Armageddon 05 - Die Besessenen
Wirts, hätte es bezaubernd arglos ausgesehen – an Kiera war es eine offene Kriegserklärung an alle anderen Frauen im Raum. Lediglich Jezzibella in ihrem klassischen kleinen schwarzen Cocktailkleid sah noch schicker aus. Und nach dem hellen Engelslächeln auf ihrem Gesicht zu urteilen, mit dem sie Kiera begrüßte, wußte sie es auch.
»Al, Liebling!« Kieras Lächeln war heiß und einladend, als sie Al auf die Wange küßte. »Eine großartige Party. Danke für die Einladung.«
Einen Augenblick lang glaubte Al, ihre Zähne könnten sich in seinen Hals schlagen. Ihr Bewußtsein war voll eisiger Überheblichkeit. »Es wäre nicht das gleiche ohne dich«, erwiderte Al. Du meine Güte, und ich habe tatsächlich einmal geglaubt, ich könnte sie ins Bett ziehen. Sein Schwanz würde wahrscheinlich so kalt werden, daß er glatt in ihr abbrach.
Der Gedanke ließ ihn erschauern. Er winkte einen der Kellner herbei. Der Bursche sah aus, als wäre er schon wenigstens neunzig, einer von diesen würdevollen alten Trotteln, die perfekte Butler abgaben. Eigentlich sollte der junge Webster seine Arbeit tun, dachte Al. Es hätte ein besseres Bild abgegeben. Doch er hatte den Jungen während des ganzen Abends noch nicht gesehen. Der alte Kerl wackelte gehorsam herbei, in den Händen ein schwarzes Samtkissen mit einem glänzenden Collier aus Saphiren darauf.
»Für mich?« lächelte Kiera affektiert. »Oh, wie wunderbar!«
Al nahm das Collier vom Kissen und befestigte es langsam an ihrem Hals, wobei er ihr lüsternes Grinsen angesichts seiner Nähe geflissentlich ignorierte.
»Es ist ganz phantastisch, dich hier bei uns zu haben«, sagte Jezzibella und hängte sich bei Al ein. »Wir waren nicht sicher, ob du die Zeit finden würdest.«
»Für Al habe ich immer Zeit.«
»Das ist gut zu hören. Trotzdem, es muß ganz schön aufreibend sein, die Hellhawks Tag und Nacht unter Kontrolle zu halten.«
»Kein Problem, absolut nicht. Sie wissen, wer ihre Herrin ist.«
»Ja, das war ein ganz interessanter Schachzug«, entgegnete Al. »Emmet war voll des Lobes. Er hat gesagt, du wärst raffiniert. Und aus seinem Mund ist das ein großartiges Kompliment. Ich muß das unbedingt in Erinnerung behalten, für den Fall, daß ich irgendwann einmal in eine ähnliche Situation gerate.«
Kiera nahm eine Champagnerflöte vom Tablett eines der Kellner und suchte den Saal ab wie ein Ziellaser, bis sie Emmet gefunden hatte. »Du wirst nicht in eine ähnliche Situation geraten, Al. Ich decke schließlich deine Flanke. Und zwar gründlich.«
Jezzibella morphte in ihre heldenverehrende Teenager-Persönlichkeit. »Du deckst Als Flanke?« piepste sie mit mädchenhafter Stimme.
»Komm schon, Jez«, grinste Al in gespieltem Tadel. »Es gibt sonst niemanden auf dem Markt, der Hellhawks anzubieten hat, das weißt du.«
»Ja, das weiß ich.« Jezzibella blickte voller Bewunderung zu ihm auf und seufzte leise.
»Und ohne mich gibt es für New California keinen Grund, Kiera weiterhin zu unterstützen.«
Kieras Blick kehrte von Emmet zurück zu Al. »Glaub mir, ich weiß sehr genau, wer in welcher Position steckt. Und wieviel er wert ist.«
»Dann ist es ja gut«, antwortete Jezzibella verbindlich.
»Ich hoffe, du amüsierst dich auf meiner Party, Baby«, sagte Al und tätschelte Kieras Arm. »Ich muß noch eine kleine Ansprache halten, bevor wir uns an den Tisch setzen und essen.« Er ging hinüber zu Emmet und signalisierte dem Oberkellner, einen Gong zu schlagen. Die Gespräche verstummten, als die Besessenen die konzentrierte Anspannung in Capones Bewußtsein spürten. »Das ist nicht die übliche Art von Tischrede vor einem Bankett. Und das soll kein dummer Witz sein.«
Ringsum lächelten alle pflichtschuldig. Al nahm einen weiteren Schluck Champagner. Verdammt, was würde ich für einen vernünftigen Bourbon geben. »Also schön, ich will mich nicht lange mit einer Vorrede aufhalten. Wir haben Probleme mit unserer Flotte, weil sie untätig herumliegt und es nichts gibt, was sie tun könnte. Ihr wißt selbst, wie das ist. Wir müssen den Schwung der Bewegung ausnutzen, oder die Jungs versauern uns. Stimmt’s, Silvano, oder habe ich recht?«
Der düster dreinblickende Lieutenant nickte geflissentlich. »Ein paar von den Jungs stehen dicht vor dem Überkochen, Al, soviel ist sicher. Aber es ist kein Problem, wir haben alles unter Kontrolle. Wir halten den Deckel drauf, Boß.«
»Ich will aber nicht, daß ihr irgendwo einen verdammten Deckel
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