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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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größte Fehler, den Quinn begehen konnte, bestand darin, die Sache zu überstürzen. Und mit seinem verräterischen Anzug konnte er nicht einmal unentdeckt herumschleichen.
    Er hatte Jackson Gaels Blick aufgefangen und mit dem Kopf in Richtung der Dunkelheit gewunken, die das Übergangslager ringsum einhüllte. Und schließlich waren die beiden unbemerkt nach draußen geschlüpft und erst zur Morgendämmerung wieder zurückgekehrt.
    Jetzt wartete Quinn geduckt an der Wand des Lagerhauses, ausgezogen bis auf die Shorts, und seine Nerven brannten vor Aufregung angesichts der Tatsache, daß er seinen gestrigen Zug wiederholen würde. Regen trommelte auf die Dächer, spritzte in den Schlamm und die Pfützen der Gasse und erstickte jedes Geräusch. Noch mehr Wasser gurgelte durch das Drainagerohr an der Seite des Lagerhauses. Quinn war naß bis auf die Haut. Wenigstens war der Regen warm.
    Der Mann in dem kanariengelben Anorak war fast auf der Höhe der schmalen Nische, bevor Quinn ihn hörte. Er stapfte durch den Matsch und murmelte dabei leise brummend vor sich hin. Quinn spähte um die Ecke. Sein linkes Auge war durch einen nanonischen Cluster aufgerüstet worden und verlieh ihm infrarote Sicht. Es war sein erstes Implantat gewesen, und daheim in der Arkologie hatte er es aus genau dem gleichen Grund benutzt wie hier und jetzt: Um sich in der Dunkelheit einen Vorteil zu verschaffen. Eine Sache, die Banneth ihn gelehrt hatte – niemals anzugreifen, bevor er nicht schon sicher gewonnen hatte.
    Das Retinaimplantat zeigte Quinn eine geisterhaft rote Gestalt, die unsicher von einer Straßenseite zur anderen schwankte. Der Regen sah aus wie ein körniger, blaßrosa Nebel, und die Lagerhallen und Mühlen besaßen die Farbe von vollem Claret.
    Quinn wartete, bis der Mann an seiner Nische vorbei war, bevor er sich bewegte. Er glitt in die Gasse hinaus und hielt den Knüppel fest in der Hand. Der andere hatte ihn immer noch nicht bemerkt – Regen und Dunkelheit verschafften Quinn die perfekte Deckung. Er machte drei Schritte, hob die improvisierte Keule und schmetterte sie kraftvoll auf den Hals des Fremden. Das Gewebe des Anoraks riß unter der Wucht des Schlages. Quinn spürte die Vibrationen bis zu den Ellbogen. Gottes Bruder! Er wollte den Mann nicht umbringen, jedenfalls jetzt noch nicht.
    Quinns Opfer gab ein schmerzerfülltes Grunzen von sich und stürzte mit dem Gesicht nach vorn bewußtlos in den Schlamm.
    »Jackson!« rief Quinn mit unterdrückter Stimme. »Gottes Bruder, wo steckst du? Ich kann ihn nicht alleine tragen! Los, hilf mir!«
    »Quinn? Meine Güte, ich kann absolut nicht das geringste sehen!«
    Quinn blickte sich um und sah Jackson hinter den Fässern hervorkommen. Seine Haut schimmerte im infraroten Spektrum in intensiven Burgunderfarben. Arterien und Venen nahe der Hautoberfläche zeigten sich als ein helleres Geäst.
    »Hierher. Geh drei Schritte vor, dann nach links.« Er führte Jackson zu dem reglosen Körper und genoß sein Gefühl von Macht. Jackson würde sich seinem Willen fügen, und andere würden sich anschließen.
    Gemeinsam zerrten sie ihr Opfer in den Anbau – Quinn schätzte, daß es früher eine Art Büro gewesen war und mittlerweile seit Jahren leer stand. Vier nackte Wände aus Holzplanken und ein undichtes Dach. Schleim troff an den Wänden herab, und in den Rissen wuchsen Pilze. Ein starker, säuerlicher Geruch hing in der Luft. Die Wolken am Himmel trieben in Richtung Inland davon, und der zweite Mond, Beriana, kam hervor und warf sein fahlgelbes Licht auf die Stadt. Ein paar magere Strahlen drangen durch das Oberlicht in der Decke des Anbaus. Sie reichten Jackson, um etwas zu sehen.
    Die beiden Männer traten zu dem Kleiderhaufen, den sie auf einem aufgebrochenen Kompositcontainer aufgestapelt hatten. Quinn sah zu, wie Jackson sich mit einem Handtuch abtrocknete. Der Bursche besaß einen durchtrainierten Körper und breite Schultern.
    »Vergiß es, Quinn«, sagte Jackson in neutralem Tonfall, der jetzt, da der Regen aufgehört hatte, durch die Stille hallte. »Ich habe keinen Bock darauf. Ich bin strikt Hetero, kapiert?« Er stieß die Worte wie eine Herausforderung hervor.
    »Heh, bleib cool!« entgegnete Quinn. »Ich habe bereits jemanden im Auge, aber bestimmt nicht dich.« Er war nicht sicher, ob er stark genug war, um den geschmeidigen Burschen in einer direkten Auseinandersetzung zu überwältigen. Außerdem brauchte er Jackson noch. Für den Augenblick jedenfalls.
    Er

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