Armageddon 06 - Der nackte Gott
gewesen sein muß, wie verdammt häßlich. Sie war so süß, so verdammt süß. Sie gehörte einfach nicht in eine Welt, wo den Menschen derartige Dinge zustoßen.«
»Gehört irgend jemand von uns in so eine Welt?«
»Du weißt genau, was ich meine. Du hast Stim-Programme benutzt, die du nicht benutzen solltest, und du hast Sens-O-Vis-Nachrichten gesehen. Wir wissen, daß dieses Universum gemein ist. Es hilft, zumindest ein wenig. Wenn überhaupt irgend etwas helfen kann. Aber Louise – und dieses kleine Balg, ihre Schwester auch, verdammt! Wir sind einfach davongeflogen und haben sie im Stich gelassen. Genau wie wir es immer tun.«
»Sie verschonen Kinder, das weißt du. Diese Stephanie Ash auf Ombey brachte sogar eine ganze Gruppe von Kindern nach draußen. Ich habe den Bericht gesehen.«
»Louise war aber kein Kind! Sie ist nicht verschont worden.«
»Das weißt du nicht mit Sicherheit. Wenn sie es schlau genug angestellt hat, konnte sie vielleicht sogar rechtzeitig verschwinden.«
»Das bezweifle ich. Sie besitzt nicht die nötigen Fähigkeiten.«
»Dafür scheint sie ein paar andere ganz und gar erstaunliche Talente zu besitzen, wenn sie bei dir soviel Eindruck hinterlassen konnte.«
Er dachte zurück an die Eisenbahnfahrt nach Cricklade, nachdem sie sich gerade kennengelernt hatten; ihre Beobachtungen über Norfolk und seine Eigenheiten. Er war in so gut wie allem, was sie erzählt hatte, der gleichen Meinung gewesen. »Sie war nicht gerissen, um auf der Straße zu überleben. Und das ist die Art von schmutziger Selbstsucht, die man braucht, um den Besessenen zu entwischen.«
»Du glaubst wirklich nicht, daß sie es geschafft haben könnte, wie?«
»Nein.«
»Glaubst du vielleicht, daß du für sie verantwortlich bist?«
»Nicht verantwortlich, nein, das trifft es nicht. Allerdings glaube ich, daß sie in mir jemanden gesehen hat, der sie von Cricklade Manor wegbringt.«
»Du meine Güte, wie kommt sie nur auf einen derartigen Gedanken, Joshua?«
Er hörte nicht mehr zu. »Ich habe sie im Stich gelassen, wie ich es immer tue. Es ist kein schönes Gefühl, Sarha. Sie war wirklich eine wunderbare Frau, obwohl sie auf Norfolk aufgewachsen ist. Wäre sie woanders geboren worden, hätte ich sie wahrscheinlich …« Er verstummte und zerrte sein Sweatshirt in Form, ohne Sarhas erstaunten Blicken zu begegnen.
»Sag es«, verlangte sie.
»Was?«
»Wahrscheinlich geheiratet.«
»Ich hätte sie nicht geheiratet. Ich sage lediglich, daß wir vielleicht ein wenig länger hätten zusammenbleiben können, wenn sie eine vernünftige Kindheit besessen hätte anstatt in dieser lächerlichen mittelalterlichen Bauerngesellschaft aufzuwachsen.«
»Nun, das erleichtert mich«, spottete sie.
»Was habe ich denn jetzt schon wieder Falsches gesagt?« rief er.
»Du warst Joshua, weiter nichts. Einen Augenblick lang dachte ich, du hättest dich tatsächlich weiterentwickelt. Hörst du dir denn niemals selbst zu? Sie besaß nicht die nötige Bildung, um ein Besatzungsmitglied der Lady Macbeth zu werden, deswegen konnte es keine funktionierende Beziehung zwischen euch geben. Nicht ein Gedanke, daß du dein Leben aufgeben könntest, um bei ihr zu bleiben.«
»Das kann ich nicht!«
»Weil die Lady Macbeth viel wichtiger ist als Cricklade, welches ihr Leben ist, richtig? Liebst du sie, Joshua? Oder fühlst du dich nur schuldig, weil eines der Mädchen, die du gevögelt und weggeworfen hast, möglicherweise von den Besessenen gefangen und versklavt wurde?«
»Meine Güte! Was willst du mir eigentlich in den Mund legen?«
»Gar nichts, Joshua. Ich versuche lediglich dich zu verstehen. Und dir zu helfen, wenn ich kann. Diese Sache ist wichtig für dich. Sie bedrückt dich. Und du mußt herausfinden warum.«
»Ich weiß aber nicht warum! Ich weiß nur, daß ich mich um Louise sorge. Vielleicht habe ich Schuldgefühle. Vielleicht bin ich wütend, weil das ganze Universum plötzlich gegen uns zu sein scheint.«
»Schon möglich. Wir alle fühlen uns im Augenblick ein wenig betrogen. Aber wenigstens unternehmen wir etwas dagegen. Du kannst nicht mit der Lady Macbeth nach Norfolk fliegen und sie retten; das geht nicht mehr. Und soweit es irgend jemand weiß, ist das hier die nächstbeste Möglichkeit, ihr zu helfen.«
Er schenkte ihr ein trauriges Grinsen. »Ja. Ich schätze, ich bin einfach zu selbstsüchtig, wie? Ich muß etwas unternehmen. Ich.«
»Das ist genau die Art von Selbstsucht, welche die Konföderation im
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