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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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gewöhnen könnte. Ihre Kleider waren nicht mehr richtig trocken gewesen, seit sie das Raumflugzeug verlassen hatte.
    Während des Tages drängten sich die Menschen in ihrem Lager, und die Gänge zwischen den Pritschenreihen waren großartig geeignet für Verfolgungsjagden und andere Spiele. Das Leben unter dem klapprigen Dach war angenehm und leicht: Niemand hatte etwas für die Kinder organisiert, und so konnten sie machen, was sie wollten. Jay hatte den zweiten Tag im Lager damit verbracht, die anderen Kolonistenkinder in Gruppe Sieben kennenzulernen. Am Morgen tollten sie zwischen den Erwachsenen umher, und am Mittag waren sie alle zusammen zum Flußufer gegangen, um den Schiffen zuzusehen. Jay war fasziniert gewesen. Die gesamte Gegend sah aus wie in einem historischen AV-Programm, ein Stück des fernen irdischen Mittelalters, das sich auf einem fernen Planeten erhalten hatte. Alles war aus Holz gemacht, und die Schiffe sahen einfach wunderbar aus mit ihren großen Schaufelrädern an den Seiten und den großen schwarzen Eisenschornsteinen, aus denen dichter grauweißer Rauch quoll.
    Zweimal an diesem Tag hatte sich der Himmel mit Wolken zugezogen, und es hatte geregnet wie aus Eimern. Die Kinder hatten sich unter das Dach des Übergangslagers geflüchtet und wie gebannt zugesehen, als der Juliffe hinter einem grauen Vorhang verschwunden war und gewaltige Blitze krachend über den Himmel zuckten.
    Jay hätte nicht im Traum gedacht, daß die Wildnis so wild sein könnte. Doch ihre Mutter schien nicht besorgt, und so empfand auch Jay keine Angst. Sie hatte noch nie soviel Spaß dabei gehabt, einfach dazusitzen und das Naturschauspiel zu beobachten. Sie wagte nicht daran zu denken, wie wundervoll es erst sein mußte, auf einem Flußschiff zu reisen. Am einen Tag noch auf einem riesigen Raumschiff, und am nächsten auf einem Schaufelraddampfer! Das Leben war unglaublich!
    Das Essen, das man ihnen serviert hatte, war fremdartig gewesen. Die einheimischen Früchte besaßen die merkwürdigsten Formen und ein würziges Aroma, aber wenigstens gab es kein Kesselfleisch, wie sie es in der Arkologie gehabt hatten.
    Nach dem Mittagstee, den das Personal in der großen Kantine am einen Ende des Lagers servierte, kehrte Jay zum Flußufer zurück, um nach einheimischen Tieren Ausschau zu halten. Sie erinnerte sich an das Vennal, eine Kreuzung zwischen Eidechse und Affe. Das Wesen stach deutlich aus der didaktischen Erinnerung hervor, die ihr vom LEG-Beratungsausschuß in der Basisstation des Orbitalaufzugs aufgeprägt worden war, bevor sie die Erde verlassen hatte. In dem Bild in ihrem Kopf sah das Wesen sehr freundlich aus. Jay hoffte insgeheim, daß sie eines Tages ein Vennal als Kuscheltier würde halten dürfen, sobald sie erst ihr Siedlungsland flußaufwärts erreicht hatten.
    Das Flußufer war eine massive Wand aus BiTek-Polyp, dunkel aprikosenfarben, die verhinderte, daß noch mehr von dem schweren, fruchtbaren Boden davongeschwemmt und ein Opfer des furchteinflößenden Flusses wurde. Es war aufregend, die Verwendung von BiTek zu erleben; Jay hatte in ihrem ganzen Leben noch nie einen Edeniten getroffen. Daheim hatte Vater Verhoos sie im Gemeindekonzil immer vor den Edeniten und ihrer seelenlosen Technologie aus pervertiertem Leben gewarnt. Doch es war eine gute Idee, den Polyp hier zu benutzen. Die Kerne waren billig, und das Korallenmaterial benötigte keine ständigen Reparaturen, wie Beton sie erforderte. Jay konnte nichts Schlimmes daran finden. Ihr gesamtes Universum wurde in dieser einen Woche auf den Kopf gestellt.
    Sie schlitterte die rutschige Wand zum Wasser hinunter und wanderte am Ufer entlang, in der Hoffnung, einen Xeno-Fisch zu entdecken. Das Wasser war an dieser Stelle beinahe klar. Kleine Wellen, die sich am Polyp brachen, verursachten Spritzer, die Jays nackte Beine benetzten. Sie trug noch immer die gleichen Shorts und die gleiche Bluse, die ihre Mutter ihr gegeben hatte, bevor sie in ihre Null-Tau-Kapsel gestiegen war. Viele der anderen Kolonisten in Gruppe Sieben hatten den gesamten Vormittag damit verbracht, in einem der Lagerhäuser nach ihren Containern und praktischerer Kleidung zu suchen.
    Gestern waren Jay und ihre Mutter von jedem bewundert und beneidet worden. Es war ein gutes Gefühl, soviel besser als die Art und Weise, wie die Menschen in der Arkologie sie behandelt hatten. Hastig schob Jay den Gedanken wieder beiseite.
    Sie platschte mit den Stiefeln durch das seichte Wasser, und die

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