Armageddon 05 - Die Besessenen
Annette.
»Letzte Nacht sind beinahe vierzig Mann desertiert«, berichtete Devlin. »Diese verdammten Angsthasen. Zu meiner Zeit hätte man sie wegen Feigheit vor dem Feind standrechtlich erschossen.«
»Zum Glück ist deine Zeit vorbei«, entgegnete Hoi Son. »Als ich gegen die Verräter gekämpft habe, die mein Land gestohlen hatten, standen mir Legionen von Leuten zur Seite, die taten, was sie tun mußten, weil sie für eine gerechte Sache kämpften. Wir brauchten keine Militärpolizei und keine Gefängnisse, um die Autorität unserer Kommandanten zu untermauern. Genausowenig wie hier und jetzt. Wenn die Menschen in ihren Herzen nicht kämpfen wollen, dann macht Zwang sie sicherlich nicht zu guten Soldaten.«
»Gott ist mit den Stärkeren«, schnarrte Devlin. »Leere Phrasen garantieren noch lange keinen Sieg.«
»Wir werden sowieso nicht gewinnen.« Hoi lächelte friedfertig. »Das ist euch doch wohl klar, oder?«
»Wir werden es jedenfalls versuchen, und zur Hölle mit deinem defätistischen Gerede. Ich bin überrascht, daß du noch nicht mit den anderen desertiert bist.«
»Ich denke, das reicht jetzt«, sagte Annette. »Devlin, du weißt, daß Hoi Son recht hat. Du hast genau wie wir anderen gespürt, was das Königreich gegen uns zusammenzieht. Der König würde seine Streitkräfte ganz bestimmt nicht in einen sinnlosen Kampf schicken. Er ist überzeugt, daß die Aktion Erfolg haben wird. Außerdem hat er die Unterstützung der Edeniten, die noch weniger bereit sind, sich auf ein tollkühnes Unternehmen einzulassen. Diese Schlacht findet vor den Augen des gesamten konföderierten Publikums statt, und sie wollen ihren Bürgern zeigen, daß wir zu schlagen sind. Sie können sich unter keinen Umständen leisten zu verlieren, ganz gleich, was es sie kostet.«
»Und was zur Hölle sollen wir dann deiner Meinung nach tun?« erkundigte sich Devlin.
»Wir treiben ihre Kosten in schwindelerregende Höhen«, sagte Hoi Son. »Für diese Leute zählt nur das Geld, sonst nichts. Wir mögen sie vielleicht nicht schlagen können, aber wir können ganz bestimmt verhindern, daß nach dieser Befreiungsaktion noch irgendwo sonst eine weitere stattfindet.«
»Sie haben wahrscheinlich Reporter bei ihren Truppen«, sagte Annette. »Um ihre Erfolge zur Schau zu stellen. Dieser Krieg wird an zwei Fronten ausgekämpft, an der physischen Front hier bei uns und an einer emotionalen, die überall in der Konföderation von den Medien geschaffen wird. Und das ist die wichtigere von beiden. Die Schlacht, die wir gewinnen müssen. Wir müssen diesen Reportern zeigen, welch hohen Preis die Konföderation für den Angriff auf uns zahlt. Ich glaube, Milne hat bereits einige Vorbereitungen getroffen.«
»Jedenfalls steht es für uns gar nicht so schlecht an der Medienfront, Freunde«, sagte Milne. Er saugte an einer großen Tonpfeife, um seine Worte auf die anderen einwirken zu lassen, dann fuhr er fort: »Ich habe ein paar von unseren Jungs trainiert und ihnen Tricks gezeigt. Wir können selbstverständlich keine elektrischen Schaltkreise einsetzen, das würde bei uns nicht funktionieren. Also habe ich mich auf die Grundlagen besonnen und ein paar nette Chemikalien zu Sprengstoff gemischt. Wir legen überall Sprengfallen aus, so schnell wir sie herstellen können.«
»Was für Sprengfallen?« erkundigte sich Devlin.
»Anti-Personen-Minen, mit Sprengsätzen versehene Bodenfahrzeuge und Häuser, Selbstschußanlagen, Fallgruben und so weiter. Hoi hat uns gezeigt, was er in seiner aktiven Zeit so benutzt hat. Ziemlich schlaue Apparate, alles mit mechanischen Auslösern, so daß ihre Sensoren nichts melden – falls sie unter der roten Wolke überhaupt arbeiten. Ich würde sagen, wir bereiten Ralph Hiltchs Jungs eine Menge Kummer, wenn sie erst über die Feuerschneise kommen. Wir haben außerdem zahlreiche Brücken sowie die wichtigsten Knotenpunkte an der M6. Das sollte ausreichen, um ihren Vormarsch zu verlangsamen.«
»Alles schön und gut«, sagte Devlin, »aber mit allem Respekt, ich glaube nicht, daß ein paar Trümmerhaufen ihren Nachschub stark beeinträchtigen. Ich erinnere mich noch an unsere Panzer; das waren große, schwere Maschinen, aber sie kamen so gut wie überall durch. Und ihre Ingenieure hatten mehr als sieben Jahrhunderte, um sie noch weiter zu verbessern.«
»Vielleicht macht es keinen großen Eindruck auf sie, wenn wir sämtliche Kreuzungen und Brücken sprengen, aber es hat ganz sicher Auswirkungen«, sagte Hoi
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