Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Phosphoreszenz zu überziehen, hell genug, um problemlos den Weg durch die schlammigen Straßen zu finden, doch mit den schweren Wolken wurde das Licht drastisch weniger. Durringham besaß keine Straßenbeleuchtung. Die einzelnen Kneipen und Tavernen erhellten die Straße unmittelbar vor den Eingängen, und die größeren Häuser besaßen Vordächer mit Laternen, doch außerhalb der Lichtkegel herrschte relative Dunkelheit. Und hier, zwischen den großen Fabrikgebäuden, wo Quinn sich versteckt hielt, gab es nichts außer Finsternis und undurchdringlichen Schatten.
Er war nach dem Abendessen aus dem Übergangslager geschlichen und hatte sich in eine dunkle Lücke zwischen ein paar einstöckigen Anbauten geduckt, die an einem langgestreckten Lagerhaus saßen. Jackson Gael kauerte auf der anderen Seite des schmalen Weges hinter ein paar Fässern. Hinter ihm ragte die hohe, kahle Wand einer Mühle auf, glatte Holzplanken ohne jeden Halt wie eine senkrechte Klippe.
In diesem Teil des Hafens würden in der Nacht nicht viele Menschen unterwegs sein, und wenn, dann handelte es sich wahrscheinlich um Kolonisten, die auf ihren Transport den Fluß hinauf warteten. Zweihundert Meter weiter nördlich stand ein weiteres Übergangslager für Kolonisten. Quinn war zu dem Schluß gelangt, daß Kolonisten das beste Ziel für seinen Plan abgeben würden.
Die Sheriffs würden viel mehr Aufhebens um einen überfallenen Bürger der Stadt machen als um irgendeinen Neuankömmling, der allen egal war. Kolonisten waren für die Entwicklungsgesellschaft nichts weiter als Vieh, und wenn die dämlichen Bastarde bis jetzt noch nicht selbst dahintergekommen waren, um so schlimmer für sie. Aber Jackson hatte zumindest in einer Hinsicht recht gehabt: Die Kolonisten hatten es besser getroffen als die Zwangsdeportierten. Die Zettdees waren die Niedrigsten der Niedrigen.
Sie hatten es gestern abend herausgefunden. Als sie schließlich im Übergangslager angekommen waren, hatte man ihnen ohne Atempause befohlen, die Laster zu entladen, die sie erst kurz zuvor auf dem Raumhafengelände beladen hatten. Nachdem sie die Ausrüstung von Gruppe Sieben in einem Lagerhaus aufgestapelt hatten, waren einige von ihnen in die Stadt gewandert. Sie besaßen zwar kein Geld, doch das spielte keine Rolle – sie hatten sich eine Pause verdient. Und herausgefunden, daß ihre grauen Overalls mit den großen roten Buchstaben darauf wie eine Signalboje wirkten: Scheiß mich an. Sie waren nicht mehr als ein paar hundert Meter aus dem Hafengelände gekommen, bevor sie kehrtgemacht und sich fluchtartig in das Übergangslager zurückgezogen hatten. Sie waren angespuckt, angebrüllt, von Kindern gepiesackt und mit Steinen beworfen worden, und schließlich hatte jemand sogar irgendein gemein aussehendes Xeno-Tier auf sie gehetzt.
Dieser Zwischenfall hatte Quinn am meisten erschreckt, obwohl er sich das vor den anderen nicht anmerken ließ. Die Kreatur hatte ausgesehen wie eine auf Hundegröße aufgeblasene Katze. Sie hatte pechschwarze Schuppen und einen keilförmigen Kopf mit einem Maul voller messerscharfer Zähne. Der Schlamm schien die Kreatur nicht zu verlangsamen, als sie den Zettdees hinterhergejagt war, und mehrere von ihnen waren ausgerutscht und auf den Knien weitergekrochen, während der Rest der Gruppe voller Panik davonrannte.
Am schlimmsten jedoch waren die Geräusche gewesen, die das Ding von sich gegeben hatte: ein langgezogenes Heulen, doch mit Worten durchsetzt. Worte, die von der Xeno-Kehle verzerrt und verdreht wurden, aber nichtsdestotrotz menschliche Worte: Abschaum! und Dreckschweine! und andere Schmähungen, die Quinn nicht hatte verstehen können, doch alle trugen die gleiche Botschaft in sich: Das Ding hatte sie gehaßt, hatte sie genausosehr gehaßt wie sein Meister, der laut gelacht hatte, als die gewaltigen Kiefer nach ihren flüchtenden Waden schnappten.
Wieder zurück im Schlaflager hatte Quinn sich auf seine Pritsche gesetzt und zum ersten Mal nachgedacht, seit die Polizei auf der Erde ihn betäubt und eingefangen hatte. Er mußte irgendwie von diesem Planeten verschwinden, den selbst Gottes Bruder zurückweisen würde. Dazu benötigte er Informationen. Er mußte herausfinden, wie die lokale Gesellschaft funktionierte und wie er sich einen Vorteil verschaffen konnte. Sämtliche anderen Zettdees würden ebenfalls von der Flucht träumen, und irgend jemand mußte in der Vergangenheit schon einmal einen Fluchtversuch gewagt haben. Der
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