben. Der Satellit konnte auf dem gesamten Fluß nichts finden.«
»Ich verstehe.«
»Unglücklicherweise wußten die beiden Edeniten, daß Sie auf dem Fluß hinter ihnen waren.«
»Verdammter Mist!«
»Ganz genau. Falls die Edeniten ebenfalls sequestriert worden sind, werden die Invasoren jetzt nach Ihnen Ausschau halten.«
Jenny fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Ihr rotblondes Haar war bis auf einen halbzentimeterlangen Stoppelkopf abrasiert, genau wie bei jedem anderen an Bord auch: Standardprozedur für Dschungelmissionen, außerdem saß der Kampfhelm auf diese Weise besser. Aber es bedeutete auch, daß jeder, der sie sah, augenblicklich wissen würde, wer und was sie waren. »So ganz unverdächtig waren wir von Anfang an nicht«, erwiderte sie per Datavis.
»Nein. Vermutlich haben Sie recht.«
»Ändert die neue Lage etwas an unserem Auftrag?«
»Nicht am primären Ziel, nein. Kelven Solanki und ich wollen noch immer, daß einer dieser sequestrierten Kolonisten gefangen und nach Durringham zurückgebracht wird. Nur das Timing hat sich geändert. Wo genau sind Sie im Augenblick?«
Sie konsultierte ihr Trägheitsleitsystem. »Fünfundzwanzig Kilometer westlich von Oconto Village«, antwortete sie.
»Sehr gut. Gehen Sie ans Ufer, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergibt. Wir machen uns Gedanken wegen der Boote, die aus dem Quallheim und dem Zamjan herabkommen. Als wir die letzten Satellitenbilder
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