Armageddon 05 - Die Besessenen
wechseln und immer weiter herauszoomen, um den Raum bis hinaus zum Requa, dem vierten Mond von New California, zu erfassen. Schwarze Symbole erschienen überall auf den Schirmen, als würde schmutziger Regen auf sie prasseln.
Die KI absorbierte den Strom von Informationen, der von den strategischen Verteidigungsplattformen angeliefert wurde, und machte sich daran, die erratischen Bahnvektoren der Raumschiffe abzubilden. Multiple Linien entstanden auf jedem einzelnen Konsolenschirm. Morddens Mitarbeiter studierten sie besorgt und öffneten Kommunikationskanäle, um sicherzustellen, daß die Schiffe noch immer unter der Kontrolle der Organisation standen. Emmet wurde vom Pandämonium der ersten Minuten derart in Anspruch genommen, daß es eine Weile dauerte, bis ihm schließlich dämmerte, daß irgend etwas an der Geschichte ganz und gar nicht stimmte. Erstens waren sie viel zu früh zurück – Admiral Kohlhammers Flotte konnte unmöglich bereits bei Tranquility eingetroffen sein. Und zweitens waren es viel zu viele Schiffe. Selbst wenn der Hinterhalt ein massiver Erfolg gewesen war, hätten sie einige Schiffe verloren. Von allen Unterführern Capones war Emmet Mordden derjenige, der die Effektivität der Flotte am pragmatischsten einschätzte.
Diese beiden unangenehmen Tatsachen sickerten gerade in sein Bewußtsein, als er die Bestürzung bemerkte, die in Jull von Holgers Gedanken aufwallte, während der Verbindungsoffizier mit den Possessoren der Hellhawks kommunizierte.
»Was zur Hölle hat das zu bedeuten?« fragte Emmet. »Warum sind sie schon wieder zurück? Haben sie verloren oder den Schwanz eingekniffen oder was?«
Jull von Holger schüttelte in völliger Verwirrung den Kopf. Es war ihm höchst unangenehm, der Überbringer der schlechten Nachrichten zu sein. »Nein. Nein, sie haben nicht verloren. Ihr Ziel … Tranquility ist vor ihren Augen weggetaucht.«
Emmet blickte ihn stirnrunzelnd an.
»Rufen wir Luigi, in Ordnung? Ich versteh’ das ja selbst nicht.«
Emmet musterte ihn mit einem langen, unzufriedenen Blick, bevor er sich seiner eigenen Konsole zuwandte. Er befahl ihr, den Transponder der Salvatore zu suchen und einen Kanal zum Flaggschiff zu öffnen. »Was ist passiert?« fragte er, als in einer Ecke seines Schirms das verschwommene Bild von Luigi Baismao erschien.
»Was soll schon los sein?« brüllte Luigi wütend. »Sie hat uns ausgetrickst! Diese Saldana-Hexe ist geflohen! Weiß Gott, wie sie das angestellt hat, aber das ganze Ding ist einfach in einem Wurmloch verschwunden. Niemand hat uns gesagt, daß Habitate sowas können. Du bist doch der technische Zauberlehrling der Organisation, Mordden! Warum zur Hölle hast du kein Wort gesagt?«
»Was nicht gesagt? Was redest du da? Was ist in einem Wurmloch verschwunden?«
»Hörst du eigentlich nicht zu, Schwachkopf? Das Habitat! Das Habitat ist vor unseren Augen in einem Wurmloch verschwunden!«
Emmet starrte fassungslos auf den Schirm. Er konnte nicht glauben, was er soeben gehört hatte. »Ich rufe Al«, stieß er schließlich hervor.
Es war das erste Mal, daß Luigi tatsächlich Angst verspürte, durch die großen Doppeltüren der Nixon-Suite zu treten. Draußen standen zwei Posten auf Wache. Große, breitschultrige Burschen mit massigen stoppelbärtigen Unterkiefern in gewöhnlichen zweireihigen Uniformen, bewaffnet mit glänzenden schwarzen Thompson-Maschinenpistolen. Luigi spürte mehrere Leute, die im Innern umherliefen, und ihre vertrauten Gedanken waren düster und unzufrieden, während sie ungeduldig auf ihn warteten. Er dachte an all die Bestrafungen und Verweise, denen er in seiner Eigenschaft als einer der Elite-Lieutenants der Organisation beigewohnt hatte. Die Vorzeichen ließen Böses erahnen.
Einer der Posten öffnete die Tür. Er trug ein überlegenes, wissendes Grinsen im Gesicht. Er sagte nichts, während er spöttisch militärisch salutierte. Luigi widerstand dem Impuls, ihm das Gesicht zu Brei zu schlagen, und ging an ihm vorbei nach drinnen.
»Was zur Hölle ist passiert?« schäumte Al.
Luigi blickte sich im Halbkreis seiner früheren Freunde um, während sich hinter ihm die Tür schloß. Patricia war da, genau wie Silvano, Jezzibella, Emmet, Mickey und dieses kleine Miststück Kiera Salter. Und alle schwammen oben auf der Welle, die ihn hinwegspülen und ertränken würde.
»Wir hatten ein paar verdammt falsche Informationen!« sagte er und blickte bedeutungsvoll zu Patricia. »Perez hat uns eine
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