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Armageddon 06 - Der nackte Gott

Armageddon 06 - Der nackte Gott

Titel: Armageddon 06 - Der nackte Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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berührten, und die Arme waren auf den Rücken verdreht. Blut hämmerte schmerzhaft in seinen Unterarmen. Die Kopfschmerzen jedoch waren das Schlimmste von allem. Als er sich zu rühren versuchte, stellte er fest, daß es nicht ging. Seine Handgelenke und Knöchel waren zusammengebunden mit etwas, das sich anfühlte wie rotglühendes Isolierband. Er wollte stöhnen, doch auch das ging nicht, weil sein Mund ebenfalls mit Klebeband verschlossen war. Ein Nasenloch war von getrocknetem Blut verstopft.
    Furchtbare Angst durchzuckte ihn, und Puls und Atemfrequenz jagten in die Höhe. Die Luft zischte und pfiff durch die eine enge Atemöffnung, die ihm geblieben war. Das Gefühl verstärkte noch sein Bewußtsein für die schlimme Lage, in der er sich befand. Hyperventilation und das drohende Ersticken ließen seinen Kopf noch stärker dröhnen als vorher. Seine Sicht verschwand unter einem roten Schleier.
    Irrationale Panik beherrschte ihn für eine unbestimmbare lange Zeit. Als seine Sicht endlich zusammen mit den schleppenden Gedanken wiederkehrte, spürte er, daß sich sein Atem verlangsamt hatte. Seine Strampelversuche hatten ihn ein paar Zentimeter über den Dielenboden rutschen lassen. Schließlich beruhigte er sich einigermaßen. Er wünschte inbrünstig, seine verdammten Kopfschmerzen würden endlich verschwinden. Die Erinnerung an das, was sich auf der Toilette des Black Bull zugetragen hatte, kehrte zurück. Er stellte fest, daß das rote Klebeband über seinem Mund ihn nicht daran hinderte, vor Angst leise zu wimmern.
    Ein Besessener! Er war von einem Besessenen überfallen worden! Aber … Er war nicht besessen, und das war es doch, was sie mit ihren Opfern machten – jedes Kind wußte das. Oder befand er sich vielleicht im Jenseits?
    Es gelang Jack, sich herumzurollen und einen Blick auf seine Umgebung zu werfen. Es war definitiv nicht das Jenseits. Er befand sich in irgendeiner Art von altem Zimmerchen, mit einem halbmondförmigen Fenster hoch oben an der Decke. Alte Transparente und Verkaufsschilder waren auf der gegenüberliegenden Seite gelagert, verblassende holographische Drucke, auf denen für Badezimmerartikel geworben wurde, an deren Marken er sich blaß aus seiner Kindheit erinnern konnte. Eine schwere Kette führte von seinen Knöcheln zu einer Reihe von Metallrohren, die gerade vom Boden zur Decke verliefen.
    Er rutschte einen halben Meter über den Boden, bis die Kette straff war. Nichts, was er anschließend unternahm, vermochte die Rohre auch nur anzukratzen, geschweige denn zu verbiegen oder gar aus der Wand zu reißen. Bis zur Tür waren es immer noch drei Meter. Alle Anstrengung führte zu dem einzigen Effekt, daß seine Handgelenke und Knöchel und Muskeln noch mehr schmerzten. Und das war es dann. Es gab kein Entkommen.
    Seine Kopfschmerzen waren längst vorüber, als die Tür endlich geöffnet wurde. Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, nur, daß es Stunden um Stunden gewesen sein mußten. Das kalte Nachtlicht der Arkologie schimmerte inzwischen durch das hohe Fenster und tauchte den nackten Putz der Wände in ein schmutziges Natriumgelb. Der besessene Mann kam als erster herein. Er bewegte sich ohne das leiseste Geräusch, und seine Mönchskutte flatterte um seinen Leib wie ein Nebelschleier. Zwei weitere folgten ihm, eine junge Frau und ein mürrisch dreinblickender heranwachsender Junge. Sie hatten eine Frau mittleren Alters zwischen sich, die geschlagen die Schultern hängen ließ. Ihr kastanienbraunes Haar war hochgesteckt, als hätte sie eine Dusche nehmen wollen; einzelne Strähnen hatten sich gelöst und baumelten vor ihren Augen. Sie verbargen den größten Teil ihres Gesichts, obwohl Jack den gebrochenen, verzweifelten Ausdruck bemerkte.
    Der Junge bückte sich herab und riß brutal das Klebeband von Jacks Mund. Jack ächzte schmerzerfüllt auf und holte tief Luft.
    »Bitte«, flehte er. »Bitte foltert mich nicht. Ich ergebe mich auch so. Bitte foltert mich nicht.«
    »Wir würden nicht im Traum daran denken«, erwiderte Quinn freundlich. »Ich möchte, daß du mir hilfst.«
    »Ich mache alles, was ihr von mir wollt. Hundert Prozent. Alles!«
    »Wie alt bist du, Jack?«
    »Ich … äh, achtundzwanzig.«
    »Ich hätte dich für älter gehalten, aber es geht auch so. Und du hast die richtige Größe.«
    »Größe? Wofür?«
    »Nun, sieh es einmal so, Jack: Du hast Glück. Wir werden dich ein wenig herausputzen und hier und da ein paar Kleinigkeiten verändern. Wenn wir mit

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