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Armageddon 05 - Die Besessenen

Armageddon 05 - Die Besessenen

Titel: Armageddon 05 - Die Besessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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künstlich.
    Während echtes Unbehagen ihre Nervosität ersetzte, wischte Monica mit einem Handschuh über das gewellte funkelnde Eis und nibbelte so lange, bis ein Fleck frei war. Ihre Anzugscheinwerfer wurden heller und richteten sich auf den Glaskasten. Die visuellen Sensoren veränderten die Brennweite. Monica stockte der Atem, und sie wich einen halben Schritt zurück. Das medizinische Überwachungsprogramm schlug Alarm, als ihr Herzschlag unvermittelt raste. »Samuel?« rief sie per Datavis.
    »Was gibt es?«
    »Die Tyrathca haben Xenos in diesen Vitrinen hier. Xeno-Wesen, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe.« Sie richtete ihre Sensoren erneut auf das Wesen in der Vitrine und erzeugte eine Bilddatei für den großen Edeniten. Das Wesen war zweibeinig, kleiner als ein Mensch, mit vier symmetrisch angeordneten Armen, die der Körpermitte entsprangen. Weder Ellbogen- noch Kniegelenke waren zu erkennen; die Gliedmaßen schienen in sich biegsam zu sein. Alle vier Arme endeten in plumpen Händen mit vier Klauenfingern, während die Beine in runde Hufe ausliefen. Der Schädel war ein flacher Konus mit tiefen Hautfalten um den dicken Hals herum, was auf eine nahezu ungehinderte Dreihundertsechzig-Grad-Rotation schließen ließ. Außerdem erkannte Monica einen vertikalen Schlitz, ob Mund oder Nase wußte sie nicht zu sagen, und tiefe Höhlen, in denen sich vielleicht Augen befanden.
    »Mein Gott, Samuel, es ist intelligent! Es trägt Schmuck, sehen Sie nur!« Sie richtete die Sensoren auf einen Arm, wo ein silberner Reif über die runzlige karamelfarbene Haut gestreift war. »Es könnte eine Uhr sein, glaube ich. Ganz sicher ein technisches Produkt. Sie haben einen intelligenten Xeno eingefangen und den armen Bastard ausgestopft, damit ihre Kinder ihn in dieser Kuriositätenschau anstarren können! Um Himmels willen, Samuel, mit was haben wir es hier zu tun?«
    »Sie stellen da ein paar sehr wilde Spekulationen an, Monica.«
    »Dann erklären Sie mir doch verdammt noch mal, was dieses Wesen in dem Glaskasten zu suchen hat! Ich sage ihnen, sie haben es ausgestellt! Es muß von einem der Planeten stammen, an denen sie vorbeigekommen sind.«
    »Sie befinden sich in einem Archiv, Monica, nicht in einem Zirkus.«
    »Na und? Soll ich jetzt vielleicht fröhlich sein? Also ist es eine wissenschaftliche Kuriositätenschau. Was haben sie mit ihm angestellt? Es ist ein intelligentes Wesen, kein Labortier!«
    »Monica, ich weiß, es ist schockierend, aber ohne jegliche Bedeutung für unsere gegenwärtige Situation. Es tut mir leid, aber sie müssen die Angelegenheit für den Augenblick ignorieren.«
    »Verdammte Scheiße!« Sie wirbelte herum und marschierte zu dem Terminal zurück, wo Oski und Renato arbeiteten. Hitze und Wut ließen sie noch mehrere Schritte weitergehen, bevor sie kehrtmachte und die Glasvitrine ein weiteres Mal absuchte. Ihre Anzugscheinwerfer brachen sich im glänzenden Eis mit seinem düsteren Kern aus Furcht und Leiden.
    Als sie an Bord der Tanjuntic-RI gekommen waren, hatte sie sich gefragt, ob sie von den Seelen der hier gestorbenen Tyrathca beobachtet wurden. Jetzt konnte sie nur noch an die Seele dieser einen verlorenen und einsamen Kreatur denken, die verzweifelt nach ihren Artgenossen schrie. Ob sie Monica beobachtete? Ob sie genauso aus dem schrecklichen Jenseits um Erlösung flehte wie die Verlorenen Seelen der Menschen? Ungehört selbst von den eigenen Göttern?
    Das medizinische Überwachungsprogramm warnte Monica, daß ihr Atem ungleichmäßig ging. Sie konzentrierte sich angestrengt darauf, regelmäßiger zu inhalieren. »Oski? Wie kommen Sie voran?«
    »Ich bin nicht sicher, Monica. Wir haben ein paar Dateien gefunden, die wie Nachrichtensendungen aussehen. Ich bin gerade auf unsere zweite Alternative ausgewichen. Wir kopieren jeden einzelnen Speicher und analysieren die Daten später.«
    »Wie lange noch?«
    »Die Programmierung ist fast abgeschlossen. Es dauert eine halbe Stunde, alle Daten in unsere Prozessoren zu übertragen.«
    »Soviel Zeit haben wir nicht.«
    »Ich weiß. Die BiTek-Prozessoren können die Informationen in Echtzeit zur Oenone und zur Lady Macbeth weiterleiten. Bleibt nur zu hoffen, daß die Tyrathca nicht hereinkommen und merken, was wir tun, bevor wir damit fertig sind.«
    »Das könnte funktionieren. Ich schätze, sie werden viel zu sehr mit der Jagd auf uns beschäftigt sein.«
     
    – Wie zur Hölle sind sie dort hinauf gekommen? wunderte sich Ione.
    Wenigstens

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