Armageddon 05 - Die Besessenen
Herzen eingestehen mußte. Nacht um Nacht würde Kiera einem anderen Mann erlauben, seine Hände auf ihren Körper zu legen. Sie würde lachen und stöhnen, würde mehr und mehr verlangen. Heiße Körper, die sich in der Dunkelheit umeinander wanden. Schöne, starke Körper. Gerald wimmerte leise.
»Alles in Ordnung?« fragte Beth besorgt. Neben ihr runzelte Jed die Stirn.
»Sicher, kein Problem«, flüsterte Gerald. Er rieb sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn in dem Bemühen, den Schmerz dahinter zu vertreiben. »Ich will ihr doch nur helfen. Wenn ich nur zu ihr käme. Ich weiß, ich könnte ihr helfen. Loren hat es gesagt, wißt ihr?«
»Wir sind in null Komma nichts wieder zurück, du wirst sehen. Keine Angst.«
Er nickte zögernd und wandte sich wieder dem Essen zu, das Beth ihm hingestellt hatte. Er mußte bald zu Marie. Die Probleme und Schwierigkeiten der anderen taten ihm leid, und er fühlte mit ihnen, doch was Marie zu ertragen hatte, das war unaussprechlich. Wenn sie das nächste Mal auf dem Monterey landeten, so beschloß er, würde alles ganz anders laufen. Keine Einzelheiten, aber definitiv ganz anders.
Rocio spürte, wie Geralds leidenschaftlicher innerer Aufruhr verebbte und ruhigeren Emotionen wich. Der Verstand dieses Mannes war und blieb ihm absolut schleierhaft. Nicht, daß Rocio sich danach gedrängt hätte, ein derart gemartertes Bewußtsein um sich zu haben. Eine Schande, daß er Jed und Beth nicht bewegen konnte, allein bei ihm an Bord zu bleiben. Dieser ganze Troß von Leuten machte die Dinge unnötig kompliziert und gefährdete seine eigene Position. Am liebsten wäre ihm tatsächlich gewesen, wenn ihre Anzahl wieder kleiner würde.
Nachdem er sich genügend weit vom Monterey-Asteroiden entfernt hatte, begann er zu beschleunigen. Er modifizierte das Raumverzerrungsfeld des Hellhawks, bis es immer machtvollere Wellen im Raum-Zeit-Kontinuum erzeugte. Die Mindori glitt mit einer Beschleunigung von sieben g hindurch, während eine weitere Manipulation die Kräfte im Lebenserhaltungsmodul abschwächte. Als das Gefühl von Freiheit zusammen mit der zunehmenden Geschwindigkeit wuchs, gestattete er seiner Traumform wieder zu erblühen. Dunkle Schwingen breiteten sich aus, flatterten begierig und wirbelten den interplanetaren Staub in seiner Bahn auf. Er schüttelte den Kopf, blinzelte mit riesigen roten Augen und krümmte die Klauen. In diesem Zustand war er vollkommen eins mit sich und seinem Leben. Es bestärkte ihn in seiner Überzeugung, daß Kiera Salters Macht über ihn und seine Kameraden unter allen Umständen gebrochen werden mußte.
Er begann mit den anderen Hellhawks zu kommunizieren, sondierte emotionale Nuancen. Machte sich ein Bild von denen, die so dachten wie er. Von den siebzig Hellhawks, die gegenwärtig im System von New California stationiert waren, würden ihn wahrscheinlich neunzehn offen unterstützen. Weitere zehn würden sich auf seine Seite schlagen, sobald es danach aussah, als könnte er Erfolg haben. Ein paar gaben sich äußerst schüchtern und zurückhaltend, während acht oder neun, geführt von Etchells und Cameron Leung, sich auf die Aussicht freuten, der Flotte der Organisation zu folgen und Ruhm und Ehre einzuheimsen. Die Chancen standen also gar nicht schlecht.
Acht Stunden nach dem Start erhielt Rocio neue Befehle. – Wir haben ein interplanetares Schiff entdeckt, das in Richtung New California verzögert, sagte Hudson Proctor, Kieras Verbindungsoffizier. – Es kommt auf geradem Weg über den Südpol herein und ist noch eineinhalb Millionen Kilometer entfernt. Wir glauben, daß es vom Almaden-Asteroiden kommt. Kannst du es spüren?
Rocio expandierte sein Verzerrungsfeld und tastete die Gegend ab, die Proctor beschrieb. Das Schiff glitt in seine Wahrnehmung wie ein dichter Masseklumpen voller lebendiger Energie.
– Ich habe es, meldete er.
– Fang es ab und befiehl ihnen, auf der Stelle umzukehren.
– Sind sie feindlich?
– Das bezweifle ich. Wahrscheinlich nur eine weitere Bande von Idioten, die glauben, sie können leben, wo immer sie wollen, ohne die Organisation fragen zu müssen.
– Verstanden. Und was mache ich, falls sie sich weigern umzukehren?
– Dann bläst du sie eben aus dem Weltraum. Sonst noch Fragen?
– Nein.
Rocio veränderte sein Raumverzerrungsfeld erneut und konzentrierte die Störungen auf ein kleines Gebiet unmittelbar vor seinem Schnabel. Energie schoß durch seine Musterzellen, und der Druck, den er auf
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